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K. oder Die verschwundene Tochter - Roman

K. oder Die verschwundene Tochter - Roman

Titel: K. oder Die verschwundene Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Transit
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Stellenbesetzung gäbe, was gegenwärtig nicht der Fall ist. Es gibt viele qualizierte Wissenschaftler mit Doktorgrad sowie Post-Doktoranden sowohl im Inland wie im Ausland, die sich für die Stellen, die wir anbieten, interessieren. Es ist unsere Pflicht, diesen Menschen die Möglichkeit zu bieten, eine akademische Laufbahn einzuschlagen.
    Der prominente Professor Metry Bacila bittet um das Wort. Im Protokoll ist vermerkt:
    Ich komme nicht umhin, den außerordentlichen Beitrag zu unterstreichen, den Prof. Tastaldi während eines langen Arbeitslebens in der Forschung und Lehre sowie der Vorbereitung zukünftiger Dozenten an der Universität São Paulo geleistet hat. Auf der anderen Seite sollte auch die Begeisterung erwähnt werden, mit der Prof. Tastaldi die Universitätsreform vorangetrieben hat, zu der er mit seiner Weitsicht als illustrer Professor beigetragen hat, dank eines akademischen Geistes, der selbst an der Universität eine Seltenheit ist … Die Institution sollte sich glücklich schätzen, ihn zu ihrem Lehrkörper zählen zu dürfen …
    Prof. Dr. Giuseppe Cilento meldet sich zu Wort. Im Protokoll ist vermerkt:
    Ich möchte ebenfalls die Gelegenheit nutzen, um meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen für die hilfreiche Unterstützung Prof. Tastaldis im Verlauf meines gesamten Mandats als Fachbereichsleiter.
    Professor José Ferreira Fernandes bittet um das Wort:
    Vor wenigen Tagen haben wir alle die Tatsache beklagt, dass Dr. Lúcio Penna de Carvalho in den Ruhestand versetzt wurde, aber es war stets die Politik des Instituts, ausgeschiedene Professoren nicht erneut zu berufen.
    Nach der geheimen Abstimmung über den Vorschlag des Fachbereichs Biochemie und der Stimmenauszählung durch die Professoren Gilberto Rubens Biancalana und Yukio Miyata steht das Ergebnis fest: zwölf Stimmen dafür, drei dagegen. Somit ist der Vorschlag durch eine Zweidrittelmehrheit der Institutsratsmitglieder angenommen:
    Kommen wir nun zum nächsten Tagesordnungspunkt, dem Vorschlag zur Kündigung des Dienstverhältnisses der Dozentin. Ich kläre das Plenum darüber auf, dass die Dozentin seit dem 23. April 1974 nicht mehr im Institut erschienen ist. Die zuständigen Organe des Rektorats sind über den Vorfall unterrichtet worden. Nach Klärung der Vorgehensweise in besagtem Fall und unter Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen erhielten wir Anweisung, ein Verwaltungsverfahren einzuleiten. Der Verfahrensausschuss bestand aus dem Juristen Dr. Cássio Raposo do Amaral als beratendem Mitglied der Rechtsabteilung sowie den Professoren Dr. Henrique Tastaldi und Dr. Geraldo Vicentini und hat die Dispensierung der Dozentin wegen Vernachlässigung ihrer Dienstpflicht vorgeschlagen, was im Einvernehmen mit den gültigen Vorschriften von diesem Rat per Abstimmung beschlossen werden muss.
    Giesbrecht rutscht auf dem Stuhl hin und her, als suche er eine bequemere Stellung; versuchen wir uns weiterhin vorzustellen, welche Gedanken ihm in diesem Moment durch den Kopf gegangen sein mögen:
    Verdammt unangenehm, diese Sitzung. Ich habe zwar keine große Sympathie für diese Frau empfunden und sie war auch nicht brillant, doch seriös war sie schon, ein Arbeitstier; die Untersuchungen über das Molybdän im Rahmen ihrer Dissertation waren alles andere als leicht, aber sie hat es geschafft. Doch was bleibt uns anderes übrig? Es heißt, der Anruf vom Rektorat habe keine Zweifel gelassen. Ihr habt bis zum Wochenende Zeit, um die Dienstvorschrift zu erfüllen und die Kündigung auszusprechen. Dieses Ultimatum hat sogar auf sich warten lassen. Ich weiß, es gab eine Zeitungsnachricht, man habe dafür gesorgt, dass sie verschwindet, aber dafür gibt es keine Beweise. Das ist ja klar, wenn man sie verschwinden lässt, dann muss man es abstreiten. Doch wer weiß, auf was sie sich eingelassen hat. Die Dienstvorschrift ist klar und eindeutig. Und außerdem kann ich als Institutsleiter, wenn ich sie nicht entlasse, der Pflichtverletzung bezichtigt werden. Wenn man mir nicht gar Schlimmeres zur Last legt, Komplizenschaft mit subversiven Elementen oder Ä hnliches. Unsere Pflicht als Wissenschaftler besteht stets darin, die Institution zu schützen. Keinerlei Veranlassung für eine Intervention oder Amtsenthebung schaffen. Dieses Mädchen hatte schließlich nicht das Recht, eine so wichtige Institution wie die unsere in Gefahr zu bringen.
    Am anderen Tischende versucht ein weiterer Gründervater des Fachbereichs, Prof. Gottlieb, der älteste

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