Juwel meines Herzens
dominant-überlegene Haltung, oder ihn scherte der Ärger, den er verursachte, tatsächlich einen Dreck. »Ich habe gesehen, wie sich Nolans Muskeln anspannten, als er sagte, dass er mir meinen gerechten Anteil am Schatz überlassen würde.«
Jewel griff nach dem Korb und schüttelte ihn stärker als nötig. Schlammüberzogene Münzen fielen heraus. Vielleicht würde Bellamy wieder gehen, wenn sie ihn nur lange genug ignorierte.
»Es nagt an ihm, weißt du – das Wissen, dass ich einen Anteil von Kents Schatz bekommen werde. Über die Jahre hinweg hat sich dieses Gefühl in seinem Magen entzündet und lodert nun lichterloh.«
Jewel schaufelte zwei weitere Ladungen des Seebodens in das Sieb. Schlamm spritzte ihr auf die Wangen. Als sie ihn wegwischte, merkte sie, dass sie vergessen hatte, die vorher gewaschenen Münzen herauszunehmen. »Verdammt, warum lässt du mich nicht in Ruhe?«
»Weil ich dein Vater bin.« Bellamy stieß sich vom Baum ab. Sein Grinsen war verschwunden. »Es gibt so unglaublich viele Frauen auf der Welt, deshalb ist es nicht richtig, dass sich Nolan ausgerechnet meine Tochter aussuchen musste.«
Jewel warf ihren Korb beiseite und sprang auf. »Du warst es, der mich verlassen hat. So wie ich das sehe, hast du weder ein Recht noch irgendeinen Anspruch auf mich.«
Bellamy schlug mit den Fäusten gegen seine Brust. »Du bist mein Blut, Jewel! Und mit den Jahren wird Nolan in deinen grünen Augen die meinen sehen. Genau das wird er tun, darauf gebe ich dir mein Wort. Und dann wird er daran denken, wie sehr er mich hasst und was er alles für dich geopfert hat. Was soll aus so einer Verbindung schon werden?«
»Was zwischen uns ist, hat nichts mit dir zu tun!« Wie oft hatte ihr Nolan das schon versichert? Aber damals hatte sie es nicht geglaubt, und auch jetzt war sie sich nicht sicher, ob sie es tat.
»Nolan war schon immer beliebt bei den Frauen. Er hätte sich auch eine reiche Erbin aussuchen können, eine Dame von Stand oder zumindest eine vermögende Witwe. Es gibt einige Leute, die nichts von seinem Großvater wissen, aber die, die darüber informiert sind, halten Nolan für heiliger als seinen Vater, der schon längst alle Familiensünden abgebüßt hat.« Bellamy musterte seine Tochter von unten bis oben. »Dann verrate mir bitte unter diesen Voraussetzungen, warum er ausgerechnet eine dürre, uneheliche Tavernenhure zu seiner Braut machen sollte?«
Jewel verschlug es den Atem. Ihr drohte, schwarz vor Augen zu werden. Sie blickte sich nach etwas um, womit sie ihren Vater bewerfen konnte. Aus dem Augenwinkel sah sie den Korb mit den noch immer verdreckten Münzen. Sie drehte sich um, griff sich eine Handvoll nassen Schlamm und schleuderte ihn ihm ins Gesicht. Das schlürfende Geräusch, als der Matsch sein Ziel erreichte, holte sie wieder in die Realität zurück. Einen Augenblick lang stand er da, der schwarze Schlamm troff ihm vom Gesicht und verteilte sich über seine Brust. Ihr Vater wirkte ebenso erschrocken wie sie.
Mit langsamen, präzisen Bewegungen, als nehme er gerade Tee und Kuchen mit dem König von England zu sich, wischte er sich den Dreck aus Augen und Gesicht. »Du weißt also, was ich meine.«
In Jewels Brust verebbte ihre Wut. Sie wusste keine Antwort auf seine schmerzlich wahre Bemerkung, und die Stille, die zwischen ihnen hing, machte dies nur umso deutlicher.
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis seine Rachegelüste mir gegenüber weniger werden und er anfängt, sie an dir auszulassen. Die Beziehung wird für dich kein glückliches Ende nehmen, Jewel. Ich merke doch, wie du ihn ansiehst. Es ist zu offensichtlich, wie vernarrt du in ihn bist. Aber er benutzt dich nur, um mir eins auszuwischen. Er fühlt nicht das Gleiche wie du.«
Jewel rieb sich mit den Handrücken die Schläfen, wollte nichts mehr hören, trotzdem hallten seine grässlichen Worte in ihren Gedanken noch immer nach. »Hör auf. Er ist nicht wie du.«
»Das stimmt. Ich kenne Nolan besser als jeder andere. Ich habe ihn aufwachsen sehen, und er ist tatsächlich
nicht
wie ich. Er ist schlimmer. Vielleicht glaubt er noch, dass er sich wirklich etwas aus dir macht, aber ich bin die treibende Kraft, die an seinem Leben zehrt. Ich bin derjenige, der ihm nicht aus dem Kopf geht, und für immer und immer wird er diesen Hass bekämpfen wollen, aber es nicht können.«
Jewel blickte zum Teich und suchte das Ufer nach Nolan ab, wo Tyrell es sich jetzt bequem gemacht hatte und nach Atem rang. Nolan musste
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