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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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überlegen.
    Doch als er die Augen öffnete, erblickte er nur Jewel vor sich, und seine Kraft kehrte zurück. Sanft nahm er ihre linke Hand und steckte ihr den Ring an ihren Finger. Er war zu groß, so dass sie eine Faust machen musste, damit er nicht vom Finger rutschte. Als sich ihre Hand um den Ring seines Großvaters schloss, begann sich in Nolan Hoffnung zu regen. Vielleicht hatte er damit ja einen Kreis geschlossen, und seine Heirat mit Jewel würde ein ewiges Übel ausmerzen.
    Er räusperte sich. »Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Ihr dürft die Braut jetzt küssen.« Nolan machte eine ruckartige Kopfbewegung, als er merkte, was er da gerade gesagt hatte.
    Tyrell hob abwehrend die Hände und trat einen großen Schritt zurück. Jewel starrte auf den Boden. Nolan näherte sich, voller Furcht, dass sie seinen Kuss nicht akzeptieren würde. Als er ihre Schulter berührte, blickte sie auf. Ehe sie sich abwenden konnte, falls sie das vorgehabt hatte, neigte Nolan seinen Kopf und fand ihre Lippen. Bei der Berührung wurde er von einer Flut erotischer Bilder überrollt. Er zwang sich dazu, ihren Mund zärtlich und vorsichtig zu nehmen. Nach fünf Jahren des Zölibats hatte die letzte Nacht seinen Appetit nur noch weiter gesteigert.
    Völlig unerwartet berührte sie ganz leicht mit ihrer Zungenspitze die seine. Abrupt wich er zurück. Die scheue Zärtlichkeit traf ihn so stark, als hätte sie seine vor Verlangen brennende Leibesmitte berührt. Er lockerte den festen Griff um ihre Schultern und atmete wieder langsamer und kontrollierter. Er wollte seine Mannschaft nicht sehen lassen, wie mühelos sie die Kontrolle über ihn gewann. Ein Zungenschlag von ihr entflammte ihn bis in sein Innerstes.
    Als er von ihr zurücktrat, senkte sie den Blick. Er spürte, dass er sie verletzt hatte, schwor sich aber, dass er ihr später zeigen würde, was er wirklich fühlte. Es würde eine wirkliche Hochzeit werden, eine, die auch vollzogen wurde. Er freute sich darauf.
     
    Jewel ließ sich auf die harte Schlafstatt fallen. Das blaue Abendlicht kroch durch die Bullaugen, während die einsame Laterne, die ihr den Weg durch das Schiff geleuchtet hatte, wenig dazu beitrug, die Kajüte oder ihre Stimmung zu erhellen. Wenn Nolan doch nur die Ereignisse des Todes ihres Vaters aufklären würde, vielleicht konnte sie sich dann sogar mit der Tatsache aussöhnen, dass sie kurz davor war, mit seinem Mörder das Bett zu teilen. Was war geschehen? Hatten ihr Vater und Nolan gekämpft, und Nolan hatte gesiegt? Hatte die Mannschaft Bellamy über Bord geworfen oder ihn am Großmast aufgehängt?
    Jewel bedeckte ihr Gesicht mit den Handflächen, um die Bilder, die vor ihrem geistigen Auge aufstiegen, auszulöschen. Nolan war jetzt ihr Mann, und sie sehnte sich danach, ihm vertrauen zu können. Er hatte gesagt, dass es eine Meuterei gegeben hatte, und alles, was sie bisher über Nolan wusste, gab ihr Anlass zu glauben, dass er gerecht, wenn auch sehr streng war. Trotz seines schrecklichen Geheimnisses hatte er mit ihr geschlafen, aber er hatte sie auch direkt danach geheiratet. Sie wusste von anderen Frauen, die weniger Glück gehabt hatten als sie: Die Männer ihrer gelegentlichen Vergnügungen hatten die Verantwortung von sich gewiesen. Dennoch – richtig oder falsch, edel oder unaufrichtig –: Nolan war der Mann, der die Schuld am Tod ihres Vaters trug.
    Würde sie sich nicht noch immer so nach ihm verzehren, wäre seine Schuld für sie vielleicht gar nicht so gravierend. Aber jedes Mal, wenn Jewel an das heiße Verlangen in ihrem Körper dachte, das sie bei Nolans Anblick überfiel, wurde sie an den Tod ihres Vaters erinnert. Sie erhob sich, schlug vorsichtig die Bettdecke zurück, glättete die Falten und schüttelte das Kissen auf. Ihre Pflicht als Ehefrau verlangte von ihr, dass sie sich ihrem Mann hingab. Ihr Körper sehnte die Vereinigung herbei, aber ihr Geist schrie Verrat.
    Vor der Heiratszeremonie hatte sie noch hektisch versucht, den roten Fleck, der auf ihrem Bett prangte, wegzuschrubben. Der Anblick des Bluts ärgerte sie. Es war zwischen ihnen geflossen, nicht nur ihres, auch das ihres Vaters. Hatte Nolan ihren Vater etwa durchbohrt wie sie den jungen englischen Seemann? Hatte er in das geschockte Gesicht ihres Vaters geblickt, als er die Klinge aus seinem Körper zog? Hatte er an diesen Augenblick gedacht, als er – diesmal mit ihrem Blut gekennzeichnet – von Jewel abließ?
    Sie schüttelte den Kopf. Natürlich

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