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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Abend, als deine Clubbrüder hier auf unserer
Renaissance-Feier waren.«
    »Meine Liebe, ich habe niemals
behauptet, ein Heiliger zu sein. Und ich muß zugeben, daß Obed selbst die
Geduld von Hiob auf eine harte Probe stellen würde, wenn er sich erst einmal
anschickt, eine Party in Schwung zu bringen. Aber ich sehe schon, ich muß
gleich wieder zurück in die Rapelle und über meine Gefühle für Obed
meditieren.«
    »Nimm dir zuvor noch ein Scone«, schlug seine Frau vor.
    »Vielen Dank, Abby«, sagte der gute
Mann, machte jedoch trotz seiner Gewissensbisse keinerlei Anstalten, sich von
seinem Lehnstuhl zu erheben. »›Eine tüchtige Frau ist mehr wert als alle
Rubinen. ‹ Gott sei Dank habe ich allerdings immer Ruh’ vor den Bienen
meiner tüchtigen Frau. Das ist eine Art Privatscherz bei uns. Es stört Sie doch
hoffentlich nicht? Aber zurück zu gestern abend. Wo waren wir stehengeblieben?
Ich jedenfalls meine mich zu erinnern, daß jeder der anderen die Gruppe
irgendwann verlassen hat. Ich selbst habe mich die ganze Zeit nicht von der
Stelle gerührt. Ich hatte mir nämlich ein behagliches Eckchen an der Tür
erobert, wo ich mein Gleichgewicht halten und das sanfte Schaukeln des Zuges
genießen konnte. Ich hatte ein Glas von Toms hervorragendem Champagner, den ich
am liebsten ganz langsam schlürfe, denn ich bin kein großer Weintrinker, wie
Abby Ihnen bestätigen wird. Und auf noch mehr Kaviar hatte ich keine Lust.«
    »Sie hatten also schon davon gegessen?«
    »Natürlich, sonst wäre mir ja nicht
schlecht geworden. Ich habe ein- oder zweimal genommen, als das Tablett das
erste Mal gereicht wurde.«
    »Noch bevor Ogham sich zu Ihnen gesellt
hat?«
    »Muß wohl, sonst hätte ich wahrscheinlich
überhaupt nichts davon abbekommen. Mein Gott, Abby, man könnte fast annehmen,
daß Obed eine Art göttliches Werkzeug gewesen ist, das seine Freunde vor dem
Gift bewahrt hat, andernfalls hätte es uns ebenso töten können, wie es Edith
Ashbroom getötet hat. Ein sehr ernster Gedanke.«
    »Gibt einem wirklich zu denken«,
bestätigte Max.
    Falls Ogham tatsächlich ein göttliches
Werkzeug gewesen sein sollte, warum war er dann für eine so kleine Gesellschaft
aktiviert worden? Natürlich wäre er nicht daran interessiert gewesen, Tom Tolbathy
zu retten, wenn er hinter Hesters Geld hergewesen wäre, doch man hätte annehmen
mögen, daß er zumindest versucht hätte, Hester vor dem Gift zu schützen. Es sei
denn, sie hatte bereits ein Testament zu seinen Gunsten aufgesetzt — und er
wußte davon.
    Abigail Billingsgates Gedanken mußten
sich in ähnlichen Gleisen bewegt haben wie die von Max. »Ich muß gestehen, daß
ich mich beim besten Willen nicht an den Gedanken gewöhnen kann, daß
ausgerechnet Obed Ogham im Auftrag irgendeines Schutzengels tätig gewesen sein
soll. Max, Sie essen ja gar nichts. Reichen Sie mir Ihre Tasse, und ein schönes Scone schmiere ich Ihnen auch noch. Ich kann mir lebhaft vorstellen, was
Ihr Onkel Jem von der Idee halten würde, daß Obed eine gute Tat vollbracht
haben soll, ohne daß man ihn dafür entlohnt hat, auch wenn die Umstände noch so
überirdisch gewesen sein mögen. Schon gut, Bill, du kannst mich ruhig bei
deiner nächsten Predigt über Nächstenliebe als abschreckendes Beispiel
anführen. Nehmen Sie doch noch etwas Honig.«
    »Apropos Nächstenliebe«, sagte Max,
»vielleicht können Sie versuchen, Ihren Freund Durward davon zu überzeugen, daß
er nicht absichtlich von der Serviererin übergangen worden ist. Wie ich hörte,
ist er zutiefst beleidigt, weil er nicht ausreichend Kaviar bekommen hat,
obwohl der vergiftet war.«
    »Typisch Quent«, bemerkte Billingsgate
und nahm sich noch eine Extraportion Honig. »Jeder andere hätte sich einfach
selbst welchen geholt oder wenigstens darum gebeten. Quent hat diese nervtötende
Angewohnheit, alles schweigend zu erdulden und erst dann etwas zu sagen, wenn
es bereits zu spät ist. Wir sollten ihn über die Feiertage unbedingt einladen,
Abby.«
    »Ich sehe überhaupt nicht ein, warum
ich für Quents gekränkte Ehre büßen soll, Bill. Du weißt haargenau, daß er
wieder seine Aufnahmen mit den Baumfröschen mitbringen wird. Wenn wir es
schaffen, uns davor zu drücken, wird er wie immer gekränkt reagieren, wir
hätten also gar nichts erreicht.«
    »Aber Liebes, es ist doch Weihnachten!«
    »Pah! Humbug! Hör bloß mit dieser
Bob-Cratchit-Masche auf! Aber wie du möchtest, Lieber — wenn du darauf
bestehst, Güte und menschliche

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