Juwelen der Liebe
Ende hätte er ohnehin gekränkt reagiert, ganz gleich, in welcher Stimmung sie ihn erwischte.
Trotzdem war ihm noch immer nicht nach Streiten zumute. »Wenn deine Stimme nicht mit jedem Krug Bier lauter würde, Ranald, hätten wir keine ärgerlichen Besucher im Morgengrauen zu fürchten, die sich bei uns beschweren wollen.«
»Ach ... nun ... es soll also ... alles mein Fehler sein ... wie?« lallte Ranald. »Du ... hast nicht zufällig ... zurück-geschrien?«
»Doch nur, damit du mich überhaupt hörst, bei dem Krach, den du machst.«
»Falls ihr es noch nich t bemerkt habt«, schaltete Gil leonan sich ruhig ein, »ihr schreit alle beide.«
Sie starrten Gilleonan an, als erwarteten sie eine Erklärung. Dann fuhr sich Lachlan entnervt durch das Haar und brummte: »Verdammt, und nun muss ich mich morgen früh auch noch bei dem Mädchen entschuldigen und mir dabei höchstwahrscheinlich noch einen Rüffel holen.«
»Als wäre das nicht sowieso passiert«, schalt Gilleonan und erinnerte Lachlan: »Immer wenn du dich gehen lässt , tut es dir hinterher leid und du muss t dich um die verletzten Gefühle kümmern, die bei anderen Zurückbleiben.«
»Nicht immer«, entgegnete Lachlan. »Nur wenn ich einsehe, dass ich im Irrtum bin. Und in diesem Fall hat das Mädchen sofort angegriffen, statt zunächst einmal höflich zu bitten. Das macht jeden Fehler meinerseits wieder wett.« An dieser Stelle mussten Gilleonan und Ranald sich einen bösen Blick ihres Laird gefallen lassen, der deutlich machte, auf wen Lachlan die Schuld schob. »Verdammt, warum könnt ihr beiden euch nicht einfach mit mir freuen, dass ich die Dame meines Herzens wiedergefunden habe?«
»Wegen der Schwierigkeiten, die du dir einhandelst, wenn du sie haben willst, Lachlan. Du solltest vernünftig sein und einsehen, dass du dir nur eine blutige Nase holen kannst.«
»Ihr vertraut mir also nicht. Stimmt’s?«
Gilleonan besaß den Anstand, rot zu werden. »Es ist keine Sache des Vertrauens. Die Fakten sprechen gegen uns. Hätte sie den Mann geheiratet, wenn sie ihn nicht wollte?«
»Einen Herzog?« schnaubte Lachlan.
»Herrje. Das ist die eine Sache. Aber dieser Herzog hat mehr zu bieten als nur den Titel und seinen Reichtum. Du vergi ss t, wie gut er aussieht, Lachlan. Du kannst Gift darauf nehmen, dass er vor seiner Heirat den Mädchen genauso den Kopf verdreht hat wie du. Sie liebt ihn wahrscheinlich. Und da erwartest du, dass sie ihn aufgibt und dazu noch ihre blendende gesellschaftliche Position, nur um mit einem armen schottischen Laird davonzurennen? Wenn du deinen Kopf gebrauchen würdest - und nicht dein Herz -, wü ss test du genauso wie Ranald und ich, dass du darauf vergeblich hoffst.«
»Es gibt andere Dinge, die ich ihr bieten kann und von denen dieser verstaubte Engländer keinen blassen Schimmer hat.«
»Und die wären?«
»Spaß und Lachen.«
Gilleonan rollte die Augen. »Nicht jedes Mädchen gibt sich damit zufrieden. Und du weißt nicht einmal, ob sie die Bedingungen erfüllt, die dich hierhergeführt haben.«
»Dann werde ich eben andere Wege finden, um an das Silber zu kommen. Ehe ich Megan auf gebe.«
»Wir hatten kein Glück bei den anderen Möglichkeiten, Lachlan. Oder ist dir das entfallen?«
Der Sarkasmus brachte Gilleonan einen weiteren bösen Blick ein. »Ich werde sie für mich gewinnen, Gill«, versicherte er. »Und dann habe ich das schönste Mädchen im ganzen Königreich. Also lasst mich gewähren.«
Gilleonan schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Ich würde meine Pflicht vernachlässigen, wenn ich dich nicht vor deiner eigenen Dummheit warnte. Außerdem bedeutet Schönheit noch lange nicht, dass sie eine gute Ehefrau abgibt. Sicher, ich habe noch nie ein schöneres Mädchen gesehen. Das kann niemand leugnen. Aber in ihren Reden ist sie schlimmer als Nessa, das kannst du mir glauben. Es gibt schließlich noch andere hübsche Mädchen, die keine Qual für die Ohren sind. Nur du suchst erst gar nicht danach.«
»Weil es Zeitverschwendung wäre, nachdem ich jetzt Megan wiedergefunden habe. Die Umstände, unter denen wir sie kennengelernt haben, Gill, sind kein Beweis für ihren wahren Charakter. Natürlich war sie damals aufgebracht, als ich sie fortgeschleppt habe. Das bedeutet noch lange nicht, dass sie sich die ganze Zeit so aufregt.«
»Oder genau das.«
Lachlan sah seinen Cousin mit zusammengekniffenen Augen an. »Dann soll es uns auch recht sein«, sagte er in drohendem Ton. »Und jetzt gib
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