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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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Feinsten. Er trägt ein Muskelshirt (ohne auffallende Muskeln), damit man sofort erkennt, wie schlank und sehnig er ist. Das ist er auch, es ist mir sofort aufgefallen. Toll gemacht, Leon. Einfach très bien . Jetzt werde ich zur Tunte, die reden auch immer im geschwollenen Franz ösisch, Gott sei Dank hab ich das nur gedacht. Gott, hilf mir. Gott, wo bist du? Auf jeden Fall küsse ich Leon, der meine Küsse erwidert. Plötzlich kommt der Kellner auf uns zu und stört uns bei unserer Küsserei.
      „Hi ihr zwei!“, sagt das muskulöse und schöne Ding mit den kurzen hellbraunen Haaren, dem Zah npastalächeln und einem wahrscheinlich großen Schwanz zwischen den Beinen. Hilfe, wie wird mir?
      „Ist was, weil ihr mich so komisch anseht?“, fragt der Typ, der sich uns als Lorenzo vorstellt. Auch wir ste llen uns vor. Leon und ich geben ihm die Hand und ein weiterer Begrüßungsshot wird uns ausgegeben, langsam wird mir das Break-up richtig sympathisch und Lorenzo macht mich klar, er begutachtet mich. Leon kippt den Shot hinunter wie ein russischer Kartoffelschnapsbrenner und schnell schreibe ich Claudia, dass sie mich das nächste Mal unbedingt begleiten müsse. Sie und ich haben immer eine Menge Spaß und Action, wenn wir zusammen fortgehen.
      Hier sollte ich einen Moment innehalten und auf etwas zu sprechen kommen, von dem viele Schwule besessen sind, nämlich vom sogenannten Klarmachen .
      Das Musterbeispiel dafür sind die schwulen Ehemänner, die einen jungen Mann zum Spielen suchen, der ihr Fuckbuddy werden soll, da eine Scheidung aus vielen Gründen (Ehre, Ansehen, Selbstmordgefahr der Ehefrau etcetcetc) nicht möglich ist. In Graz läuft das folgender Maßen ab: Einen professionellen Fuckbuddy mag der schwule Ehemann sich nicht leisten (es müssen ja Wohnu ngen abbezahlt werden und Familie kostet ja doch Geld), deshalb sucht er sich aus der Nachbarschaft einen Typen aus, meist sind es gut trainierte Jungs, die einfach nur Bewunderung suchen, da entweder kein Vater vorhanden ist oder – wenn ein Vater vorhanden ist – der schlicht und einfach keine Zeit für sie hat und auch keine Zeit für sie aufbringen will. Die Freundin und die Typen im Freundeskreis sind immer alle fesch (ist so). Die Eltern des jungen Mannes sind begeistert, dass ein Nachbar soviel Bewunderung für ihren Sprössling hegt (etcetcetc). Er geht mit ihm Radfahren, kaut ihm Eis, hilft ihm in der Schule und so weiter und so fort. Der junge Mann ist weltfremd. Mit 18 oder 19 weiß man vom Leben noch nicht viel zu erzählen, auch wenn man alles bezahlt bekommt. An dem Kind wurde ADHS diagnostiziert, es ist kein Schulabschluss vorhanden und der junge Mann sucht verzweifelt nach Anerkennung. Er steht auf Partys und Drogen und plötzlich wird man bewundert und begehrt, und was noch viel wichtiger ist: Der junge Mann will experimentieren und lässt sich auf den großen Macker ein, das Abhängigkeitsverhältnis ist somit klargemacht . Und es ist so einfach. Warum? In Graz interessieren sich die Eltern nicht, was ihre Kinder tun, sie sind froh, wenn ein älterer Mann sich um sie kümmert. Warum? Ich bin kein Psychologie, ich weiß es nicht. Aber so ist es. – Ich hab’s selbst erlebt!
      Aus Charme, weil das schlechte Gewissen sie drückt, kaufen sie sich zwar dicke Wälzer aus dem pädagogischen Sektor in der örtlichen Buchhandlung, aber anstatt sich mit dem Kind zu beschä ftigen, ist es ihnen lieber ihr Kind der Selbsterziehung zu überlassen. Nachher kann man immer noch sagen: „Ich hab ja eh versucht mich zu informieren, aber der Buchhändler aus der örtlichen Buchhandlung hatte nur einen Magister in Archäologie und Geschichte, er konnte mich in erziehungstechnischen Fragen bezüglich meines 18-jährigen Sohns nicht beraten. Deshalb bin ich in die Therapie gegangen, er braucht eine Mutter, die stark ist.“
      Das ist unsere verlogene Erziehungsgesellschaft.
     
    Lorenzo: „Du hast schon ziemlich weite Pupillen, hast du was eingenommen?“
      „Ich? Ach woher? Wenn ich in einer Disco bin, sehe ich immer so aus. Das nennt man lichtscheu.“
      „Siehst gut aus“, sagt Lorenzo zu mir und in diesem Augenblick möchte ich einen Lorenzo-Fan-Club gründen, weil er mich so offenkundig liebäugelt. Er mustert meine Armmuskeln, die ich noch immer habe und auch meine schlanke Taille, die bei schwulen Männern immer gut a nkommt. Meine Taille wirkt noch immer grazil und jugendlich. Meine Jeans und mein enges T-Shirt erfüllen ihre

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