Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
dem imposanten Frostturm darin. Ein Heerlager war am Fuße des Turms erkennbar. Er schwebte näher heran, ohne bemerkt zu werden.
Erste Sonnenstrahlen warfen ihr Licht gegen einige Wolken, doch das trüb-graue Licht Grandtals, das er von früheren Reisen kannte, erleuchtete die Szene auf dem Balkon des Turms unter ihm kaum. Dann sah er, dass die Schatten ungewöhnlich dicht waren, und rief seine Aurasicht herbei. Er sah mit Mühe durch die magischen Verwirbelungen, die jede Art von Magie zu einer Art von feinem Staub zerstieben, der sich in den dichten Schatten manifestierte, welche die Auseinandersetzung verbargen, die im Gange war.
Er ließ sich schließlich auf den Balkon herabfallen und hob die offenen Hände vor sich. Mit einigem Aufwand konnte er die Schatten mittels eines komplexen Befehls und der Macht des Feuers über das Geist-Element hinwegblasen. Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf ihn.
Er sah Seral, der von zwei seiner Schatten flankiert wurde und ihn überrascht musterte. Julana wurde von Mehmood beschützt und hielt das Zepter in der Hand. Jenara und Seraphia standen sich kampfbereit gegenüber, erfüllt von ihrer Macht, die summend über der Szene lag. Nur Olana stand abseits und hatte die Hände schützend vor sich erhoben.
»SCHLUSS DAMIT!«, brüllte er.
Jenara und Seraphia ließen zögerlich und sich gegenseitig begutachtend von ihrem Ansinnen ab, wobei insbesondere Seraphia Probleme zu haben schien.
»Ich sagte: Schluss!«, wiederholte Thanasis und musterte sie mit zu Schlitzen verengten Augen.
Seraphia schloss ihre völlig schwarz gewordenen Augen für einen Moment, murmelte etwas vor sich hin und entspannte sich mit jedem Atemzug. Als sie die Augen wieder öffnete, waren sie wieder blau.
»Wer hat das Zepter?«, fragte Thanasis.
Mehmood hob einen Arm vor Julana und er sah das Artefakt der Macht in der Hand der Sjögadrun. Er begutachtete Jenara, dann Seraphia, bevor er sich an Julana wandte.
»Tritt vor, Julana!«
Mehmood schüttelte den Kopf. »Lass sie in Ruhe, Thanasis!«
»Schwachkopf! Ich will das verdammte Zepter nicht. Wie ist es in deinen Besitz gelangt, Julana?«
»Ich nahm es an mich, als ich die Äbtissin befreite.«
Thanasis stemmte die Hände in die Hüften. »Und wem wolltest du es geben?«
»Niemandem. Ich will es behalten, um Ordnung in die Dinge hier im Frostturm zu bringen.«
Thanasis verschränkte die Arme. »In wessen Sinne?«
Julana sah zu Jenara hinüber. »Ich habe der Gottkaiserin stets die Treue gehalten, auch wenn der Eindruck täuschen mag.«
Jenara lachte bitter. »Du warst Wiras Gefährtin. Wie soll man dir vertrauen?«
Mehmood hob eine Hand. »So weit ich das sagen kann, war das einst der Fall. Aber Julana war es, die Wira getötet hat.«
Jenara schüttelte den Kopf. »Unzweifelhaft, um in den Besitz des Zepters zu gelangen.«
»Nein. Ich gab es ihr.«
Jenara runzelte die Stirn und Gemurmel erhob sich in der Gruppe. »Also ist der Orden im Begriff, die Macht in den Frostreichen an sich zu reißen?«
Seral hob eine Hand. »Sei nicht töricht, Jenara. Du weißt, wie es um Kabal steht. Es war nie Charnas Bestreben, dir deine Macht zu nehmen. Du bist diejenige gewesen, die nach mehr Macht strebte - dennoch hat Charna dich gerettet.«
Olana trat an sie heran. »Sie haben recht. Überlass ihnen das Zepter.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Thanasis. »Julana? Tritt vor!«
Die junge Frau, die furchtbar dünn und mit kaum sichtbaren Haarstoppeln auf dem kahlen Kopf einen hilfsbedürftigen Eindruck machte, sah ihn an.
»Schwörst du, die Macht des Zepters für Kabal einzusetzen, ohne sie jemals gegen den Orden des Brennenden Blutes oder die Frostreiche zu wenden?«
Sie räusperte sich. »Ja. Ich schwöre, dass ich das Zepter nur zum Guten gebrauchen werde.«
Er sah Jenara an und sie nickte schließlich.
»Dann sollst du das Zepter behalten«, sagte Thanasis.
»Sehr diplomatisch gelöst. Ich hoffe, es rächt sich nicht, dass diese Sjögadrun das Zepter führt.«
Damit setzen wir uns später auseinander.
»Wo ist Cendrine?«, fragte er laut.
Mehmood winkte ihn in das Turmgemach. »Hier! Es geht ihr nicht gut. Faunus ist auch krank.«
Jenara warf Seraphia einen genervten Blick zu. »Tretet zur Seite, oder wollt Ihr es mit Euren zweifelhaften Heilkräften versuchen?«
Seraphia trat zurück und warf einen besorgten Blick in das Turmgemach. Thanasis eilte Jenara hinterher und sah sich in der geräumigen Kammer um.
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