Juwelen der Liebe
du zusiehst, was du herausfinden kannst«, sagte er statt dessen.
»Ja, ich nehme Ranald mit, und dann horchen wir bei den Ställen herum, bis wir alles aufgeklärt haben. Wahrscheinlich handelt es sich nur um einen Irrtum. Ein Gast hat im Dunklen das falsche Pferd erwischt, ist damit fortgeritten und hat es bis jetzt nicht gemerkt.«
»Ja, ohne Zweifel.«
Doch Lachlan glaubte eigentlich nicht daran. Wegen einer harmlosen Verwechslung würde St. James nicht wie ein Berserker toben. Er musste irgendeine Art von Beweis haben, doch Lachlan konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, um was es sich dabei handelte. Gilleonan wandte sich zur Tür zurück und blieb noch einmal stehen. »Du solltest das Mädchen in ihr Zimmer tragen, damit du selbst etwas Ruhe bekommst.«
»Ich bin nicht in der Verfassung, dies zu tun.«
»Ich könnte ...«
»Nein«, fuhr Lachlan hastig dazwischen. »Sie stört mich nicht.«
Gilleonan hob die Braue. Da jedoch keine weitere Erklärung folgte, zuckte er mit den Achseln und verließ den Raum. Lachlan seufzte, als sich die Tür hinter ihm schloss .
Kimberly störte ihn tatsächlich nicht, wie Gilleonan gemeint hatte, doch mit ihrem weichen Körper, der gegen seine Seite drückte, löste sie überdeutlich eine andere Reaktion aus. Bei dem elenden Zustand, in dem er sich befand, mit Schmerzen in beinahe jedem Körperteil, fand er es ziemlich verblüffend, dass er sie gerade jetzt begehrte, und zwar heftig. Vor allem, da er im Augenblick nichts dagegen tun konnte, selbst wenn sie wach und willig gewesen wäre.
Er hätte seinem Cousin erlauben sollen, sie hinauszutragen, oder zumindest hätte er sie vorsichtig aufwecken sollen, damit sie aus eigener Kraft in ihr Zimmer zurückkehrte. Doch es widerstrebte ihm, sie gehen zu lassen. Er mochte sich nicht einmal aus der gegenwärtigen Lage lösen. Was bedeutete diese kleine Unbequemlichkeit gegen die vielen anderen, die er zu ertragen hatte? Außerdem gefiel es ihm, wo sie war.
Also wandte er seine Gedanken etwas anderem zu, vor allem dem Herzog und den Prügeln, die er von ihm bezogen hatte.
Der Mann hatte sich wohl im Recht gefühlt, wenn er glaubte, ihn dermaßen vermöbeln zu dürfen, aus welchem falschen Grund auch immer. Dass Lachlan nicht nüchtern genug gewesen war, um sich zu schützen, spielte nun keine Rolle mehr.
Tatsächlich hatte ihn gleich am Anfang ein glücklicher Schlag, der auf sein Auge gezielt war, mitten auf der Stirn getroffen, als er versucht hatte, sich wegzuducken. Von da an war Lachlan zu benommen gewesen, um überhaupt noch zu merken, dass auf ihn eingehämmert wurde. Lachlan wäre jede Wette eingegangen, dass die Prügel weniger gewalttätig ausgefallen wären, wenn St. James nicht auch den Groll aus einer älteren Rechnung an ihm ausgelassen hätte.
Er musste abwarten, was der Herzog selbst sagte. Einerseits konnte er verstehen, dass St. James ihm etwas heimzuzahlen hatte, und zwar nicht wegen dieser alten Sache oder der Geschichte von heute morgen, sondern wegen Megan, ob er davon wusste oder nicht. Es war erlaubt, die Frau eines anderen zu lieben, solange dies aus der Ferne geschah, niemand davon wusste und keine Annäherungsversuche stattfanden. Aber er hatte ein wenig den Kopf verloren, als er der schönen Megan wiederbegegnet war. Er hatte versucht, einem Mann die Frau wegzunehmen; im Augenblick war er nicht allzu stolz auf sich. Andererseits hatte St. James ihm seinen alten Groll schon durch Prügel vergolten, und Lachlan war nicht bereit, noch mehr dafür einzustecken. Genausowenig, wie er die Schuld und die Strafe für eine Tat auf sich nahm, die er nicht begangen hatte. Diebstahl im bekanntesten Gestüt Englands? Das war schon deshalb Wahnsinn, weil die teuren Pferde jedem sofort auffallen würden. Nein, er wäre vollkommen verrückt, wenn er so etwas auch nur versuchte.
Aber er würde nichts unternehmen, bevor er nicht alle Fakten kannte. Deshalb konnte er im Augenblick nur abwarten, was St. James dazu zu sagen hatte.
27
»Dann wollen wir mal sehen, was dieser Halunke selbst zu berichten hat«, sagte Devlin.
Megan stand neben ihm und runzelte die Stirn, nicht zum ersten Mal an diesem Tag. »Ich glaube immer noch nicht, dass du dich genügend beruhigt hast. Diese Sache könnte bis morgen warten, bis du darüber geschlafen hast.«
Devlin schüttelte energisch den Kopf. »Du hast mich den ganzen Tag lang zurückgehalten und mich sogar dazu gebracht, dieses Dinner durchzustehen, bei dem Lady
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