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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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einmal, wer du wirklich bist.«
    Unbewegt stand er da und forderte sie mit seinem Blick heraus, ihn zu schlagen. »Du weißt ganz genau, wer ich bin. Ich bin derselbe Mann, der in einer Gasse hinter dem ›Quail and Queen‹ mit deinem Vater um seine Freiheit gekämpft hat. Damals habe ich verloren. Später habe ich gewonnen. Und ich habe nichts getan, um dir weh zu tun. Ganz im Gegenteil, aber natürlich kann ich nicht erwarten, dass du das verstehst. Und falls du dich daran erinnerst, habe ich von Anfang an versucht, Abstand zwischen uns zu wahren.«
    Sie konnte das ungehaltene Kräuseln seiner Lippen und seinen angespannten Ausdruck nicht länger ertragen. Ihn zu schlagen, kam für Jewel nicht mehr in Frage. Sie konnte diesen distanzierten Fremden, der an die Stelle des Mannes, von dem sie fälschlicherweise gedacht hatte, ihn zu lieben, nicht einmal mehr ansehen. »Und was hast du dir dabei gedacht, als du dir die Karte holen gekommen bist?« Eigentlich wollte sie ihn fragen, was er sich dabei gedacht hatte, als er sie – die Tochter seines Feindes – letzte Nacht geliebt hatte, aber seine grobe Zusammenfassung hatte es ihr bereits verraten.
    »Ich habe mir nur mein Eigentum zurückgeholt. Die Karte gehörte mir. Schon immer.« Sein Ton war bitter wie zuvor. Er hatte sich keineswegs beruhigt, ganz im Gegenteil, er wurde immer wütender.
    Jewel musste an den jungen englischen Wachsoldaten denken, den sie getötet hatte. Seiner Mutter oder Schwester gegenübertreten zu müssen, würde sie wohl kaum ertragen können. Und falls er ein Kind hatte – sie betete darum, dass er noch zu jung dafür gewesen war –, würde sie an der Schuld zugrunde gehen. Der bloße Gedanke daran, dass sie vielleicht die Verantwortung für die gleiche Einsamkeit eines Jungen oder eines Mädchens tragen musste, unter der sie in ihrer Kindheit und Jugend gelitten hatte, würde sie vor Gewissensbissen nicht wieder froh werden lassen. Der Nolan, den sie zu kennen geglaubt hatte, konnte etwas Derartiges nicht tun und es ihr dann mit dieser kalten distanzierten Haltung mitteilen. Er musste eine Erklärung dafür haben. Er musste einfach. »Wie konntest du mir gegenübertreten?«
    »Ich habe dich nicht an Bord meines Schiffes eingeladen. Du hast dich versteckt, und als ich nichts mit dir zu tun haben wollte, hast du dich weiter in mein Leben gedrängt. Es gibt keinen anderen Ausweg.«
    Wieder nagte die Wahrheit an ihrem Gefühl, von ihm vollkommen verraten worden zu sein. Sie hatte ihn gezwungen, eine Frau in ihr zu sehen, als er wild entschlossen gewesen war, sie nicht zu beachten. In dem verzweifelten Versuch, ihn – koste es, was es wolle – an sich zu binden, hatte sie sogar auf den Rat des verruchten alten Wayland gehört, dessen einzige Erfahrungen mit Frauen zweifellos von Prostituierten stammten. »Das wusste ich nicht. Aber du hast mir nicht die Wahrheit gesagt. Wenn ich gewusst hätte, dass –«
    »Kein anderer kennt die Wahrheit, warum also ausgerechnet du? Du wolltest eine Art Held in mir sehen, aber ich bin nur ein einfacher Mann. Du hast mit meinen Bedürfnissen gespielt und ich mit deiner Verletzlichkeit. Wir haben einander benutzt, und jetzt müssen wir für unsere Fehler bezahlen, so einfach ist das.«
    Sie wich vor ihm zurück. Nolan hatte in dem Wissen, ihren Vater getötet zu haben, das Bett mit ihr geteilt. Er hatte es bewusst getan.
    Röte breitete sich auf Nolans Gesicht aus, und eine Ader an seinem Hals pulsierte schnell. »Du wirst mich heiraten«, sagte er. Verglichen mit seinem Äußeren war seine Stimme erschreckend ruhig. »Und glaub mir, mir gefällt die Aussicht darauf auch nicht besser als dir.«
    »Ich werde dich nicht heiraten. Du bist ein Mörder!« Dass er sich so offensichtlich überhaupt nichts aus ihr machte, rückte die letzte Nacht in ein umso niederträchtigeres Licht.
    »Auch du hast jemanden umgebracht!« Seine Hände krampften sich zu Fäusten zusammen.
    Bei seiner Anschuldigung zuckte sie zusammen. Ein Schluchzen drang aus ihrer Kehle, und sie wandte sich um. Sie hasste es, Schwäche zu zeigen. »Geh! Lass mich in Ruhe! Ich will nie wieder etwas mit dir zu tun haben.«
    Er trat zu ihr. Sein Atem streifte ihren Nacken. Nach einem langen Augenblick sprach er leise: »Was ich gesagt habe, tut mir leid. Es ist nicht wahr. Du hast dich selbst und mich verteidigt.« Sanft legte er ihr eine Hand auf die Schulter, aber sie entzog sich ihm mit einem Ruck. Seine Stimme wurde wieder rauh. »Benimm

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