Kabeljau und Kaviar
hübsche Souffléform aus
Porzellan gekauft«, sagte sie nach einer Weile. »Und Cousine Theonia gibt mir
ihr Geheimrezept für ein Spinatsoufflé dazu, das todsicher nicht
zusammenfällt.«
»Mag ich denn überhaupt Spinatsoufflé?«
»Wer sagt denn, daß du was davon
abbekommst? Außerdem muß Miriam die Form nicht unbedingt für Soufflés benutzen,
wenn sie nicht möchte.«
»Wozu denn sonst?«
»Ihr wird bestimmt was einfallen,
zerbrich dir darüber bloß nicht den Kopf.«
Max’ ältere Schwester kochte fast noch
besser als Cousine Theonia, doch Max zog trotzdem Sarahs Kochkünste vor, denn
sie war die einzige, die ihm seine Spiegeleier genau so braten konnte, wie er
sie am liebsten hatte.
Am nächsten Morgen war sie gerade damit
beschäftigt, seine Frühstückseier zu braten, als sie bemerkte: »Ich glaube, ich
sollte möglichst schnell ins Krankenhaus fahren. Das Educational ist heute mittag geöffnet, und ich wollte doch
einen handgestrickten Teewärmer für deine Mutter kaufen, bevor sie alle weg
sind.«
»Weißt du was?« fragte Max, den Mund
voll Grapefruitsaft. »Du holst den Teewärmer, und ich besuche Jem.«
»Bist du sicher, daß du das wirklich
möchtest? Gestern hatte er doch schon so schrecklich schlechte Laune.«
»Mich kann er damit nicht
einschüchtern. Soll ich ihm einen Flachmann voll Martini ins Zimmer
schmuggeln?«
»Ich mache ihm einen Eggnog, wie Tante
Appie ihn immer für Onkel Samuel gemacht hat, zur Hälfte aus Milch und Eiern,
zur Hälfte aus Brandy. Gestern war er stinksauer, weil man ihm keinen Gin in
den Orangensaft getan hat. Ich weiß nie genau, ob Onkel Jem Alkoholiker ist
oder bloß ein komischer alter Kauz aus einer anderen Zeit.«
»Wenn du mich fragst, ich halte ihn für
ein mythisches Ungeheuer. Wann machst du den Eggnog?«
»Jetzt sofort.«
Sarah goß Milch in den neuen Mixer, den
Max ihr geschenkt hatte, schlug ein Ei auf, fügte Milch und Brandy hinzu und
drückte auf gut Glück auf einen der vierzehn Knöpfe. Sie war das erste Mitglied
des Kelling-Clans, das jemals ein derartiges Gerät besessen hatte. Insgeheim
dachte sie, daß der alte Schneebesen ihrer Großmutter auch genügt hätte, doch
um nichts auf der Welt hätte sie Max das verraten. Vor ihrer Heirat hatte sie
nicht damit gerechnet, daß er so sehr darauf erpicht war, sie mit den
Errungenschaften des zwanzigsten Jahrhunderts vertraut zu machen, solange in
diesem noch Zeit genug blieb, derartige Dinge zu genießen.
Immerhin produzierte die Küchenmaschine
einen perfekten Eggnog, obwohl Onkel Jem sicher auch mit einem weniger
perfekten zufrieden gewesen wäre, solange sie nicht an Brandy sparte. Sie fügte
noch ein wenig Zucker und eine Prise Muskat hinzu und goß die schaumige
Mischung in einen Kühlbehälter aus Plastik, den ihre Schwiegermutter ihr voll
Karotten -Zimmes geschickt hatte, in der Absicht, auf Beacon Hill ein
Mindestmaß an Kultur einzuführen. Mutter Bittersohn war zutiefst schockiert
gewesen, als sie erfahren hatte, daß weder Sarah noch einer ihrer Verwandten
jemals Zimmes gegessen hatten und, was noch schlimmer war, es nicht
einmal kannten.
Eine Thermosflasche wäre zwar ein
eleganteres Behältnis gewesen, doch Sarah wußte genau, daß Max vergessen würde,
sie wieder mitzubringen; und die einzige Thermosflasche, die sie besaß, war ein
altes Familienerbstück, das ihr Vater immer zum Pilzesammeln bei sich getragen
hatte.
Cousine Mabel hatte zwar immer
behauptet, daß Walter in der Thermosflasche Brechwurz aufbewahrt habe, für den
Fall, daß er aus Versehen einen Giftpilz erwischte, aber das war typisch
Cousine Mabel. Niemand hatte ihr daher Beachtung geschenkt, am wenigsten von
allen Walter Kelling. Sein einziges Kind hatte er allerdings auch kaum
beachtet, wenn man schon einmal beim Thema war. Trotzdem waren Sarahs
Tochtergefühle zu ausgeprägt, um dieses persönliche Andenken an ihren Vater an
einen Ort zu schicken, von dem noch nie eine Thermosflasche zurückgekehrt war.
Kapitel
11
M ax weigerte sich entschieden, mit einem
umgerüsteten Zimmer-Behälter über die Charles Street zu wandern, doch er
willigte schließlich ein, als Sarah den Behälter in einer kleinen braunen
Papiertüte verschwinden ließ. Dann küßte er seine Frau wie üblich zum Abschied
und machte sich auf den Weg zum Krankenhaus, wo er Jeremy Kelling Zeter und
Mordio schreiend und auf diverse Kissen gestützt in seinem Bett vorfand.
»Hallo, Jem«, begrüßte er
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