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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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die Umstände
bedenkt«, überlegte Max. ‘
    »Es sei denn, es wird eine
Doppelbeerdigung«, erwiderte Angie zynisch. »Vielleicht haben die Erben dann
mehr Lust zum Feiern.«
    »Wer erbt denn bei den Ashbrooms?
Wissen Sie das? Haben die beiden Kinder?«
    »Sie hat jedenfalls keine. Von ihm kann
ich das nicht mit Bestimmtheit sagen.«
    »Aha, so einer ist er also.«
    »Ich selbst weiß nichts Genaues, aber
in der Stadt wird so einiges gemunkelt. Vielleicht ist es ja auch bloß dummes
Geschwätz.«
    Max erachtete es nicht als seine
Aufgabe, irgendwelchen Gerüchten nachzuspüren. Miss Moriston würde sich schon
um diesen Aspekt kümmern, vorausgesetzt, Edward Ashbroom gab ihr Gelegenheit
dazu. Er bezahlte für sein Mittagessen, bestand darauf, auch für Angies
aufzukommen, kaufte einige süße Brötchen und Petits fours für Sarah und
machte sich auf den Weg zu den Tolbathys.
    Obwohl es sorgfältig instandgehalten
war, wirkte das Anwesen bei Tageslicht irgendwie ungepflegt. Dieser Eindruck
war sicher auf den plattgetretenen Rasen und die Abfallreste zurückzuführen,
welche die zahlreichen Menschen, die am gestrigen Abend hier
durcheinandergelaufen waren, überall verstreut hatten. Sogar ein fortgeworfenes
Streichholzbriefchen erschien hier wie eine vorsätzliche Beleidigung. Max sehnte
sich nach einem neuen Schneesturm, der alles wieder mit jungfräulichem Weiß
bedecken würde.
    Er wußte nicht, ob überhaupt jemand auf
sein Klingeln reagieren würde, aber die Tür wurde beinahe auf der Stelle von
Mrs. Rollo geöffnet.
    »Guten Tag, Sir. Sie sind Mr. Kellings
Neffe, nicht wahr?«
    »So ist es«, entgegnete Max prompt,
handelte es sich dabei doch offenbar um eine Art Sesam-öffne-Dich. »Meinen Sie,
Mr. Tolbathy fühlt sich schon wohl genug, mit mir zu sprechen? Ich soll ihm
etwas von Jem und Mr. Whet ausrichten.«
    »Dann ist Mr. Whet schon zurück? Das
freut mich aber. Einen Moment, ich sage bloß schnell Bescheid, daß Sie hier
sind.«
    Mrs. Rollo ließ Max im Salon warten und
verschwand. Als sie wieder erschien, stand er vor einem Landschaftsbild von
Alfred Sisley und war dabei, es fachmännisch zu begutachten.
    »Er sagt, Sie können direkt zu ihm nach
oben gehen. Die Treppe hoch und dann links. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts
aus, wenn ich Sie nicht nach oben begleite.«
    »Ganz und gar nicht. Sie sind sicher
noch völlig erschöpft von der letzten Nacht.«
    Es war ganz einfach, das Schlafzimmer
des Hausherrn zu finden. Es hatte ungefähr die Ausdehnung einer Kegelbahn. Tom
Tolbathy ruhte in einem hohen Himmelbett mit Baldachin und sah darin
mitleiderregend winzig aus. Sein Gesicht hatte nicht mehr Farbe als die
altmodischen weißen Bettlaken mit dem üppigen Spitzenbesatz, doch er hatte noch
genug Kraft, um Max die Hand hinzustrecken, als dieser zu ihm ans Bett trat.
    »Hallo, Max. Danke, daß Sie mich
besuchen kommen.«
    »Wie geht es Ihnen, Tom?«
    »So einigermaßen. Der Arzt hat gemeint,
ich soll mich eine Weile schonen. Wie kommt es denn, daß Gerry sich gemeldet
hat? Und wie hat er sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt? Hat er Jem aus
Nairobi angerufen?«
    »Nein, er ist wieder im Lande. Heute
früh angekommen, sagt er. Ich habe ihn zum Krankenhaus gefahren und dort
gelassen. Ich soll Ihnen seine Grüße ausrichten und fragen, ob er vielleicht
heute nacht in Ihrem Haus übernachten kann. Er würde gern in Marcias Nähe
bleiben.«
    »Natürlich. Ich würde mich sehr freuen,
ihn hier zu haben. Ich kann mir vorstellen, wie Gerry sich jetzt fühlt. Haben
Sie zufällig erfahren, wie es Hester inzwischen geht?«
    »Der Stationsschwester zufolge steht
sie weiter unter Beobachtung, doch sie ist außer Gefahr. Die Schwester hörte
sich recht zuversichtlich an, falls Sie das irgendwie tröstet.«
    »Im Moment klammere ich mich an jeden
Strohhalm. Und was ist mit Marcia? Haben Sie sie gesehen?«
    »Ja. Es geht ihr etwas besser. Sie
gehört nicht mehr zu den kritischen Fällen, man hat ihr sogar schon eine Tasse
Tee gegeben.«
    »Gott sei Dank! Wenn Gerry nach Haus
gekommen wäre, und sie wäre nicht mehr — aber ich vermute, es geht ihm auch so
schon schlecht genug.«
    »Es war bestimmt ein ziemlicher Schock
für ihn. Er macht sich allerdings um Sie ebensolche Sorgen wie um seine Frau.
Die Sache mit Ihrem Bruder hat ihn sehr mitgenommen.«
    »Kann ich mir vorstellen. Der gute alte
Gerry. Mein Gott, ich kann das doch auch noch gar nicht glauben. Jetzt geht
irgendein dummes Gerücht herum, daß die Russen angeblich

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