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Juwelen der Liebe

Juwelen der Liebe

Titel: Juwelen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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war vom vielen Putzen fast so rot wie eine Kirsche, ihr ganzer Körper schmerzte von der zermürbenden Fahrt, und der Kopf fühlte sich an, als würde er in Stücke springen. Ob die Etikette auch in dieser Situation verlangte, dass sie sich von ihrer besten Seite zeigte, um bei Ihren Gnaden einen guten Eindruck zu machen? Es war beinahe zum Lachen. Ein Blick auf ihre Erscheinung würde ausreichen, dass sie sich fragen würden, was um alles in der Welt sie sich mit dieser Jammergestalt aufgehalst hatten. Aber es war nicht zu ändern. Sie hatte Sherring Cross erreicht. Livrierte Diener traten bereits heran, um ihr aus der Kutsche zu helfen. Der Türschlag wurde weit aufgerissen, und ihr blieb nichts anderes übrig als auszusteigen.
    Sie hatte gehofft, sogar darum gebetet, dass die Umstände es ihr erlaubten, sich unverzüglich auf ihr Zimmer zu begeben, und sie Ihren Gnaden später vorgestellt würde, wenn sie sich genügend erholt hätte. Doch das Glück war ihr nicht hold. Die Herzogin von Wrothston stand selbst in der Eingangshalle, um sie zu begrüßen.
    Die beiden Frauen sahen sich zum ersten Mal, und beide waren verblüfft. Kimberly hatte sich die neue Herzogin von St. James nicht so zierlich vorgestellt. Und sie war unglaublich schön. Was sie nicht hätte verwundern sollen. Sie war dem Herzog vor zehn Jahren einmal begegnet, als er gerade zwanzig gewesen war, und obwohl ein junges Mädchen nur wenig auf solche Dinge achtete, erinnerte sie sich deutlich, wie gutaussehend sie ihn gefunden hatte. Also schien es nur logisch, dass seine Frau schön war. Dennoch reagierte sie beinahe erschrocken. Megan St. James war der Inbegriff von Schönheit, obwohl sie etwas wild wirkte. Ihr leuchtendes kupferfarbenes Haar widersprach zwar gängigen Idealvorstellungen, doch es passte perfekt zu ihr. Die mitternachtsblauen Augen blickten warm und freundlich, und ihre schlanke, wohlgeformte Figur hatte sich nach der Geburt des ersten Kindes offenbar kaum verändert.
    Kimberly fühlte sich neben ihr wie ein Mauerblümchen. Sicher, in ihrer kleinen Stadt in Northumberland hatte nie die Notwendigkeit bestanden, sich besonders modisch zu kleiden. Und ihre Trauer war eben erst zu Ende, so dass die Kleider, die ihr blieben, mehrere Jahre alt waren und nach dem Gewichtsverlust nicht mehr richtig passten . Der weite Wintermantel, den sie für die Reise trug, verdeckte diesen Eindruck zum Glück; wenigstens so lange, bis einer der Livrierten sie um ihren Mantel bat und nicht nachgab, bis sie herausglitt und ihn überreichte.
    Megan dagegen dachte, nachdem sich ihre erste Überraschung gelegt hatte, dass ein neues Kleid, an den richtigen Stellen auf Figur gearbeitet, eine gefälligere Frisur und etwas weniger Rot an der Nase Wunder bei Lady Kimberly wirken würden. In die Königin der Ballsaison ließ sie sich dadurch noch nicht verwandeln, was Megan bedauerte, aber nicht ändern konnte. Nicht jede junge Dame, die sich auf dem jährlichen Heiratsmarkt tummelte, war mit diesem Glück gesegnet.
    Dennoch hätte es schlimmer kommen können, überlegte Megan. Wenigstens war die Lady nicht vollkommen hä ss lich. Kimberly Richards sah ... durchschnittlich aus. Das war ihr erster Gedanke. Und sie hatte hübsche dunkelgrüne Augen, die immer schöner wurden, je länger man hineinsah. Es würde einfach etwas länger dauern, bis sie unter die Haube gebracht war.
    In diesem Augenblick nieste Kimberly laut, als wollte sie den ersten Eindruck von sich noch unterstreichen. Schlimmer war die Entdeckung, dass sie ihr Spitzentaschentuch in der Kutsche vergessen hatte. Sie geriet beinahe in Panik, denn ihre Nase begann wieder zu laufen, als sich plötzlich in Megans Gesicht die Grübchen zeigten und sie so bezaubernd lächelte, dass Kimberly alles andere vergaß.
    »Ein Schnupfen?« fragte Megan, und ihr hoffnungsvoller Ton war nicht zu überhören. »Das erklä... ist wirklich lästig. Aber zu erwarten bei diesem furchtbaren Wetter.« Die erfreuliche Wirkung des Lächelns verschwand wieder, als Kimberly den Ton von Megans Worten in sich aufnahm, der jegliches Mitgefühl bei ihrer Gastgeberin vermissen ließ, und sie erstarrte leicht gekränkt. Dann beschlo ss sie, zuerst nachzudenken, bevor sie etwas sagen würde, das sie später bereute. Sie war sicher nur erschöpft von der Reise und bildete sich Dinge ein.
    »Ich bin gleich zurück, Euer Gnaden«, rettete sie sich. »Ich habe anscheinend etwas in der Kutsche vergessen.« Ohne der Herzogin die Möglichkeit

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