Juwelen der Liebe
ihrem Ehemann gekommen, dem Hochwohlgeborenen Tyler Whately, und steckte die meiste Zeit mit der Herzogin zusammen, da die beiden Freundinnen viel miteinander zu besprechen hatten. Kimberly wäre gern auf den »Plan« zurückgekommen, bei dessen Besprechung sie am Morgen der Schlaf überwältigt hatte, doch anscheinend würde sie noch etwas warten müssen.
Sie erfuhr immerhin durch Margaret MacGregor von Mrs. Canterby, einer ausgezeichneten Näherin, die für die Damen des Hauses arbeitete und so viel zu tun hatte, dass sie ganz auf Sherring Cross wohnte. Megan war bereits mit ihr übereingekommen, dass Kimberly sie gleich am nächsten Morgen aufsuchen sollte.
Kimberly war also beruhigt, was ihre Garderobe anging. Mit etwas Glück stand der in wenigen Tagen stattfindende Ball, von dem die Rede gewesen war, vielleicht noch nicht auf dem Programm. Als sie nach Sherring Cross kam, hatte sie gehofft, sich nach und nach an den gesellschaftlichen Wirbel gewöhnen zu können, bis sie sich sicher genug fühlte, eine Menge fremder Menschen kennenzulernen, statt gleich mit einem großen Ball zu beginnen. Das wenige, was sie heute morgen über den »Plan« gehört hatte, ließ allerdings vermuten, dass die Herzogin andere Vorstellungen besaß.
Als die Dinnerzeit nahte und Lachlan MacGregor aufzutauchen drohte, hoffte Kimberly, seine Gesellschaft nicht ein zweites Mal erdulden zu müssen. Doch dieses Glück blieb ihr versagt.
Sie saß neben Cynthia Cowles und hörte den Klagen des Mädchens über die langweiligen Farben ihrer Kleider zu. Junge Mädchen mussten noch immer die unvermeidlichen Pastell töne tragen, die im vorigen Jahrhundert modern waren, und Megans leuchtendgrünes Kleid hatte ihr ein neidisches Seufzen entlockt. In dem Moment schlen derte der Highlander in den Raum und blendete sie mit seiner außergewöhnlich guten Erscheinung. Er trug ein burgunderfarbenes Abendjackett, das fast den Ton seiner Haarfarbe traf, wenn das Licht darauf reflektierte. Seine dichten, weichen Locken wallten frei über die Schultern, was ihm einen etwas barocken Anschein verlieh. Aber wann hätte sich dieser Highlander jemals einer Mode gebeugt? Er besaß seinen eigenen Stil. Etwas Spitze um den Hals und an den Ärmelaufschlägen seines weißen Seidenhemdes vervollständigte die hinreißende Wirkung. Cynthia blieb der Mund offenstehen. Kimberly spürte an sich beinahe die gleiche Reaktion, obwohl sie es noch schaffte, den Mund geschlossen zu halten. Es bestand kein Zweifel, dieser Mann übte noch immer eine überaus anziehende Wirkung auf sie aus und ließ ihre Sinne erwartungsvoll vibrieren.
Er hingegen beachtete weder sie noch sonst jemanden im Raum, als er mit seinem Charmeurlächeln hereintrat. Es gab nur eine Dame, die er bezaubern wollte, und auf diese schritt er geradewegs zu.
Die Dame war natürlich die Herzogin; und da Megan sich am anderen Ende des Raums befand, war es unmöglich, die Worte zu verstehen, die sie miteinander wechselten. Doch die Szene glitt ins Komische, als Megan bemerkte, dass er nach ihrer Hand griff und sie ihn daran zu hindern versuchte. Sie bewegte ihre Hand rasch aus seiner Reichweite, musste es aber immer wieder tun, da Lachlan nicht so schnell aufgab. Er jagte ihre Hand förmlich, bis er sie schließlich fing und zu einem hingebungsvollen Ku ss an seine Lippen führte. Jedenfalls war die Geste als Ausdruck seiner Hingebung gemeint. Megan zog die Hand sofort zurück und quittierte seine Bemühungen mit einem Stirnrunzeln.
Natürlich beobachteten sie alle. Lucinda kicherte. Devlin blickte düster. Kimberly schüttelte den Kopf.
In die anschließende Stille hinein erklang Cynthias Stimme. »Ist er nicht ein wirklicher Riese?« sagte sie staunend.
Kimberly hatte das zuerst auch gefunden, musste aber ihre Meinung ändern, nachdem sie neben ihm gestanden hatte. »Finde ich nicht«, entgegnete sie.
Cynthia hätte vor Scham im Boden versinken sollen, eine solch unbesonnene Bemerkung gemacht zu haben, dazu noch mit einer Stimme, die durch den ganzen Raum hallte, und ihrer Mutter ging es ganz sicher genauso. Doch dem Mädchen schien der Fauxpas überhaupt nicht bewu ss t zu sein.
Auf Kimberlys Antwort reagierte sie mit einem Blick, als würde sie ihre Tischnachbarin für dumm halten. Also stand Kimberly auf, um ihr zu zeigen, warum sie den Schotten nicht für einen Riesen hielt. Cynthias Blick folgte ihr in die Höhe, und auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck, als verachte sie sich selbst für ihre
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