Juwelen der Liebe
Auswahl zu bieten, über die sie dann in Ruhe nachdenken konnte.
Für die kommenden Wochen waren bereits verschiedene Geselligkeiten auf Sherring Cross geplant. Zudem gab es eine Reihe von Einladungen in andere Häuser, unter denen die richtigen ausgewählt werden mussten , darunter einige bedeutende Bälle.
Kimberly war eingeschlafen, als Lucinda, oder Duchy, wie sie von ihrer Familie zärtlich genannt wurde, gerade erwähnte, dass einer dieser Bälle in vier Tagen in London stattfinden würde. Kimberly wollte noch einwenden, dass sie sich auf solch ein wichtiges Ereignis unmöglich innerhalb dieser kurzen Zeit vorbereiten konnte, da sie nicht einmal ein Ballkleid besaß. Da fielen ihr die Augen endgültig zu, nachdem sie mehrmals beinahe eingenickt war.
Später erinnerte sie sich an Megan, die sie mit leisem Lachen wach rüttelte und ihr befahl, sich zu Bett zu begeben.
Vor den Augen ihrer Gastgeberin einzuschlafen war natürlich der Gipfel an schlechten Manieren, und Kimberly entschuldigte sich peinlich berührt und schob alles auf den Schnupfen und die Reise. Warum sie den wahren Übeltäter schonte, den Gast im Zimmer neben sich, verstand sie selbst nicht recht.
Als sie sich nun zum Dinner umzog, fragte sie sich außerdem, warum sie heute kein anderes Zimmer verlangt hatte. Der Gedanke, dass der Schotte in der Nähe schlief, würde nicht gerade zu ihrer Ruhe beitragen. Außerdem bestand jederzeit die Möglichkeit, ihm auf den Wegen zwischen den Gesellschaftsräumen und ihrem Zimmer zu begegnen. Und sie würde ihn durch die Wand hören, selbst wenn er beschloss , etwas rücksichtsvoller zu sein. Sie konnte sich keine Ablenkungen leisten, denn schließlich stand sie vor Entscheidungen, die ihr ganzes Leben beeinflussen würden.
Dennoch hatte sie ihrer Gastgeberin nichts gesagt und würde es auch weiterhin nicht tun, wie sie sich selbst nach einigem Nachdenken eingestand - aus dem einfachen Grund, dass sie sich trotz ihrer Erschöpfung und dem elenden Krankheitsgefühl durch den Schnupfen noch nie im Leben so lebendig gefühlt hatte. Aufregung, Furcht, Herzklopfen, Zorn, was auch immer es war, MacGregor ließ sie alles spüren. Sie musste herausfinden, ob es ein gutes oder ein schlechtes Gefühl war, bevor sie dem ein Ende setzte.
Die verwitwete Herzogin hatte durch Mary ein scheußlich schmeckendes Gebräu geschickt, das Kimberlys Schnupfen kurieren sollte, und als sie fertig angezogen im Zimmer stand, spürte sie, dass es ihr tatsächlich schon besserging. Wenigstens drohte ihre Nase nicht länger beim kleinsten Niesen wegzulaufen. Ja, das Prickeln hatte beinahe aufgehört, so dass sie es wagen konnte, die gerötete, wunde Haut mit etwas Puder abzudecken. Die Gliederschmerzen waren ebenfalls verschwunden, wodurch ihr Gang wieder lebendiger und beschwingter wurde.
Alles in allem konnte sie mit ihrer Erscheinung recht zufrieden sein. Das lavendelfarbene Kleid, das Mary gebügelt hatte, besaß eine drapierte Taille zum Schnüren, so dass sie die überflüssige Weite wegbinden konnte. Doch sie musste dringend etwas wegen ihrer Garderobe unternehmen und beschlo ss , die Herzogin zu fragen, ob es eine Näherin auf Sherring Cross gab, oder wenigstens eine in der Nähe, die sie morgen aufsuchen konnte. Mit den Partys und Bällen in London würde sie warten müssen, bis sie richtig ausgestattet war.
Aus dem Zimmer nebenan klang den ganzen Nachmittag kein Ton, doch sie hatte ohnehin wie ein Stein geschlafen.
Abends hörte sie noch immer nichts. Vielleicht hatte nun der Schotte um ein anderes Zimmer gebeten, um ihnen beiden, nachdem er doch bleiben durfte, weitere Störungen zu ersparen. Sie verstand noch immer nicht, warum der Herzog den Mann am Ende doch akzeptiert hatte; seine Stimme hatte tags zuvor so entschieden geklungen, als stünde der Entschlu ss unumstößlich fest.
An diesem Abend waren verschiedene neue Gäste eingetroffen, denen Kimberly vorgestellt wurde, als sie sich der Gesellschaft im Salon anschlo ss . Lady Hester Cowles und ihre Tochter Cynthia besuchten die verwitwete Herzogin und hatten eine Einladung für die kommenden Wochen angenommen. Cynthia war eine hübsche, kleine Schnattergans von etwa siebzehn Jahren, die schon des Öfteren an den Geselligkeiten der Erwachsenen teilnehmen durfte, aber noch nicht ganz an dieses Privileg gewöhnt war.
Tiffany Whately befand sich ebenfalls unter den Gästen und wurde Kimberly als Megans beste Freundin vorgestellt. Sie war über das Wochenende mit
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