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und wird ins Innere des Gebäudes geführt. Ein erdiger Geruch durchzieht die Flure; die Luft selbst ist feucht und schwefelig. Als er die Tür zu dem Saal öffnet, zu dem man ihn gebracht hat, brodeln ihm Dampfschwaden entgegen, die ihm in die Nase dringen und fast die Lippen verbrühen. Drinnen steht entlang einer Wand eine Reihe Kästen, große, mit Scharnierdeckeln versehene Sekretäre wie jener, an dem Widsun während seines Aufenthalts in
Versoie die Korrespondenz erledigt hat. Einige sind geöffnet, in anderen, den zugeklappten, sind Menschen eingeschlossen; man kann nur ihre Köpfe sehen, als wären sie Kastenteufel. Die Köpfe anderer Leute, die dampfend auf Bänken liegen, lugen horizontal aus eng um ihre Leiber gewickelten Decken vor. Sie erinnern ihn an Insekten, an sich verpuppende, aus kochendem Wasser geschöpfte Larven. Schläuche winden und schlängeln sich durch den Saal, führen von Kasten zu Kasten, von Bank zu Bank, bilden ein dampfsprudelndes Gewirr, in dem die menschlichen Chrysaliden hocken, liegen oder matt in sich zusammensinken.
Eine Krankenschwester nimmt Serges Karte und führt ihn erst zu einer Umkleidekabine und dann, handtuchumhüllt, zu einem Kasten, in den sie ihn setzt, um gleich darauf den Deckel um seinen Kopf zu schließen. Dampf wirbelt über seine eingeschlossenen Gliedmaßen, seinen Torso, macht ihn zugleich feucht und trocken, taucht ihn ein, ohne ihn in etwas einzutauchen. Tropfen bilden sich auf der Stirn und rinnen ihm übers Gesicht, Schweiß und Schwefel, vermischt. Da Serge sie nicht mit den Händen abwischen kann, leckt er sie sich von den Lippen und schmeckt aufs Neue diese rußige Bitterkeit. Ihm kommt es vor, als säße er bereits mehrere Stunden in dieser Kiste. Um sich die Zeit zu vertreiben, denkt er an den Tintenkasten neben Widsuns Regierungsbriefbögen, daran, wie er das Siegel in die Tinte gedrückt und sich dann den Namen des Mannes auf den Unterarm gestempelt hatte, während Sophie am Tisch saß und Chiffren lernte. Als man ihn endlich befreit, sieht er, dass der Schweiß, der an ihm herabrinnt, schmutzig ist, blauschwarz, als wäre er selbst voll Tinte.
Gleich darauf wird er in den angrenzenden Raum zur Massage geschickt. Die Krankenschwester, die sich nun um ihn kümmert, ist kaum zwei, drei Jahre älter als er, klein und dunkelhaarig.
Kreisförmig streichen ihre Hände um seinen Nabel, und die Handballen pressen sich in seinen Unterleib, ehe sie sich in spiralförmigen Ovalen zu seinem Becken vorarbeiten, dann seine Seiten bearbeiten, sich klatschend, sägend auf und ab bewegen. Während die Krankenschwester sich über ihn beugt, kommt ihm ihre Gestalt merkwürdig vor. Ihre Haut ist gerötet, Arme und Brust verströmen denselben erdigen, schwefeligen Geruch, der auch die Flure durchzieht, als habe ihre Haut ihn aufgenommen und jede Pore in einen Miniatur-Springbrunnen verwandelt. Als sie die Massage beendet und sich aufrichtet, erkennt Serge, dass ihre ungewöhnliche Gestalt nichts mit der Stellung zu tun hatte, in der sie sich knetend und drückend über ihn beugte: Ihr Rücken ist leicht verkrümmt.
»Fertig jetzt. Morgen wieder dasselbe«, sagt sie. Sie hat eine tiefe, erdige Stimme und einen glasigen Blick, nicht ganz gegenwärtig, so als schaue sie durch ihn hindurch oder um ihn herum auf etwas, das da war, ehe er kam und das auch da sein wird, wenn er gegangen ist.
Serge sollte nach dem Essen Unterricht bei Clair haben, ist aber zu erschöpft. Er schläft fast bis vier Uhr, dann macht er sich auf den Weg zu Dr. Filip. Im Wartezimmer greift er zur Lazensky Soutek , einer Art Bäderzeitung, soweit er dies erkennen kann. Sie ist amateurhaft gemacht, schlechter Druck auf dickem, grobem Papier. Die Vorderseite zeigt ein körniges Bild von einer Art Schauspiel mit Mädchen auf einer Bühne, die ausgeschnittene Sonnen in die Höhe recken. Zumindest hält Serge sie dafür, da sie sonnenförmige Konturen haben, auch wenn sie wegen der zu hohen Farbsättigung des gedruckten Photos dunkler als die Mädchen sind, die sie hochhalten. Hatte die Holländerin das gemeint? Werden hier wie in Versoie Historienspiele veranstaltet? Serge kann den Text unter dem Bild nicht verstehen. Er blickt von der Zeitung auf. Die übrigen
Patienten halten die probengefüllten Gläser auf den Knien oder haben sie auf dem Platz neben sich abgestellt. Seins wartet auf ihn in Dr. Filips Behandlungszimmer: Der Arzt hält es hoch, dreht es und inspiziert es, als Serge
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