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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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Zweifel erinnerte sich Tyrell gerade daran, wie knapp er diesem Schicksal entronnen war.
    Jewel hielt sich stocksteif und starrte wieder in die Ferne, während Wayland seine verfaulten Zähne wie ein räudiger Köter kurz vor dem Sprung bleckte. Nolan musste sich nicht einmal im Spiegel betrachten, um zu wissen, dass er wie ein finsterer Geier wirkte, der über allen potenziellen Opfern kreiste. Wahrscheinlich ähnelte er dabei auch noch seinem Vater auf der Kanzel, wenn er vom Fegefeuer predigte, mit dem Unterschied, dass Nolan wohl eher für den steinigen Weg dorthin stand und nicht für die Erlösung am Ende.
    Noch nicht einmal Bellamy konnte er die Schuld an dieser traurigen Versammlung geben. Er selbst, Nolan, hatte alles selbst herbeigeführt. Jewel von seiner schrecklichen Rolle zu erzählen, die er beim Tod ihres Vaters gespielt hatte, war richtig gewesen, aber er hätte es schon viel früher tun und dabei einfühlsamer vorgehen müssen. Er hatte die knappe Darstellung der Tatsachen vielmehr gewählt, um ihn selbst und nicht sie zu strafen. Als er ihr erklären wollte, was es in ihm ausgelöst hatte, als er sie zum ersten Mal sah, und dass ihm in dem Moment klargeworden war, dass er Bellamy nicht nur um seiner selbst willen besiegen musste, sondern vor allem, um sie davor zu schützen, dass ihr Vater jemals preisgab, wo die Karte versteckt war – als er ihr all das sagen wollte, erkannte er plötzlich, dass sie, würde er seinen Plan in die Tat umsetzen, nur sich selbst die Schuld gegeben hätte. Damit hätte er ihr die Verantwortung für eine Entscheidung zugeschoben, die er ganz allein getroffen hatte. Außerdem wollte er vermeiden, dass sie erfuhr, wie ihr Vater sie aufgrund seiner selbstsüchtigen Absichten in Gefahr gebracht hatte.
    Als er bemerkte, wie leicht sie mit Tyrell Freundschaft geschlossen hatte – etwas, das zwischen Jewel und ihm niemals sein konnte –, war er schier verrückt geworden, panisch, dass sie ihn hassen könnte. Wahrscheinlich hatte er befürchtet, dass er die Wahrheit etwas zurechtstutzen und sie somit auf seine Seite ziehen – oder noch schlimmer –, um ihre Gnade bitten würde. Denn Letzteres hatte er nicht verdient. Natürlich hätte er sich nicht darüber Gedanken machen müssen. Es gab schlicht und einfach keinen richtigen Weg, seiner zukünftigen Braut zu sagen, dass man ihren Vater getötet hatte.
    Nolan biss die Zähne zusammen. Alle warteten darauf, dass er mit der Zeremonie begann, aber niemand wagte, etwas zu sagen. Trotz des vielen Kummers, den er ihr verursachte, bereute er seine Tat nicht. Er wollte Jewel heiraten. Durch diesen Gedanken wurde etwas in Nolan gelöst. Etwas, gegen das er nun nicht mehr länger ankämpfen musste. Hatte er sich alles vielleicht zu schwer gemacht?
    Als er sie ansah, spürte er, wie sich seine angespannten Züge relaxten. Die Sonne verfing sich in ihrem dunklen haselnussbraunen Haar, entflammte die wenigen rötlichen Strähnen, die sich in ihrer Zeit in den Tropen verfärbt hatten und nun sein Begehren weckten, sie zu berühren. Sie war so schön, so himmlisch. Er sehnte sich danach, ein richtiger Bräutigam zu sein, wenn sie ihm das nur zugestehen würde. Er wäre ein liebevoller Mann und ein guter Vater. Wenn sie ihm die Chance gewährte, würde er alles wiedergutmachen: die Vergangenheit, ihre einsame Kindheit, die Not, die sie gelitten hatte, und vor allem seine harschen Worte vom heutigen Morgen. Nie wieder müsste sie sich nach etwas sehnen.
    Ein harter Stoß in die Seite riss ihn aus seinen Gedanken. Als er an sich hinuntersah, entdeckte er die Spitze von Waylands gebogenem Buschmesser an seinen Rippen. Der Pirat fletschte die Zähne, wobei er eigentlich mehr Gaumen als Gebiss zeigte. »Fang endlich an. Sonst überlegst du es dir noch anders.«
    Nolans Blick wanderte wieder hinüber zu Jewel. Nervös starrte sie zurück. Hoffte sie vielleicht, er würde einen Rückzieher machen? Dann würde er sie enttäuschen müssen. Jetzt war es zu spät, um es sich noch einmal anders zu überlegen. Nolan legte seine Handfläche an Waylands Klinge und schob sie weg. Nur das Bewusstsein seiner eigenen Schuld hielt ihn davon ab, dem alten Mann gegenüber einen scharfen Ton anzuschlagen. Ein Vater hätte nichts anderes getan – außer natürlich Jewels. Bellamy hätte Nolan einfach mit einer entsprechenden Narbe an der noch nicht verwundeten Schulter verziert.
    Er räusperte sich. »Wir haben uns heute hier versammelt …« Das

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