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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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gehörte zu
denen, die ihn gefunden haben.«
    Max beschloß, daß er der Schwester ein
oder zwei Insider-Informationen zukommen lassen konnte, damit sie ihrerseits
weiterredete. Wenn sie nicht so erschöpft gewesen wäre, hätte sie sicher nicht
derart bereitwillig über ihre Patienten Auskunft gegeben. Vielleicht nahm sie
aber auch an, daß seine Anwesenheit auf der Party ihm besondere Rechte
einräumte. So versuchte er weiter sein Glück.
    »Und wie lautet die offizielle
Todesursache im Fall Wouter Tolbathy? Weiß man inzwischen Näheres?«
    »Luftröhrenfraktur. Wirklich total
verrückt.« Die Krankenschwester rieb sich mit dem linken Handrücken die Augen.
»Ich glaube, ich brauche dringend noch einen Kaffee. Möchten Sie auch einen?«
    »Sicher, gern, wenn es nicht gegen die
Regeln verstößt.«
    »Das geht schon in Ordnung, wenn ich es
sage. Ich bin immerhin Stationsschwester. Glaub’ ich jedenfalls. Wir sind
inzwischen alle so fertig, daß wir nicht mal mehr wissen, was wir sind.«
    Sie führte ihn in eine kleine Küche, wo
eine Kaffeekanne aus Glas auf einer Elektroplatte warmstand, goß zwei große
Becher voll Kaffee und bediente sich reichlich mit Milch und Zucker. »Wie
trinken Sie Ihren Kaffee?«
    »Schwarz, vielen Dank.«
    Max nahm seinen Becher und setzte sich
neben sie auf einen der Hocker, die um einen mit Plastikfolie überzogenen Tisch
standen. Der Kaffee schmeckte besser, als er erwartet hatte, viel: leicht nur,
weil er ihn dringender benötigte, als ihm bewußt gewesen war. Er ließ die Schwester
in Ruhe ein paar Schlucke nippen, bevor er seine nächste Frage stellte.
    »Wer ist denn sonst noch entlassen
worden?«
    »Ellen Oliphant, Jessica Puffer.« Die
Namen sagten Max nichts. »Quent Durward. Über den haben wir früher in der
Schule mal ein Buch gelesen. Aber das war bestimmt nicht derselbe. Donald Dork.
Was für ein Name! Und noch ein komischer Name, Nehemiah Billingsgate. Abigail
Billingsgate. Vermutlich seine Frau. Edward Ashbroom. Obed Ogham.«
    »O g h a m? Wann wurde der denn
entlassen?«
    »Heute früh. Gegen halb neun, glaube
ich. Keine Minute zu früh, wenn Sie mich fragen. Ach herrje, Sie sind
hoffentlich nicht mit ihm befreundet?«
    »Hat so ein Mensch Freunde?«
    Die Schwester lachte und verschluckte
sich an ihrem Kaffee. »Jedenfalls nicht hier bei uns«, gelang es ihr
hervorzubringen, nachdem Max ihr auf den Rücken geklopft hatte. »Ich kann mich
nicht erinnern, jemals eine schlimmere Nervensäge auf der Station gehabt zu
haben. Als sie ihn eingeliefert haben, hat er nur gestöhnt und sich aufgeführt,
als hätte sein letztes Stündlein geschlagen. Kaum eine halbe Stunde später
mimte er schon den Patienten von diesen komischen Genesungskarten, der allen
Schwestern, die in seine Nähe kommen, an die Wäsche geht. Stellen Sie sich vor,
er hat es sogar bei mir versucht!«
    Dabei war sie mindestens fünfzig Jahre
alt und zweifellos Mutter. »Ich habe ihm klargemacht, daß er seine Hände bei
sich zu halten hat, sonst würde ich ihm mit der vollen Urinflasche eins auf die
Nase geben.«
    »Schade, daß Sie es nicht getan haben«,
meinte Max. »War Ogham denn wirklich vergiftet? Ich habe zwar gesehen, wie er
sich übergeben hat, aber das hätte auch an seinem Alkoholkonsum gelegen haben
können. Er hat nämlich fürchterlich viel getrunken. Wissen Sie, ob bei allen
Patienten Analysen gemacht wurden, nachdem man ihnen den Magen ausgepumpt hat?«
    »Kann ich so genau nicht sagen, aber
ich glaube kaum. Wir sind regelrecht mit Patienten überschwemmt worden, wie
schon gesagt. Nachdem die Diagnose feststand, konnten wir weiter nichts
unternehmen, als die Symptome zu behandeln, egal, welche Giftmengen die Leute
geschluckt hatten. Es hätte wenig Sinn gehabt, bei jedem Patienten eine neue
quantitative Analyse vorzunehmen. Ich meine, entweder der Patient erholt sich
wieder oder — «
    »Natürlich. Ich verstehe«, sagte Max
schnell. »Ich meinte ja nur. Haben Sie sich persönlich um Ashbroom gekümmert?«
    »Nein, er lag gar nicht auf unserer
Station. Aber Mr. Durward lag hier bei uns. Der war wirklich merkwürdig. Man
wurde einfach nicht schlau aus ihm. Manchmal kam man zu ihm rein, und er war
die Freundlichkeit in Person. Beim nächsten Mal behandelte er einen dann wie
Luft.«
    »Wahrscheinlich hat er Sie überhaupt
nicht gesehen. Der Onkel meiner Frau behauptet, Durward sei absolut blind und
nur zu eitel, es zuzugeben. Hat Durward über das, was geschehen ist,
gesprochen? Falls er

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