Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
...
... sie stieß Mehmood in den Schacht und fühlte, wie die kalte Hand eines Wächters sie ergriff. Sie erstarrte sofort. Die Farbe ihrer Essenz fing umgehend an, zu verblassen. Sie wand sich, doch der Griff des Wächters war eisern und nicht zu brechen. Schließlich spürte sie, wie ihr Wille schwächer wurde und ihr Widerstand brach.
So oft war sie in der Unterwelt gewesen. Sie hatte lange genug gelebt, das musste sie einfach verstehen. Sie wusste nun auch, dass sie loslassen musste, denn das Reich der Lebenden war nicht mehr der Ort, an dem sie verweilen durfte. Sie war zu oft hier gewesen, musste ihren Platz in der Unterwelt einnehmen.
Die Farbe wich endgültig aus ihrer Essenz.
»Zeit zu gehen ... leb wohl, mein Geliebter!«
Thanasis erreichte den Wächter und riss die Klinge durch seinen Hals. Das Geistwesen verging in einem gequälten Klageschrei, doch Kassandra sackte leblos in sich zusammen.
»Nein! Sandra! Komm zurück!«
Bevor er sich um sie kümmern konnte, erschienen drei weitere der Wächter. Er trat den Ersten beiseite, packte den Zweiten am Hals und machte ihm den Garaus. Der Dritte schnellte an ihm vorbei und umarmte Kassandra, während sich der Zweite erneut auf ihn warf.
»NEIN!«
Thanasis brüllte, ließ die Klinge durch den Wächter vor sich schnellen und machte einen Satz voran doch der Unterweltwächter, der Kassandra umarmt hatte, löste sich auf, bevor er ihn erreichen konnte. Seine Frau sank kraftlos auf den Boden. Thanasis schrie auf vor Wut und Zorn.
Er packte den Griff des Elfenbeinmessers fest und rammte es sich in den eigenen Bauch.
Kassandra freute sich über die Farbe, die in ihre Welt drang. Selten zuvor hatte sie so viel Freude angesichts eines Sinneseindrucks empfunden. Die Welt leuchtete und begrüßte sie mit einer Flut des Lichts in so vielen intensiven Farben, dass ihr beinahe schwindlig wurde.
Es war Tag.
Die Sonne schien auf den Hof ihres Familiensitzes. Mutter und Vater waren da, sie hörte ihre Stimmen im Hof und lachte vergnügt. Ihre Tanten und Onkel winkten ihr fröhlich vom Atrium aus zu. Sie hatte sich auf ein Fest wie dieses gefreut, denn es war seit langer Zeit überfällig, das wusste sie ganz genau. Sie winkte und rief vergnügt aus, hielt dann inne.
Tief in ihrem Inneren verblieb eine rätselhafte Unruhe, die Ahnung eines Unheils. Sie schüttelte den Kopf und spürte, dass sie auf Thanasis wartete. Er war lange fort gewesen und sie vermisste ihn. Was wäre dieses Fest ohne ihn? Der Gedanke quälte sie.
Sie vermisste ihn plötzlich mit der ganzen Kraft ihres Herzens und ergriff schwach das Geländer vor sich.
Sa ' Ida trat an ihre Seite. Sie trug ein weißes Kleid und lächelte.
»Schon wieder in Gedanken bei ihm?«
Kassandra lachte, als sie ihre Schwester erkannte.
»Ihr beiden seid unzertrennlich.«
Sie sah Sa ' Idas Kleid und hatte das Gefühl, es bereits zuvor gesehen zu haben. Es war an einem Tag, der ihr ... großen Schmerz gebracht hatte.
Sa ' Ida strich mit einer kaum spürbaren Berührung über ihre Wange. »Er liebt dich so sehr, er würde in die Unterwelt kommen und dich retten, weißt du das?«
Kassandra sah ihre Schwester erschrocken an. Etwas stimmte nicht an diesem Bild. Sa ' Ida hatte eine kleine Stichwunde in der Brust, die urplötzlich zu bluten begann.
»Du blutest! Was ist passiert? Du musst sofort ...«
Ihre Schwester blickte sie traurig an und die Farben schwanden wieder aus Kassandras Welt. Sie sah sich um, ein Schwindelgefühl bekämpfend, das sich in ihrem Kopf ausbreitete.
Sa ' Ida stützte sie und flüsterte ihr ins Ohr. »Warte nur noch einen Augenblick! Er ist auf dem Weg.«
Sie lächelte und löste sich auf, war kaum mehr als ein rauchfarbener Schattenriss und Kassandra strauchelte haltlos zu Boden. Der Verlust, den sie erlitten hatte, als ihre Schwester von ihr gegangen war, erdrückte sie neuerlich und schnürte ihr die Kehle zu.
»Sa ' Ida!«
Ein rotglühender Feuerdämon trat an ihre Stelle. Seine mächtige Gestalt stürzte auf Kassandra zu. Brennende Hörner entwuchsen seinem Schädel und seine Hufe schlugen Funken, als er rannte. Sie erkannte die Schreckensgestalt erst, als sie die Stimme hörte.
»Sandra!«
»Thanasis?«
Ein Unterweltwächter griff an, doch Thanasis versetzte ihm einen Hieb, der ihn davonfliegen ließ, bis er außer Sichtweite war. Er war jetzt bei ihr und legte seine mächtigen Arme schützend um sie.
»Du musst dich in den Schacht stürzen, sofort!«, rief
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