Juwelen der Liebe
zu geben, sie aufzuhalten, wandte sie sich zur Tür, die sich wieder hinter ihr geschlossen hatte. Die Kutsche würde noch draußen stehen, da Mary das Entladen ihres Gepäcks beaufsichtigte. Das war wenigstens Kimberlys Erwartung, als sie die Tür öffnete.
Sie stand im Durchgang, und beinahe wäre eine Faust an ihrer Stirn gelandet. Diese Hand, die schnell zurückgezogen wurde, gehörte einem faszinierenden Mann. Er war groß, sogar au ße rgewöhnlich groß. Und als ob das noch nicht reichte, um Kimberlys Aufmerksamkeit für einen Moment völlig zu fesseln, sah er außerdem ungewöhnlich gut aus.
Er hatte dunkelbraunes Haar, das er feucht zurückgekämmt trug, damit der heftige Wind es nicht zerzauste. Ein kurzer Sonnenstrahl, der plötzlich die Szenerie beleuchtete, zauberte ein leichtes Rot auf die dichten Locken. In den hellen grünen Augen des Mannes hatte ein Lachen gestanden, das jedoch verschwand, als sie ihn anstarrte. Er war nicht nur hochgewachsen, sondern auch kräftig gebaut, mit Beinen wie Baumstämmen, einer breiten, mit Muskeln gepolsterten Brust.
»Warum lassen Sie mich nicht erst einmal eintreten, Mädchen, bevor Ihnen die Augen aus dem Kopf fallen?« Seine Stimme war tief und überraschend melodisch, trotz der leicht schottischen Färbung, doch im Augenblick klang er ziemlich barsch. Anscheinend mochte er es nicht, offen angestarrt zu werden. Doch wie konnte irgend jemand ihn nicht anstarren? Kimberly war noch nie einem dermaßen großen Mann begegnet, und auch keinem, der so gut aussah ... vielleicht mit Ausnahme des Herzogs von Wrothston, was die Attraktivität anging. Anderen Frauen ging es zweifellos ähnlich.
Sie war so verwirrt, dass sie weder sprechen noch sich bewegen konnte. Sie spürte wieder das Prickeln auf ihrer Oberlippe, mit dem ihre Nase sich bemerkbar machte. Die wartete nicht darauf, bis sie ihr Taschentuch gefunden hatte. Kimberly hob automatisch den Arm und wischte mit dem Ärmel über den Mund. Es war ein Fauxpas der schlimmsten Sorte. Ein Kind würde vielleicht so etwas tun, aber keine erwachsene Frau, und ihr fiel nicht einmal auf, was passiert war, bis sie ihn schnauben hörte.
Das Geräusch vertiefte ihre Verlegenheit noch. Dann umfa ss te er ihre Taille und hob sie kurzerhand aus dem Weg. Ihre heißen Wangen, die nun genauso rot leuchteten wie die Nase, blieben vollkommen unbemerkt, denn nun war der Weg frei und die Herzogin von Wrothston und der Neuankömmling sahen sich. Kimberly, die den Schotten immer noch anstarrte, bemerkte sofort sein Entzücken beim Anblick der Dame des Hauses. Bewunderung und Entzücken strömten förmlich aus ihm heraus, und mit seinem strahlenden Lächeln kehrte auch das lustige Blitzen in seine hellen Augen zurück. Sie hätte sich in diesem Moment nicht über einen Luftsprung bei ihm gewundert.
Megan St. James wirkte alles andere als erfreut. »Guter Gott, der schottische Räuber!« sagte sie und pre ss te eine Hand gegen die Brust. »Sie sind hoffentlich nicht gekommen, um uns wieder um etwas zu erleichtern?«
Sein Lächeln wurde plötzlich sinnlich, und Kimberly spürte eine höchst seltsame Wirkung. Ihr war, als träfe sie ein sanfter Stoß in den Bauch, gerade genug, dass sie den Atem anhielt, aber nicht so stark, dass es weh tat. Dabei galt das Lächeln nicht einmal ihr.
»Wenn Sie mir erlauben, Ihr Herz zu stehlen, Darling, dann stimmt es«, entgegnete er. »Verdammt ... das hübscheste Mädchen von ganz England lebt unter einem Dach mit meiner Tante Margaret? Wie kann ich nur soviel Glück haben?«
Megan schüttelte den Kopf. »Sie sind Margarets Neffe? Unmöglich. Wir können nicht so viel Pech haben. Margarets angeheiratete Verwandten sind MacGregors, keine Mac ...« Sie versuchte, sich an den Namen zu erinnern, den er ihr vor langer Zeit gesagt hatte. »Duell, so nannten Sie sich, nicht wahr? Ja, Lachlan Mac Duell .«
»Na und? Sie glauben doch nicht etwa, dass ein Räuber Ihnen seinen richtigen Namen nennt?« fragte er mit unablässigem Grinsen. »Nein, ich bin ein MacGregor, der MacGregor, um genau zu sein. Ich bin Laird meines Clans ... und Lachlan stimmt. Es freut mich ja so, dass Sie sich an mich erinnern.«
Auch das war mehr als offensichtlich. Er konnte mit dem Lächeln nicht aufhören. Und genauso sichtbar war Megans Mi ss behagen bei dieser unerwarteten Wendung der Ereignisse.
»Sie werden nicht damit durchkommen, MacGregor«, warnte sie ihn. »Devlin erlaubt niemals, dass Sie in seinem Haus bleiben. Er besaß
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