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Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Titel: Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blum
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heiklen Aufgabe zusehen. »Das sind die Glasfasern«, sagte Carrilho. »Die bringen das Geld.«
    Als schließlich alle acht Fasern gespleißt waren, legte Matt sie in einen fein gearbeiteten schwarzen Stahlkasten mit zwei roten Laser-Warnaufklebern und einer eleganten Alcatel-Lucent-Plakette, auf der in schwungvoller Schreibschrift »Origin France« geschrieben stand – die Kühlerfigur von Tatas 600 Millionen Dollar teurem Kabel. Mark hatte derweil im Schacht die schwierige Aufgabe erledigt, das stahlummantelte Kabel eng um die schwere Stahlplatte zu wickeln, die in die Wand eingelassen war. Matt reichte ihm den Kasten hinunter, damit Mark ihn befestigen konnte.
    Hinter Carrilho und mir hielt ein Wagen an, und ein Mann in gebügeltem weißem Hemd und Krawatte, offenbar auf dem Heimweg von der Arbeit, stieg aus. Er warf einen Blick in den Schacht, auf die Ausrüstung im Zelt und das Schiff, das reglos vor der Küste lag.
    »Ein Kabel? Nach Brasilien?«, fragte er.
    »Afrika«, antwortete Carrilho.
    Der Pendler hob die Augenbrauen, schüttelte den Kopf und ging nach Hause zum Abendessen. Für die Menschen in diesem Küstendorf war das hier nur ein vorübergehendes Ärgernis, ein paar Bulldozer unten am Strand und ein paar zusätzliche Lastwagen auf dem öffentlichen Parkplatz. Am Ende der Woche würde der Deckel des Revisionsschachtes wieder zugeklappt sein, und das Kabel nach Afrika würde unter dem Sand in Vergessenheit geraten.
    45 F. Scott Fitzgerald, Der große Gatsby , München 2011, S. 216.
    46 Ken Belson, ›Tyco to Sell Undersea Cable Unit to an Indian Telecom Company‹, The New York Times , 02. November 2004, http://www.nytimes.com/2004/11/02/business/02tyco.html [03.04.2012].
    47 ›Top Ten Crooked CEO s‹, Time , 09. Juni 2009, http://www.time.com/time/specials/packages/article/0,28804,1903155_1903156_1903152,00.html [03.04.2012].

7 Wo die Daten schlummern
    Die Stadt The Dalles im amerikanischen Bundesstaat Oregon war schon immer ein Kreuzungspunkt der besonderen Art, ein Ort, an dem die Geographie der Infrastruktur immer wieder ihren Willen aufgezwungen hat. Der ungewöhnliche Name geht auf das französische Wort für »Steinplatte« zurück und bezieht sich auf die Felsen im mächtigen Columbia River, der sich hier verengt, bevor er sich durch den großen Einschnitt im Kaskadengebirge in die berühmte Felsenschlucht »Columbia River Gorge« ergießt. Alles andere hier hat sich aus diesen geographischen Bedingungen ergeben.
    Als Lewis und Clark auf ihrer Erkundung des Westens 1805 hier ankamen, fanden sie einen Ort vor, an dem mehr Indianer zusammenströmten als irgendwo sonst in dieser Region. Zur Zeit der alljährlichen Lachswanderung schwoll die Bevölkerung auf fast zehntausend Menschen an, was ungefähr der heutigen Einwohnerzahl des Städtchens entspricht. Eine Zeit lang endete in The Dalles der Oregon Trail. Siedler standen hier vor der unangenehmen Entscheidung, entweder ihre Habe auf Mulis zu verladen und den 3429 Meter hohen Mount Hood zu umwandern oder den Stromschnellen des Columbia River zu trotzen. Auf dem Weg nach Westen war The Dalles das Nadelöhr. Und so ist es bis heute.
    Vom Fenster meines Motelzimmers aus wirkte die Landschaft wie ein Schlachtfeld im Kampf zwischen Geologie und Industrie. Im Hintergrund lagen klobig und braun die Ausläufer der Kaskaden, die an diesem regnerischen Spätwintertag in Nebelschwaden gehüllt waren. Zu ihren Füßen befindet sich der Rangierbahnhof der Union Pacific, in dem die Güterzüge ruckelnd zum Stehen kommen, ehe sie auf den heutigen, an die Basaltfelsen der Schlucht geschmiegten Gleisen durch die Columbia River Gorge hinunterrollen. Parallel zur Eisenbahnstrecke verläuft der Highway 84, die erste große Ost-West-Route über die Berge – und die letzte bis zum Highway 80 in Kalifornien fast neunhundert Kilometer weiter südlich. Die ganze Nacht rauschten die LKW s vorbei, Richtung Portland im Westen oder Richtung Spokane, Boise und Salt Lake City im Osten. Der breite Fluss gurgelte gemächlich dahin. Über die Dalles Bridge strömten die Autos wie Ameisen; unmittelbar stromaufwärts befand sich der Dalles Dam, ein kleiner Baustein eines gigantischen, vom Army Corps of Engineers errichteten Systems von Wasserkraftwerken. Der Strom wurde von der Bonneville Power Administration verteilt, deren Hochspannungsleitungen die Hügel überzogen. The Dalles ist für das gesamte Stromnetz im Westen der Vereinigten Staaten ein wichtiger Knotenpunkt.

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