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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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zu hören«, zischte Nolan.
    Die restliche Fahrt über waren nur noch die sanft durch das Wasser gleitenden Ruder zu hören. Beide Männer schienen so viel Erfahrung zu haben, dass kaum ein Platschen sie verriet. Jewel gab sich alle Mühe, sich still zu verhalten, obwohl aus einem Dreispitz eine Feder ragte und sie an der Nase kitzelte. Sie zog ihr Schwert eng an ihren Körper, damit es unter den Kleidern nicht hervorstand.
    Sie war sich noch unsicher, was sie tun würde, wenn sie ihr Ziel erreicht hatten, aber sie wusste, dass sie unbedingt dabei zu sein hatte. Ihr altes Leben hatte sie aus einer Laune heraus aufgegeben, und wenn sie die Kontrolle über ihr neues behalten wollte, musste sie weiterhin ihren Instinkten vertrauen, anstatt es widerstandslos von anderen bestimmen zu lassen. Bisher hatte sich ihr Bauchgefühl immer als richtig erwiesen – bei der Entschlüsselung der Karte sowie bei der Entscheidung, sich auf dieses Abenteuer zu begeben. Nolan musste verrückt sein, wenn er tatsächlich vorhatte, seine Besatzung allein zurückzuerobern.
    Dann wurden sie langsamer, und selbst das schwache Geräusch der Ruder verklang. Tyrells Stimme drang schwach zu ihr übers Wasser – dann wurde sie immer lauter. »Aye, du verdammter … Ich weiß, dass Sheila bei dir an Bord ist!« Seine Worte hallten zu Jewel hinüber, wurden leiser, dann wieder lauter, doch die Antwort von dem anderen Schiff war nicht zu verstehen. Sekunden später hörte Jewel andere Männer in das Gegröle einstimmen. Die Besatzung der
Integrity
sorgte für lautstarke Ablenkung!
    »Und du meinst, du schaffst es hinauf, ohne abzustürzen?«, flüsterte Wayland Nolan zu.
    »Ich bin schon früher Ankerketten hinaufgeklettert. Wenn ich oben bin, werfe ich eine Strickleiter aus, mit der die Männer es einfacher haben werden, das Schiff zu verlassen. Positioniert Euch mit dem Boot direkt darunter.« Nolans Stimme klang jetzt erstaunlich nah; Jewel vermutete, dass Wayland die beiden Boote mit seinen Händen zusammenhielt.
    »Erst willst du an nichts erinnert werden, und dann gibst du mit deinen Heldentaten auch noch an«, murmelte der alte Pirat.
    »Schhh«, Nolans gezischter Befehl beendete die Diskussion.
    »Meine Rede, er sagt das eine und meint das Gegenteil«, flüsterte Wayland, laut und deutlich genug, dass sie ihn verstehen konnte. Sie verkrampfte sich, aber als er nicht weitersprach, atmete sie beruhigt durch und nahm an, dass er mit sich selbst redete. Ein paar vorsichtige Ruderschläge ließen sie abdriften, bis ihr Boot hart gegen etwas stieß.
    Jewel wartete ab, unsicher, was sie tun sollte. Mit Sicherheit würde Wayland sie entdecken, es sei denn, er brach sein Versprechen und folgte Nolan an Bord. Dann war ein anderes Geräusch zu hören, eindeutig das Rasseln und Knarzen eines Seils. Eine Strickleiter wurde von der
Neptune
heruntergelassen, und das Skiff geriet ins Schlingern, als Wayland sich erhob, um die Leiter zu sich zu ziehen.
    »Sieht aus, als hätte er es geschafft«, sagte er. »Man könnte doch meinen, er müsste bald von selbst merken, dass er sich nicht wirklich von dem Mann unterscheidet, der er früher mal war. Aber jetzt hält er sich für herausgeputzt und gebildet. Doch Bildung lässt einen noch lange keine Ankerkette hinaufsteigen, und warm hält sie einen in der Nacht auch nicht.«
    Jewel hatte nie mitbekommen, dass Wayland so häufig Selbstgespräche führte. Sie gingen ihr auf ihre ohnehin schon angespannten Nerven. Aber in erster Linie quälte sie der Gedanke daran, was sie als Nächstes tun sollte.
    »Was meinst du, Jewel?«, fragte Wayland.
    Sie schob sich ihre Faust in den Mund, um nicht vor Panik und Aufregung laut zu keuchen. Bildete er sich ihre Anwesenheit nur ein, oder wusste er davon? Er klang so nüchtern, als wäre ihr Hiersein so normal wie Tee mit Milch.
    »Na los, Mädchen. Tu, wozu du hergekommen bist«, sagte er merklich ungeduldiger.
    Als Jewel sich aufsetzte, fielen die Kleider, in denen sie sich verborgen hatte, um sie herum auf den Boden des Bootes. »Woher wisst Ihr …?«
    Wayland saß auf einer Bank in der Mitte des Bootes und hatte ein langes Ruder durch eine Sprosse der Strickleiter gesteckt, damit sie nicht abtrieben. »Du bist so durchschaubar wie das Gesöff, das Nolan uns ständig als Grog serviert. Wenn er nicht so in dich vernarrt wäre, hätte er dich schon längst durchschaut.«
    Jewel rückte ihre Kleider und die Schwertscheide gerade. »Danke, dass Ihr mich nicht verraten

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