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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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mir vielleicht behilflich sein, ins Badezimmer zu kommen, bevor Sie
gehen? Das wäre sehr freundlich von Ihnen.«
    »Natürlich.«
    Max sorgte dafür, daß Tom Tolbathy ins
Badezimmer und wieder sicher zurück in sein Bett gelangte.
    »Tut mir leid, daß ich Sie so
beansprucht habe.«
    »Schon gut«, entgegnete Tolbathy. »Sie
handeln vollkommen richtig. Sagen Sie Gerry, er kann den Volvo benutzen, wenn
er mag. Ich lasse Rollo nicht gern nach Anbruch der Dunkelheit fahren. Und
sorgen Sie bitte um Gottes willen dafür, daß man Hester so lange im Krankenhaus
behält, bis sie wieder ganz über dem Berg ist. Wenn ich sie auch noch verliere —
« Tolbathy ließ den Satz unvollendet.
     
     

Kapitel
18
     
     
     
     
     
     
     
    »H ester ist bestimmt bald wieder gesund
und munter«, sagte Max und hoffte inständig, daß er damit recht behalten würde.
»Und Ihre Freunde ebenfalls.« Zumindest jene, die noch nicht gestorben waren.
    »So, jetzt können Sie sich ein wenig
ausruhen, aber ehe ich gehe, würde ich mich gern ein wenig im Zimmer Ihres
Bruders umschauen. Da Sie sagen, er habe keine Feinde gehabt, müssen wir
herausfinden, aus welchem Grund er getötet wurde. War er vielleicht gemeinsam
mit einem anderen Bruder an irgendeiner Sache beteiligt, die er selbst möglicherweise
für einen harmlosen Streich gehalten hat? Nach Jems Urteil nehmen sich die
Clubbrüder offenbar liebend gern gegenseitig auf den Arm.«
    »Stimmt«, gab Tolbathy zu. »Möglich
wäre es schon. Obwohl Wouter eigentlich nicht der Richtige war für — ich weiß
nicht recht, wie ich es ausdrücken soll.«
    Max versuchte ihm zu helfen. »Als ich
heute nachmittag Ihrem Freund Whet gegenüber erwähnte, daß Jem sich die Hüfte
verletzt hätte — er wußte zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nichts von den
Ereignissen im Zug — , wollte er sich als erstes einen ausgestopften
Tintenfisch besorgen, um ihn Jem ins Krankenhaus zu schicken. Wäre Wouter der
Mann gewesen, den Whet gebeten hätte, den Tintenfisch abzuliefern?«
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Tom.
»Wouter hätte den Tintenfisch auch für eine hervorragende Idee gehalten; ich
wäre wohl selbst Feuer und Flamme, wenn ich dazu in der richtigen Stimmung
wäre. Aber das Problem mit Wouter war, daß man nie wissen konnte, was dabei
herauskam, wenn e r die Hand im Spiel hatte. Er hätte womöglich gedacht, wenn
ein ausgestopfter Tintenfisch gut sei, wäre ein lebendiger bestimmt noch
besser, und warum sollte er dann nicht gleich ins Zimmer trippeln,
Ballettschuhe tragen und Tango tanzen? Wenn sich das als nicht machbar erwiesen
hätte, wäre Wouter hingegangen und hätte eine Attrappe gebaut, zwei Meter hoch
und mit beweglichen Tentakeln, wäre selbst hineingestiegen und ins Zimmer
stolziert, hätte die Augen verdreht und mit den Beinen geschlenkert und dem
armen Jem einen solchen Schrecken eingejagt, daß er sich bereits im Delirium
tremens geglaubt hätte.«
    Tolbathy rang sich ein Lächeln ab. »Ich
muß zugeben, daß diese Idee ihren eigenen verrückten Charme hat. Den hatten
Wouters Unternehmungen meistens.«
    »Hätte Ihr Bruder denn wirklich einen
mechanischen Tintenfisch bauen können?«
    »Sicher, das wäre für ihn kein Problem
gewesen. Wouter hatte ein unglaubliches Talent für derartige Dinge. Einer
unserer Enkel schwört im Moment auf Dungeons and Dragons, also hat ihm
Wouter zu Weihnachten einen Drachen gebaut, der sogar richtig Feuer speien
kann.«
    »Alle Achtung.«
    »Bloß Funken von irgendeinem Schaltrad,
und das rote Licht im Hals rührt von einer Batterie her, aber die Wirkung ist
enorm. Der Drache pafft natürlich auch Rauchwolken. Das hat Wouter mit Schwefel
bewerkstelligt.«
    »Wie groß ist das Untier denn?«
    »Etwa eineinhalb Meter. Wouter wollte
ihn lebensgroß, aber Hester hat es schließlich geschafft, seinen Enthusiasmus
ein wenig zu dämpfen. Wooties Zimmer im Internat war winzig und bis zur Decke
vollgestopft mit Gott weiß was für Zeug. Der Drache steht noch in Wouters
Arbeitszimmer. Wouter wohnt — wohnte — in den Räumen über dem Küchenflügel. Den
Flur geradeaus, an der Treppe vorbei, dann am Bogen rechts und durch die Tür am
hinteren Ende. Sie ist nicht verschlossen. Wir hatten nie etwas voreinander zu
verbergen.«
    Tom Tolbathy schaute Max nicht an, er
sah eigentlich gar nichts an; sein Blick war trostlos angesichts einer Zukunft
ohne einen Bruder, der feuerspeiende Drachen zu bauen vermochte. Max ließ ihn
mit seinem Kummer allein und

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