Juwelen der Liebe
... das hoffte sie wenigstens, und auch, dass er keinen so festen Schlaf besaß und sie nicht völlig umsonst den Rest der Nacht wach geblieben war. Seine Entschuldigung kam ihr daher höchst ungelegen.
Er klang aufrichtig. Was sie seltsam fand, wenn sie daran dachte, wie rüde er und seine Freunde sich verhalten hatten. Nun schien er auf eine Entschuldigung ihrerseits zu warten. Die er wohl kaum erhalten würde, dachte sie bei sich.
»Allerdings«, war alles, was sie ihm mit ebenfalls gedämpfter Stimme entgegnete, nachdem sie den Blick wieder auf ihren Teller gesenkt hatte.
Sie brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass sie ihn zum Erröten gebracht hatte. Ob vor Ärger oder Verlegenheit, war nicht klar, aber es interessierte sie auch nicht sonderlich. Seine Entschuldigung machte die schlaflose Nacht nicht ungeschehen, die sie durch ihn erlitten hatte. Sie hoffte, dass er an diesem Morgen genauso erschöpft war wie sie, obwohl auch das nicht deutlich wurde.
»Meine Clan-Brüder haben mir gestern abend zugesetzt«, erklärte er. »Wegen einer Entscheidung, die ihnen nicht gefiel. Was haben Sie zu Ihrer Entlastung vorzubringen?«
Nun wurde Kimberly rot. Natürlich meinte er den Lärm, mit dem sie begonnen hatte, sobald es auf der anderen Seite ruhig wurde. Wie sollte sie das erklären? Es war Rache gewesen. Dafür würde sie sich genauso wenig entschuldigen wie für alles andere.
Er und seine Clan-Brüder hätten ihre Auseinandersetzung an einem anderen Ort führen können, nachdem sie einmal wusste n, dass sie ihren Frieden störten. Aber nein, sie hatten sie weiter am Schlafen gehindert... Es gab keinen Grund für sie, ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen. Schließlich war sie immer noch krank und konnte kaum die Augen offenhalten, um die Mahlzeit zu beenden, während er anscheinend gutgelaunt und in vollkommener Gesundheit die Nacht überstanden hatte.
»Es hilft Ihnen wenig, wenn Sie Ihr Verhalten von heute nacht zu rechtfertigen versuchen, MacGregor. Ich habe in den letzten drei Nächten nur sehr wenig geschlafen, in zweien davon wegen Ihrer Rücksichtslosigkeit.«
»Na, so was. Das also ist Ihre Erklärung?«
»Ich entschuldige mich nicht bei Ihnen«, zischte sie. »Ich weise nur darauf hin, dass Ihr Verhalten noch unverzeihlicher ist, als Sie selbst es merken.«
»Hätten Sie höflich um etwas Ruhe gebeten, Darling, hätten Sie vielleicht etwas erreicht, aber so war es ja wohl nicht, oder?« fragte er reichlich selbstgefällig.
Ihr blieb beinahe die Luft weg. Er wagte tatsächlich, ihr die Schuld an seinem Verhalten zuzuschieben? Aber was war auch anderes zu erwarten von einem ... Kimberly erstickte den Gedanken im Keim. Nein, sie würde ihre Gedanken nicht von den Vorurteilen ihres Vaters beeinflussen lassen. Außerdem brauchte sie keine vorgefasste Meinung, um diesen speziellen Schotten nicht zu mögen. Er schaffte es von ganz allein, das Gefühl der Abneigung in ihr zu wecken.
Sein Kommentar verdiente keine Entgegnung. Wenn sie auf ihn einginge, würde sie sich auf sein Niveau herabziehen lassen. Dennoch konnte sie eine Bemerkung nicht unterdrücken. » Muss ich Sie daran erinnern, dass es überhaupt nicht nötig gewesen wäre, Sie anzusprechen, hätten Sie die Ruhestörung gestern abend in erträglichem Ausmaß gehalten? Und sprechen Sie mich bitte als Lady Kimberly an. Ich bin nicht Ihr Darling.«
»Wie froh ich darüber bin«, gab er zurück.
Sie verspürte den Drang, aufzustehen und ihm eine saftige Ohrfeige zu verpassen. Dann erinnerte sie sich, wo und in wessen Anwesenheit sie sich befand, und bemühte sich, die Hitze aus ihren Wangen zu zwingen.
»Wir sind uns also einig, MacGregor«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen und ahmte ihn in seinem kehligen Tonfall nach. »Wie froh ich darüber bin, dass ich Ihre Gesellschaft nach dieser Mahlzeit nicht länger ertragen muss .«
Das brachte ihr ein Schmunzeln und ein breites Grinsen ein. »Dann verlassen Sie also Sherring Cross?«
»Nein, Sie sind derjenige, der abreist.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich enttäusche Sie nur ungern, Mädchen, ganz bestimmt, aber ich reise nicht ab.«
Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Sie lügen. Ich habe deutlich gehört, wie Seine Gnaden ...«
»Seine Gnaden hat höchstpersönlich seine Meinung geändert«, unterbrach er sie und runzelte nun ebenfalls die Stirn. »Bevor ich es übelnehme, ein Lügner genannt zu werden, verlange ich eine Entschuldigung von Ihnen.«
»Nein, die bekommen Sie
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