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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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wieder loszulassen. »Hey, Martin, siehst du irgendwelche …?«
    Die Stimme stockte abrupt. Die zweite Wache hatte Nolan und ihren auf Deck liegenden Kameraden entdeckt. Das schleifende Geräusch von Stahl, der aus einer Scheide gezogen wird, erklang. Auch Nolan zog sein Schwert. Mit klirrenden Waffen nahmen sie den Kampf auf. Nolan stieß wieder und wieder zu, um seinen Gegner mit seiner Verteidigung zu beschäftigen, so dass er nicht dazu kommen würde, Verstärkung zu rufen. Jewel musste daran denken, wie sie Nolan zuletzt hatte kämpfen sehen. Damals, als er in der sandigen Gasse vor dem »Quail and Queen« ihren Vater herausgefordert hatte und haushoch unterlag, war er noch ein ungeschickter Jugendlicher gewesen. Sie konnte nur beten, dass sich seitdem sein Können verbessert hatte. Doch den hektischen Paraden seines Gegners nach zu urteilen, schien das eindeutig der Fall zu sein.
    Jewel drückte sich an der Seite des Schiffes im Verborgenen entlang, während sie zusah, wie Nolan kämpfte. Er drängte seinen Gegner in Richtung Heck der
Neptune,
von ihr weg. Nolan schien mühelos zu gewinnen, bis er plötzlich nach links taumelte und sein Gegner mit dem Schwert seinen Arm erwischte. Nolans gezischter Schmerzenslaut war über das ganze Deck hinweg zu hören.
    Der andere Wachmann, den Nolan niedergeschlagen hatte, war währenddessen wieder zu sich gekommen. Er kroch zu den Kämpfenden und umfasste Nolans Knöchel. Geistesgegenwärtig kroch Jewel hinterher, griff nach dem Stiefel des Mannes und versuchte, ihn fortzuziehen, ehe er noch mehr Schaden anrichten konnte.
    Er stieß sie mit Leichtigkeit weg. Sie fiel hart auf ihre Seite, war aber schneller als er wieder auf den Beinen. Da er von dem Schlag auf den Kopf noch benebelt war, hatte sie genügend Zeit, um ihr Schwert zu ziehen. Reglos blieb sie stehen, wie Harvey es ihr beigebracht hatte. Ihr Herz schwoll in ihrer Brust. Noch nie hatte sie ernsthaft gekämpft, aber die Aufregung in Verbindung mit ihrer Angst berauschte sie so sehr, dass sie kaum mehr einen klaren Gedanken fassen konnte. Verzweifelt versuchte sie, sich an Harveys weitere Anweisungen zu erinnern.
    Auch ihr Gegner zog nun selbstsicher sein Schwert – trotzdem konnte man ahnen, dass Nolans Schlag Spuren bei ihm hinterlassen hatte. Seine schwerfälligen Bewegungen könnten ihre Rettung sein. Seine Klinge traf die ihre, so dass ihr Arm von der Gewalt erzitterte. Dann konnte sie auch neben sich Schwerter klirren hören. Nolans Verwundung schien ihn zu behindern, denn es klang, als würde er um sein Leben kämpfen. Die schleppenden Reaktionen ihres eigenen Gegners gewährten Jewel Zeit, sich zu sammeln. Sie lockerte ihren Griff, beugte die Knie leicht und stieß in der Hoffnung zu, dem ungeschickten, verletzten Wachmann das Schwert aus den Händen zu schlagen.
    Doch seine Reflexe kehrten schneller zurück, als sie erwartet hatte, und er parierte, ohne dass sie Zeit gehabt hätte, einen neuen Angriff zu beginnen. Zum Glück kamen ihr die Anweisungen aus ihren täglichen Übungsstunden wie von allein wieder in den Sinn. Sie begegnete seinem Stoß, und der Kampf war in vollem Gang. Das Schwert war zu einer Verlängerung von Jewels Körper geworden. Der Mann trat einen Schritt zurück und nahm wieder Position ein, als ob er beschlossen hätte, seinen Gegner von nun an ernst zu nehmen.
    Jewel verbannte alle Gedanken und ließ ihre Übung die Arbeit erledigen. Stoß nach rechts, Parade nach links. Nach der freien Stelle suchen, die es zu treffen gilt.
    Sie täuschte nach unten an. Ihr Gegner folgte der Bewegung und bot ihr somit ein ungedecktes Ziel. Hart stieß sie zu. Die Klinge versank mitten in der Brust ihres Feindes. Taumelnd stolperte er ein paar Schritte zurück, während sich Jewel bereits auf seinen nächsten Angriff vorbereitete. Sogar im Dunkeln konnte sie sein überraschtes Gesicht sehen, als er auf die Knie fiel. Und erst dann bemerkte sie einen roten Fleck, der sich auf seinem weißen Hemd ausbreitete. Noch immer hielt er sein Schwert umklammert, aber es hing kraftlos an seiner Seite herab.
    Sie blickte auf ihre blutige Klinge. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie, statt des abgesägten Besenstiels, mit dem sie mit Harvey geübt hatte, eine tödliche Waffe in Händen hielt. Sie ließ ihr Schwert fallen und lief zu dem Mann hinüber, der mittlerweile zu Boden gegangen war. Er hatte sich auf die Seite gerollt, seine Beine waren in einem seltsamen Winkel ausgestreckt. Er hatte aufgehört zu

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