Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
ihre Handgelenke, dann die Ratten, dann Marius und stürmten plötzlich zurück in die Gasse.
»Nicht schlecht«, fand Mallory.
»Nicht schlecht?«, wiederholte Marius. »Das war gottverdammt brillant!«
»Geht ihr ruhig weiter zur Ausstellung«, sagte Felina und schlich auf Zehenspitzen durch den Schnee auf die Ratten zu. »Ich sorge dafür, dass die armen Dinger keine Schmerzen erleiden.«
»Jedenfalls nicht lange«, sagte Mallory trocken.
»Süße kleine pelzige kleine mollige kleine Dinger!«, schnurrte Felina.
»Du hast ein großes Herz«, fand Mallory.
»Ich hole euch in ein paar Minuten wieder ein«, sagte sie, während eine der Ratten Richtung Gasse zu fliehen versuchte und Felina ihr diesen Ausweg versperrte.
»Gehen wir«, sagte Mallory zu seinen übrigen Begleitern. »Es ist zu kalt, um herumzustehen und auf sie zu warten. Außerdem spielt sie gern mit ihrem Essen. Das möchte man wirklich nicht mit ansehen.«
Sie setzten ihren Weg fort. Dieser Teil der Stadt war im Übergang; elegante siebzig Jahre alte Gebäude und hässliche zwanzig Jahre alte Gebäude wurden abgerissen und durch charakterlose zwanzig Wochen alte Gebäude ersetzt, obwohl dieselben Gauner und Schnorrer – teils Menschen, teils Echsen, teils jeder Einordnung trotzend – sich an die Veränderung angepasst hatten und ihren üblichen Geschäften nachgingen.
Mallorys Gruppe lernte das ganze Spektrum unternehmerisch gesinnter Goblins kennen, die schier alles verkauften, von Grundstücken in den Everglades über dicke philosophische Wälzer von Descartes und Schopenhauer (aber voller ganzseitiger pornografischer Illustrationen zur Auflockerung des Textes) bis hin zu Flohzirkussen, komplett mit Drahtseilen und Trapezen. Als sie sich dem Madison Round Garden auf weniger als einen Häuserblock genähert hatten, hatte uniformierte Polizei – teils Menschen, teils mit schuppigen grauen Schwänzen – die Goblins vertrieben, und Felina stieß wieder zu der Gruppe, als diese die letzte Etappe zur Arena zurücklegte.
»Ich hoffe, du hattest deinen Spaß«, sagte Mallory zu Felina.
»Das waren tolle Spielgefährten!«, berichtete Felina glücklich und unterdrückte einen damenhaften Rülpser.
»Was ist das da vorne?«, fragte Dawkins und deutete auf eine Menschenmenge, die sich vor dem Garden versammelt hatte.
»Ich weiß nicht«, antwortete Mallory. »Sie stehen nicht für Eintrittskarten an.«
»Ich wittere Rauch«, sagte Belle.
Mallory runzelte die Stirn. »Etwas brennt.«
»Noch nicht«, entgegnete Marius, der hinüberstarrte. »Etwas hängt, und sie versuchen, es in Brand zu stecken.«
»Oh, das ist vermutlich der Herzlose Hermann«, sagte Dawkins kenntnisreich.
»Der Trainer der Manhattan Misfits?«, fragte Mallory.
»Na ja, er steht schließlich bei drei und neunundvierzig«, sagte Dawkins.
»Also verbrennen sie eine Puppe von ihm«, sagte Mallory achselzuckend. »Nach solchen Leistungen muss man damit rechnen.«
»Sie hängen keine Puppe, John Justin«, wandte Winnifred unvermittelt ein, die die Szene forschend betrachtete. »Sie hängen ihn! «
Mallory starrte selbst einige Sekunden lang hinüber. »Ach du dickes Ei!«, sagte er. »Das ist er!«
»Es schneit«, bemerkte Felina. »Vielleicht wird ihn das Feuer wärmen.«
»Tretet zurück!«, kommandierte Winnifred und trat vor.
Ein einzelner Schuss krachte. Die Kugel durchtrennte den Strick, der Hermann hielt, und er fiel zu Boden, ehe die Leute ihn anzünden konnten. Winnifred hielt die Schusswaffe für alle weiterhin deutlich sichtbar, während sie sich einen Weg durch die Menge bahnte.
»Schämt ihr euch eigentlich gar nicht?«, wollte sie wissen.
»Da kannste drauf wetten!«, erklärte ein Mann angewidert. »Ich schäme mich dafür, dass ich jemals eine Dauerkarte für die Saison erworben habe, als sie bekanntgaben, dass der Herzlose Hermann Trainer sein würde.«
»Ich schäme mich dafür, dass wir nicht früher daran gedacht haben«, setzte eine Frau hinzu.
»Ich möchte, dass ihr mit diesem Mist aufhört und euch wieder um euren eigenen Kram kümmert«, sagte Winnifred.
»Sei nicht albern!«, verlangte eine weitere Frau. »Hermann aufzuhängen ist unser Kram!«
Winnifred gab einen Schuss in die Luft ab. »Ihr habt mich schon verstanden!«
»Die fette Tusse hat Mumm«, flüsterte Belle. »Das muss ich ihr lassen.«
»Ja, den hat sie«, sagte Mallory voller Bewunderung.
»Sie ist eine Mordsportion von Frau«, stimmte Marius zu.
»Ich würde es nicht
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