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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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überhaupt etwas gesagt hat, meine ich.«
    »Und ob. Er hat sich nach Mr. Ogham und
Mr. Dork erkundigt, daran erinnere ich mich genau. Er sagte, sie hätten sich
gerade unterhalten, als der Zug verunglückt sei. Er wollte wissen, ob sie
lebend geborgen worden waren. Er wollte mir einfach nicht glauben, als ich ihm
klarzumachen versuchte, daß es gar keinen Unfall gegeben hat. Hat es doch
nicht, oder?«
    »Nein, der Zug hat nur plötzlich
angehalten, und die Fahrgäste sind alle durcheinandergewirbelt worden, sonst
nichts. War ihm denn bewußt, daß man versucht hatte, ihn zu vergiften?«
    »Erst nachdem wir es ihm gesagt haben.
Er dachte, es sei ausströmendes Gas oder so etwas gewesen, und davon sei allen
schlecht geworden.«
    »Er konnte sich aber daran erinnern,
daß er Kaviar gegessen hatte?«
    »Das schon, aber stellen Sie sich vor,
er war wütend, weil er angeblich nicht genug abbekommen hatte. Scheinbar hatte
er mit seinen Freunden in einer Ecke gestanden und sich unterhalten, und die
Serviererin war nur einmal mit dem Tablett vorbeigekommen. Das erklärt wohl
auch, warum sie heute morgen alle schon wieder entlassen werden konnten. Aber
Mr. Durward war ziemlich beleidigt, weil man ihm nicht genug Dövres angeboten hatte. Ein Freund von mir sagt das immer. Mein Mann sagt Ordüres. Ich habe zu Mr. Durward gesagt, er soll lieber froh sein, daß er nicht mehr
davon gegessen hat, aber er hat bloß gemeint: ›Sie hat schließlich nicht
gewußt, daß Gift drin war. Es rechtfertigt also keineswegs, mich einfach zu
übergehen.‹ Fällt Ihnen dazu noch etwas ein? So, jetzt muß ich aber wirklich
wieder an die Arbeit.«
    Sie stellte die beiden Kaffeebecher in
den Korb der Spülmaschine und ging zurück zum Schwesternzimmer. Max beschloß,
daß es auch für ihn an der Zeit sei, sich zu verabschieden. Wenn er sich jetzt
auf den Korridoren herumtrieb und versuchte, Patienten zu befragen, würde man
ihn ohnehin bald vor die Tür setzen.
    Durch die offenstehende Tür von Marcia
Whets Zimmer konnte er ihren Mann auf einem der Holzstühle mit den
leuchtendbunten Plastikbezügen sitzen sehen, die Krankenhäusern angeblich eine
freundliche Note verleihen. Er hatte den Stuhl neben das Bett gerückt und hielt
die Hand seiner Frau. Sie schien zu schlafen. Max räusperte sich. Whet wandte
sich um, legte Marcias Hand vorsichtig zurück auf die Tagesdecke und kam nach
draußen auf den Flur.
    »Sicher wollen Sie jetzt wieder nach
Hause, nicht wahr, Max? Fahren Sie nur! Ich möchte noch bei Marcia bleiben.«
    »Und wie kommen Sie zurück nach Boston?«
    Whet zuckte die Achseln. »Irgendwie
komme ich schon hin, denke ich. Ich könnte die Tolbathys fragen, ob ich bei
ihnen übernachten kann, wenn dort überhaupt jemand daheim ist, den ich fragen
kann. Wie geht es Tom, haben Sie irgend etwas in Erfahrung bringen können?«
    »Besser, nehme ich an. Er ist bereits
entlassen worden.«
    »Das ist ja endlich mal eine gute
Nachricht. Und Hester?«
    »Sie muß weiter beobachtet werden, was
immer das bedeutet.«
    »Jedenfalls ist ihr Zustand nicht mehr
kritisch.« Whet sah zu seiner Frau hinüber, als könne er gar nicht erwarten,
wieder an ihrer Seite zu sein.
    »Wissen Sie was«, sagte Max, »ich fahre
rasch zu den Tolbathys und sage Bescheid. Tom freut sich bestimmt, daß Sie
wieder zurück sind. Und bei der Gelegenheit kann ich ihn fragen, ob Sie die
Nacht dort verbringen können.«
    »Vielen Dank, das ist wirklich ganz
liebenswürdig von Ihnen. Wahrscheinlich wird er sich wirklich über ein bißchen
Gesellschaft freuen, da Hester noch im Krankenhaus liegt — und Wouter — mein
Gott, ich kann mir gar nicht vorstellen, daß die beiden Brüder nicht mehr
zusammen sein sollen. Bitte richten Sie ihm meine besten Wünsche aus. Oh, und
könnten Sie ihn vielleicht bitten, daß er jemanden schickt, um mich abzuholen?
Ich bin nicht sicher, ob er in der Lage ist, bereits selbst hinter dem Steuer
zu sitzen.«
    »Wird gemacht. Ich komme noch mal
vorbei oder lasse Sie benachrichtigen.«
    Max hätte sich zwar noch gern von
seiner neuen Bekannten, der Krankenschwester, verabschiedet, doch die eilte
gerade mit zusammengepreßten Lippen, eine Infusionsflasche unter dem Arm, über
den Flur. Dies war nicht der geeignete Zeitpunkt für Höflichkeiten. Max ging
hinaus und stieg in seinen Wagen.
     
     

Kapitel
17
     
     
     
     
     
     
     
    M ax verließ den Parkplatz unter den
finsteren Blicken eines Polizisten, der aussah, als habe er kein

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