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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Kännchen graben mußte, bevor sie die heißen Scones verschwenderisch mit Butter und Honig bestrich.
    Max gelang es, eines zu erwischen, auf
dem keine Butter und nur eine bescheidene Schicht Honig war. Er mußte jedoch
zugeben, daß der Honig wirklich ausgezeichnet schmeckte. Auch die Scones waren
nicht übel, allerdings bei weitem nicht so gut wie die von Sarah. Vor dem
Kaminfeuer sitzend, mit Honigwein im Magen und dem immer heftiger fallenden
Schnee vor den gardinenlosen Fenstern, kam er sich beinahe vor wie eine der
Figuren auf den Weihnachtskarten, die Sarah überall in der Wohnung verteilte,
kaum daß sie die Post geöffnet hatte. Auf einer dieser Karten prangte übrigens
die verstorbene Golda Meir. Seine Mutter war offenbar nicht bereit, seine Ehe
so ohne weiteres hinzunehmen.
    Die Felder draußen, die in dieser
Stunde eine frische Schneedecke erhielten, waren während der Honigsammelsaison
vermutlich mit irgendwelchen wie verrückt blühenden Pflanzen übersät. »Welche
Blumensorten mögen Bienen eigentlich besonders?« erkundigte er sich bei
Abigail. »Züchten Sie vielleicht auch Colchicum?«
    »Herbstzeitlose?« Sie lachte. »Um
Himmels willen, selbstverständlich nicht! Ich bin schließlich selbst schon eine
und möchte nicht unbedingt daran erinnert werden. Wir pflanzen hauptsächlich
Klee an, und bis jetzt haben sich die Bienen nicht beschwert. Nehmen Sie noch
etwas Honig. Sie haben ja kaum davon probiert.«
    Max dankte ihr für den Honig, den er von
einer Seite seines Scones leckte, damit er ihm nicht auf die Hose
tropfte. Darauf wandte er sich an seinen Gastgeber: »Ihr Freund Dork hat
berichtet, Sie hätten sich die meiste Zeit über mit ihm, Ogham und einigen
anderen unterhalten, bevor der Zug bremste, und Ogham hat angeblich die
Kellnerin immer wieder weggeschickt, sobald sie versucht hat, Ihnen Kaviar
anzubieten. Bedeutet das, daß er sich auch nichts aus Kaviar macht?«
    »Das bedeutet wahrscheinlich, daß er
gerade genug hatte und daher auch sonst niemand etwas abbekommen sollte, nur
für den Fall, daß er seine Meinung noch ändern würde«, erläuterte Abigail und
bestrich seelenruhig ein weiteres Scone.
    »Meine Liebe, wir sollten uns nicht der
Sünde anheimgeben, unsere Mitmenschen zu verurteilen, besonders nicht jetzt, da
unser neuer Freund Max uns gerade ein so schönes Zeugnis christlicher
Nächstenliebe gegeben hat. ›Ich war krank, und ihr habt mich besuchte Matthäus
25,36.«
    Max ignorierte diese Bemerkung. »Ich
habe Jem versprochen, ihm genau Bericht zu erstatten. Er ist
verständlicherweise frustriert, daß er nicht selbst bei seinen Freunden
vorbeischauen kann. Wenn Sie also eine richtige Mizwe vollbringen
wollen, warum berichten Sie mir nicht über alles, was gestern vorgefallen ist,
und zwar aus Ihrer Perspektive. Darf ich davon ausgehen, daß Dorks Information
im großen und ganzen zutrifft?«
    »Was genau hat Dork Ihnen denn
erzählt?« wollte Billingsgate mit dem typischen Mißtrauen eines echten Yankees
wissen.
    »Sein Bericht lief darauf hinaus, daß
er gemeinsam mit Ihnen, Ogham, Durward und Ashbroom zwischen dem Servieren des
Kaviars und dem Unfall in einer Ecke gestanden und sich lang und breit über
Rittersporn ausgelassen hat. Abgesehen davon, daß Dork zwischendurch
weggegangen ist, um Drinks für sich und seine Frau zu besorgen.«
    »Ganz so war es nicht. Soweit ich mich
entsinne, sind wir alle ziemlich viel herumgegangen, kamen aber immer wieder zu
unserer Gruppe zurück. Dork ist tatsächlich zur Bar gegangen, das weiß ich noch
genau. Er macht sich komischerweise nichts aus Champagner. Und Obed ist auch
mindestens einmal zur Bar gegangen. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er
zurückgekommen ist, in jeder Hand ein Glas, und scherzte, auf einem Bein könne
man nicht stehen.«
    »Und ich wette, er hat sich mit Kaviar
vollgestopft, als er so nahe an der Quelle war«, sagte Abigail. »Darum hat er
auch keinen genommen, als er serviert wurde.«
    »Haben Sie gesehen, daß er von dem
Kaviar gegessen hat?« fragte Max.
    »Ganz bestimmt nicht! Wie ich bereits
sagte, schaue ich wirklich gern zu, wenn jemand sein Essen genießt, aber es ist
alles andere als erfreulich zuzusehen, wie Obed Ogham sich die Gaben anderer
Menschen in sein feistes Gesicht stopft; es sieht aus, als ob jemand Kohlen in
einen Heizkessel schaufelt. Und du brauchst mir gar nicht wieder mit deiner
christlichen Nächstenliebe zu kommen, Bill, denn du hast dich selbst ganz schön
darüber aufgeregt an dem

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