Juwel meines Herzens
gerade einen Tauchgang absolvieren. Sechs Männer, Bellamy eingeschlossen, tauchten abwechselnd bis auf den Grund. Sie schaufelten Schlamm in einen großen Korb und zogen dann an einem Seil, damit die Mannschaft ihn von oben einholte. Jewel musste sich anschließend durch das arbeiten, was sie gefunden hatten. Es war eine anstrengende Arbeit, und sosehr sie sich jetzt auch nach Nolan und seiner Sicherheit sehnte, so wenig wollte sie ihn von seiner Aufgabe ablenken.
Sie musste einfach auf ihn vertrauen, dass er ihren Vater eines Besseren belehren würde. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würde es zu einem Kampf zwischen den beiden kommen, aber zumindest hätte sie dann den Beweis, dass … Jewel wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu führen, sondern blickte stattdessen wieder zu ihrem Vater zurück.
Bellamy musste gesehen haben, dass sie von Verwirrung und Zweifel geplagt wurde. »Er hasst mich mehr, als er dich jemals lieben könnte. Und du wirst diesem Hass später noch Zunder geben, weil du meine Tochter bist.«
Jewel ließ sich auf die Knie sinken und wühlte wie wild in dem Schlamm herum. »Tyrell sieht erschöpft aus. Ich glaube, es ist an dir, mit Nolan abzutauchen.«
Bellamy lächelte in sich hinein. Es war ein kaltes Lächeln. Jewel gefror das Blut in den Adern. »In der Tat«, sagte er. »Das ist es.«
Er schlenderte weg und nahm mit, was von ihrem Herzen noch übrig gewesen war.
Die Oberfläche des Teiches kräuselte sich unter einer beständig aufsteigenden Anzahl von Luftbläschen. Jewel blickte zu Wayland. »Was hat das zu bedeuten?«
»Sie werden in einer Minute raufkommen. Hör auf, so herumzurennen, Mädchen, das erschöpft mich nur noch mehr«, antwortete Wayland, ohne die Augen zu öffnen. Er lag flach auf dem Boden und hatte die Hände auf seiner Brust gefaltet. Sein Hemd lag zum Kissen zusammengeknüllt unter seinem Kopf. In Wahrheit war er noch dürrer, als er in seinen zu großen Kleidern wirkte, aber in seiner drahtigen Gestalt wohnte überraschend viel Kraft. Schon seit dem frühen Morgen hatte er die schweren Körbe mit Schlamm und Münzen an die Wasseroberfläche gezogen. Jewel hatte ihn noch nie so hart arbeiten sehen. Wahrscheinlich spornte ihn das Gold an.
Jewel ging noch einmal am Ufer des Teiches entlang. Die Kreise, in denen die aufsteigenden Blasen aufgingen, drifteten in langsamer Selbstvergessenheit auf sie zu. Sogar die Oberfläche des Wassers leuchtete in der untergehenden Sonne golden. An diesem einen Tag hatte sie mehr als genug Gold gesehen. Bald würde es dunkel werden. Eigentlich hatte es weder einen Grund für Nolan gegeben, noch einmal unterzutauchen, noch für Bellamy, ihn freiwillig zu begleiten.
Der Großteil der Crew hatte sich bereits mit dem gehobenen Schatz auf den Rückweg zum Strand gemacht. Alle Männer waren bis an ihre Grenzen gegangen, und sogar die Reichtümer konnten sie im Moment nicht mehr stärker locken als die Aussicht auf die dringend benötigte Ruhe. »Tyrell? Könntet Ihr nicht hinabtauchen und nach ihnen sehen?«
Der Leutnant hob träge den Kopf von seinem Arm, den er als Kissen benutzt hatte, während er im Schatten einer geneigten Palme in den Schlaf geglitten war. Langsam öffnete er die Augen. »Zieht einfach am Seil, dann wird er Euch ein Zeichen geben.«
Alle Taucher hatten sich Seile um die Hüfte geschlungen, um sicherzugehen, dass sie zur Oberfläche zurückfanden, sollten sie die Orientierung verlieren. Sie waren schon erschöpft gewesen, lange bevor sie auch nur die Hälfte des Schatzes gehoben hatten, aber die Aufregung und Neugier hatte sie immer weiter angetrieben. Sie hatten weitergearbeitet, bis sich mehr Schlamm als Gold neben dem See türmte.
Jewel hob ein Knäuel von drei Tauen an. Je eins ihrer Enden war an einem Baum festgebunden, das andere entweder an einem Korb oder um die Hüfte eines Mannes. Eines musste zu Bellamy führen, eines zu Nolan und das dritte zu dem Korb, den sie mit nach unten genommen hatten.
Jewel näherte sich dem Wasser mit allen drei Seilen in den Händen. Plötzlich straffte sich eines von ihnen, und Bellamy erschien keuchend an der Oberfläche. Jewel ließ sein Seil fallen, bevor er wieder zu Atem kam, und hielt die anderen beiden zusammen. »Wo ist Nolan?«
Bellamy schwamm zu ihr hinüber. »Er hatte einen Unfall. Ich konnte nichts tun.«
Panisch zog sie an den anderen beiden Seilen, bis ein Ende über das sandige Ufer glitt. Es war ausgefranst und tropfnass. Und es
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