Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
wann immer du Informationen brauchst.«
»Genau«, pflichtete ihm der Kleinere bei. »Denkst du, wir würden deine Bücher nicht lesen?«
»Das tut ihr?«, fragte ich verblüfft.
»Jeder tut das«, sagte der Kleinere. Er zog eine Ausgabe des Romans Die blutige Leiche klagt an hervor und trat auf mich zu. »Würdest du es signieren?«
»Klar«, sagte ich und griff nach einem Stift.
»Könntest du schreiben: ›Für Vinnie, den einzigen Mann, den ich immer geangstet habe?‹«
»Du musst meinen Partner entschuldigen«, sagte der größere Gangster. »Er ist nie über die dritte Klasse hinausgekommen. Es heißt: Der einzige Mann, den ich immer gefürchtet habe.«
»Es hat mir in der dritten Klasse gefallen«, wehrte sich Vinnie.
Ich kritzelte eine Widmung und gab ihm das Buch zurück.
»Ich kann deine Unterschrift nicht entziffern«, sagte Vinnie, während er auf die Widmung starrte.
»Das geht in Ordnung«, versicherte ich ihm. »Ich habe den Roman sowieso nicht geschrieben. Ich dachte, jeder wüsste, dass Scaly Jim Chandler diese Bücher verfasst.«
»Deshalb ist das Buch so gut!«, rief der größere Gangster.
»Ich bin wirklich dankbar dafür, Wings«, sagte Vinnie. »Beinahe finde ich jetzt schade, was ich als Nächstes tun muss.«
Er versetzte mir einen Haken in den Bauch, und als ich zusammenklappte, zog er mir einen Knüppel über den Schädel, den ich zuvor gar nicht in seiner Hand gesehen hatte.
Ich spuckte Blut. Es schmeckte salzig. Das Salz belebte mich, und ich erwischte Vinnie mit einem linken Haken, aber ehe ich nachsetzen konnte, hatte mir sein Partner schon den Totschläger auf den Schädel gehämmert. Ich sah erste Bilder von Velma in ihren Klamotten und wusste daher, dass die Typen mich ernstlich verletzt hatten. Als ich mich wieder aufrichtete, waren meine Fäuste schon im Schwung, und ich erwischte Vinnie mit einer Rechten am Kiefer und den Blinden Benny mit einer Linken im Solarplexus.
»Weshalb zum Teufel schlägst du mich?«, wollte er wissen.
»Wenn ich Zeit für zielgenaue Schläge finde, erfährst du es als Erster«, knirschte ich über aufgerissene Lippen hervor.
Der Totschläger erwischte mich erneut, diesmal an der Schädelseite, und als ich zu Boden ging, deckten Vinnie und sein Partner meinen ungeschützten Körper mit Tritten ein, die einen Fußballspieler stolz gemacht hätten. Immer wieder knallte mir mal ein Fuß, mal ein anderer ins Gesicht. Ich spürte, wie der Knorpel in meiner Nase nachgab, und ich hörte das scharfe Knacken, als mir der Kiefer brach.
Schließlich zog Vinnie eine Pistole und zielte damit auf mich.
»Du kannst nicht behaupten, dass man dich nicht gewarnt hätte, Schnüffler«, sagte er und drückte ab. Fünf Kugeln gruben sich mir tief in Leber und Milz.
Das war es. Bislang war ich nur verärgert gewesen. Jetzt war ich richtig sauer!
(Ende des Auszugs)
ÜBER DEN AUTOR
Locus, das Fachmagazin für Science Fiction, führt eine Liste der Gewinner bedeutender Science-Fiction-Preise auf seiner Website. Mike Resnick nimmt dort den derzeit vierten Platz in der Allzeit-Rangliste ein und steht damit noch vor Isaac Asimov, Sir Arthur C. Clarke, Ray Bradbury und Robert A. Heinlein. Er hat von allen Autoren, lebenden wie toten, für Science-Fiction-Kurzgeschichten die meisten Preise gewonnen.
Mike wurde am 5. März 1942 geboren. Er verkaufte seinen ersten Artikel 1957, die erste Kurzgeschichte 1959 und das erste Buch 1962.
Von 1959 bis 1961 besuchte er die Universität Chicago, gewann als Mitglied der Fechtmannschaft drei Auszeichnungen, begegnete Carol und heiratete sie. Die gemeinsame Tochter Laura wurde 1962 geboren und wurde später selbst Schriftstellerin, und sie gewann zwei Preise für ihre romantischen Romane und den Campbell Award 1993 als bester neuer Science-Fiction-Autor.
Mike und Carol entdeckten das Science-Fiction-Fandom 1962 und besuchten 1963 ihren ersten Worldcon, und nach fünfzig eigenen SF-Büchern betrachtet sich Mike weiterhin als Fan und schreibt häufig Artikel für Fanzines. Er und Carol nahmen in den 1970ern in von Carol entworfenen Kostümen an fünf Worldcon-Kostümwettbewerben teil und gewannen viermal den Titel.
Mike schuftete von 1964 bis 1976 anonym, aber einträglich und verkaufte in dieser Zeit mehr als zweihundert Romane, dreihundert Kurzgeschichten und zweitausend Artikel, fast alle unter Pseudonym und zumeist unter der Rubrik »für Erwachsene«. Er war Herausgeber von sieben verschiedenen Boulevardzeitungen und
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