Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
Ein unangenehmer Geruch stieg ihm in die Nase und er beäugte misstrauisch ein blutiges Tuch, das über einer seltsamen Vorrichtung ruhte, bevor er an das Bett trat. Faunus lag neben Cendrine, seine Umrisse verschwammen immer wieder, flackerten auf, als ob er sich in zu viele Aspekte aufgespalten hätte. Jenara warf nur einen kurzen Blick auf ihn und wandte sich Cendrine zu, die außergewöhnlich blass erschien. Sie zog die Decke zurück, entblößte Cendrines nackten Körper und musterte sie. Ihre Hautfarbe war kaum dunkler als die Seraphias, die Zeichen auf ihrer Haut waren nicht mehr erkennbar. Das Seltsamste waren jedoch die hellen Haare, die ihrer sonst so kahlen Schädeldecke entwuchsen.
Jenara drehte sich ratlos zu Thanasis um. »Ist das die Äbtissin? Ich habe meine Zweifel.«
»Es ist Cendrine!«, sagte Mehmood, anscheinend felsenfest überzeugt.
»Lebt sie?«, fragte Seral.
Jenara schwenkte ihre Hände über dem reglosen Körper, der blasser und blasser wurde, während sie noch zusahen. »Ihre Lebensenergie ist außergewöhnlich stark. Es ist fast ...«
»Was?«
»Als ob sie aus zwei Personen bestünde. Ich kann mir das nicht erklären.«
»Die Zeichen der Macht ... sie werden sichtbar!«, sagte Seraphia und deutete auf den Bauch der Äbtissin.
Dort, wo zuvor die weißen Symbole gewesen waren, formten sich nun die gleichen Zeichen von neuem, doch je blasser die Haut der Frau wurde, desto dunkler wurden die Körperzeichnungen. Auch im Gesicht erschienen die uralten Symbole jetzt wieder.
»Es ist die Mondkönigin. Ich werde sie sofort zurück in die Flammengrube bringen.«
Jenara stand auf und warf einen Blick zu Julana. »Ich möchte hier bleiben. Julana von Trauk braucht Hilfe, wenn sie die Dinge im Sinne Kabals regeln möchte.«
Julana neigte das Haupt feierlich.
Thanasis nickte. »Im Sinne Kabals ... nicht nur in Eurem Sinne. Seid vorsichtig, Jenara. Gorak treibt in Tojantur immer noch sein Unwesen, auch wenn ich dafür gesorgt habe, dass er seinen Plan nicht durchführen kann, bleibt er gefährlich.«
»Was meint ihr?«, fragte Jenara misstrauisch.
»Ich habe die Energiequelle der Kristallesche beschädigt.«
Jenara wurde augenblicklich blass, stieß gegen die Bettkante und setzte sich, plötzlich geschwächt. »Ihr habt unseren Untergang heraufbeschworen. Ihr seid der Meister des Infernos ... was soll Kabal jetzt noch retten?«
»Genau das, was ich getan habe. Ihr habt den Subrada in die Hände gespielt, als Ihr den Weltenbaum zerstört habt, denn sie hatten vor, die Regenbogenbrücke neu entstehen zu lassen, um einen zusätzlichen Weg nach Kabal zu öffnen.«
Jenara ächzte schwach. »Das darf nicht geschehen. Ihr habt gewiss richtig gehandelt. Ich hätte es nicht tun dürfen.«
»Ihr habt ihnen nur die Arbeit abgenommen. Sie hätten die Kristallesche früher oder später ohnehin zerstört. Die Energiequelle kann repariert werden, aber nicht ohne viel Aufwand und nicht in kurzer Zeit. Also gebt die Hoffnung nicht auf, dass der Weltenbaum sich eines Tages von neuem erhebt.«
»Ich habe mehr Schaden angerichtet, als ich je für möglich gehalten habe.«
»Und Ihr lebt, um Eure Fehler wiedergutzumachen«, sagte Thanasis leise.
Jenara sah ihn an, nickte und wandte sich Julana zu. »Lasst uns sehen, was Wira uns hinterlassen hat.«
Seraphia hatte inzwischen das Bett umrundet und hielt Faunus' Hand. Sie sah Jenara kurz in die Augen und schluckte. »Könnt Ihr bitte nach ihm sehen?«
Jenara runzelte die Stirn und seufzte. »Natürlich.«
Sie schwenkte ihre Hände über ihm und schüttelte den Kopf. »Seine Lebensenergie ist schwach, doch so weit ich seine Kräfte verstehe, kann es auch bedeuten, dass er sich in verschiedene Manifestationen aufgespalten hat. Das Beste wäre sicher, jemand ruft ihn zurück.«
»Wo und wie?«, fragte Seraphia verzweifelt.
Plötzlich flackerte sein Körper und Faunus verschwand vor den Augen aller Anwesenden.
Seraphia tastete hilflos auf der Stelle, auf der er zuvor noch gelegen hatte. »Faunus? Nein, das darf nicht sein! Jenara, was habt Ihr getan?«
Seral hob eine Hand. »Das war sicher nicht das Werk der Gottkaiserin.«
Seraphia blickte Jenara wütend an, doch Thanasis forderte ihre Aufmerksamkeit. »Sei nicht albern, Seraphia! Faunus war schwach, es gibt sicher eine Erklärung für sein Verschwinden.«
Thanasis richtete seine Aufmerksamkeit nach innen.
Wo ist er? Ich bezweifle, dass er gerade verschieden ist.
Das Feuer ließ sich eine Weile
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