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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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abgezogen ist. Und wenn diese
Silberkette aufgetaucht ist, was ich allerdings stark bezweifle, war Rollo
bestimmt nicht so dumm, sie wegzuwerfen. Komm, wir fragen ihn einfach. Ist dir
auch warm genug?«
    Er legte für alle Fälle den Arm um
Sarah und holte ein wenig verlorene Schmusezeit nach, unter dem Vorwand, ihr
über den Weg zu helfen, der inzwischen völlig verharscht war. Rollo sah sie
kommen und beäugte sie mißtrauisch, wobei er beiläufig seinen Besen als
Absperrung vor den Eingang hielt.
    »Diesmal möchte ich es versuchen«,
murmelte Sarah.
    Als sie den Aufgang erreichten, blickte
sie zu dem Mann hoch und lächelte ihn an. »Guten Abend. Sie müssen Rollo sein.
Ich bin Jeremy Kellings Nichte Sarah. Sie kennen sicher Onkel Jem, nicht wahr?«
    Der Hausmeister belohnte sie mit einem
flüchtigen Aufblitzen seines stark verfärbten Gebisses. »Hat sich die Hüfte
zertrümmert«, knurrte er.
    »Stimmt. Er liegt immer noch im
Krankenhaus und geht den Krankenschwestern auf die Nerven, wie Sie sich
bestimmt vorstellen können. Darf ich Ihnen meinen Mann Max vorstellen? Er war
heute abend hier auf der Party. Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir zu Ihnen in
den Zug kommen?«
    »Ich darf hier niemand reinlassen.«
    »Das hat wahrscheinlich wieder diese
idiotische Polizei veranlaßt. Erwartet, daß ein einziger Mann mit so einem
Schlamassel allein fertig wird. So, ich nehme mir den Besen hier, und du gehst
nach vorn, Max, und schaust nach, was im Tender noch zu tun ist. Rollo, Sie
kommen am besten nach draußen und heben die Scherben auf, die hier neben der
Mülltonne liegen, sonst rutscht noch jemand aus und schneidet sich. Mrs.
Tolbathy wäre bestimmt ganz und gar nicht erfreut, wenn sie wüßte, daß Sie sich
hier mutterseelenallein um diese Zeit abrackern müssen. Wie geht es ihr
übrigens? Haben Sie noch etwas gehört?«
    Irgendwie war es Sarah gelungen, zur
Familie zu gehören. Rollo tat demütig alles, was sie ihm auftrug, während Max
sich im Zug umschaute. Seine Suche blieb jedoch ohne Erfolg.
    Nach einer Weile kam er wieder hinaus
zu Sarah und Rollo, die immer noch Glasscherben zusammenkehrten.
    »Im Tender war nichts. Rollo, hat die
Polizei eigentlich Giftspuren gefunden?«
    »Die und was finden?« Rollo schnaubte
verächtlich. »Die können doch nicht mal ihren eigenen — « Er blickte zu Sarah
hinüber und hielt es für besser, den Satz nicht zu beenden. »Teufel auch, die
haben überhaupt nix gefunden. Nicht mal, wer Mr. Wouter umgebracht hat.
Behaupten, daß es ‘n Unfall war. Von wegen Unfall! Wie soll ‘n Mann umfallen
und sich ‘n Adamsapfel einschlagen, wenn’s nix gibt, woran er ihn sich hätte
einschlagen können? Das soll mir erst mal einer erklären.«
    »Ich passe«, sagte Max.
    »Und außerdem, Mr. Wouter wär’ nicht
blöd genug gewesen, im Führerstand so ‘nen Unfall zu haben. Das soll nicht
heißen, daß Mr. Wouter nicht ab und zu komische Sachen gemacht hat, nee,
welcher Mann tut das nicht? Teufel auch, wenn sich jemand als Bläßhuhn
verkleiden will, wenn er schwimmen geht, soll er’s doch machen! Ich würd’ ja
was sagen, wenn er sich wie ‘n Truthahn anziehen tät’ oder wie ‘n Renn-Kuckuck
aus der Wüste. Aber Bläßhuhn und Wasser paßt doch gut, oder? Das hätte
wenigstens Mr. Wouter gemeint. Wissen Sie, so war Mr. Wouter nun mal.«
    Rollo hatte sich inzwischen an die rote
Damastwand gelehnt, ganz zufrieden damit, daß Sarah den Besen schwang und Max
ihr das Kehrblech hielt. »Wie ich gesagt hab’, wenn Mr. Wouter was gemacht hat,
war das immer vernünftig. Jedenfalls von seinem Standpunkt aus. Aber es ist
ganz und gar nicht vernünftig, wenn ‘n Mann mit ‘m Gas rumspielt und so ‘ne
scheußliche Schweinerei anrichtet wie die hier. Und sich dann auch noch
umbringen läßt, ohne ‘nen verdammten Grund. Ich hab’ also versucht, den Bullen
klarzumachen, was ich Ihnen gerade klarmachen will, daß es nämlich so nicht
gewesen ist.«
    »Sie meinen, Wouter hätte nie den Zug
beschleunigt und dann plötzlich gebremst, nicht mal im Scherz?«
    »Von wegen Scherz! Man spielt nicht mit
fahrenden Zügen. Mr. Wouter hat diesen Zug hier gehütet wie seinen Augapfel.
Hat sich immer genauso ans Schaltpult gekuschelt wie Sie sich eben an Ihre
Frau, als Sie den Weg raufgekommen sind. Ich hab’ Sie genau gesehen, das können
Sie mir ruhig glauben«, grinste Rollo vielsagend. »In meinem Alter kennt man
sich aus.«
    Rollo hatte offenbar nicht nur die
Scherben entsorgt, sondern auch

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