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Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Titel: Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blum
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ein neues Kabel, SEACOM , das sich an der Ostküste Afrikas hinaufschlängelte, Zwischenstopps in Kenia, Madagaskar, Mosambik und Tansania einlegte und sich schließlich in zwei Arme aufspaltete, von denen einer nach Mumbai und einer durch den Suezkanal nach Marseille führte. Alston sicherte sich eine 10-Gigabit-Verbindung – das Vierzigfache dessen, was er über SAT -3 abwickeln konnte, und das zum selben Preis. Doch diese Leitung war mit speziellen geographischen Bedingungen verknüpft: Es war eine Direktverbindung zwischen jenem Ort, an dem das Kabel anlandete, dem 140 Kilometer von Durban entfernten Küstendorf Mtunzini, und dem Telehouse in London, wo das TENET bereits mit hundert anderen Netzwerken vernetzt war. Den letzten Abschnitt zwischen Mtunzini und Durban zu überbrücken, wo sein nächstgelegener Router stand, war die Aufgabe Alstons. Er verbrachte geschlagene 40 Stunden damit, alles zu verkabeln und das Equipment zu konfigurieren. Am Ende saß er ziemlich übernächtigt im Schneidersitz neben seinem Router auf dem Boden, als eine Kontrollleuchte signalisierte, dass die Verbindung hergestellt war – ein direkter Draht zum 16 000 Kilometer entfernten London. »Es war so ungefähr um halb fünf Uhr am Nachmittag, als plötzlich – Tatatatah! – die Bestätigung der Verbindung auf dem Schirm aufleuchtete«, erinnert er sich. Er versuchte, ein paar Tests durchzuführen, stieß jedoch schnell an die Grenzen seines Equipments. Die Übertragungskapazität überstieg das, was sein Computer künstlich simulieren konnte, um ein Vielfaches. Er hatte den Finger auf einer sprudelnden Ölquelle.
    Alston erzählte mir diese Geschichte am Telefon, während er in seinem Büro in Durban saß und ich in meinem in Brooklyn. Die Verbindung war glasklar. Obwohl der Äquator und fast 25 000 Kilometer Kabel zwischen uns lagen, war die Verzögerung kaum merklich. Mir war die Entfernung jedoch ausreichend bewusst, dass die unverblümte Körperlichkeit dessen, was er mir soeben beschrieben hatte, mich umso mehr schockierte. Im Abstrakten haben wir es alle ständig mit »schnellen« und »langsamen« Internetverbindungen zu tun. Doch für Alston kam die Beschleunigung in Form eines unvorstellbar langen und dünnen Etwas, einer einzigartigen, auf dem Meeresgrund verlaufenden Verbindung. Seekabel sind das Nonplusultra unter unseren physikalischen Verbindungen. Das Internet ist nur deshalb ein globales Phänomen, weil es diese Leitungen gibt, die ganze Ozeane durchqueren. Sie sind das wichtigste Kommunikationsmedium unseres globalen Dorfes.
    Die Glasfasertechnologie ist unglaublich komplex, basiert sie doch auf den neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Werkstoffwissenschaften und Computertechnologie. Doch das Grundprinzip ist verblüffend einfach: Das Licht wird an der einen Küste des Ozeans in das Kabel eingespeist und kommt an der anderen Küste wieder heraus. Unterseekabel sind für Licht das, was ein Tunnel für U-Bahnen ist. An jedem Ende befindet sich eine Landestation, etwa von der Größe eines gehobenen Einfamilienhauses. Meist sind diese Landestationen völlig unscheinbar und liegen in ruhigen Küstenvierteln versteckt. Sie sind so etwas wie moderne Leuchttürme, besteht ihr Zweck doch darin, die Glasfaserstränge zu erleuchten. Damit das Licht riesige Entfernungen überwinden kann, wird mit einer Spannung von Tausenden Volt Strom durch die Kupferhülle geschickt, um die Repeater mit Energie zu versorgen. Jeder dieser Verstärker, die etwa alle achtzig Kilometer auf dem Meeresboden liegen, hat die Größe und ungefähre Form eines Thunfisches. Ihr Inneres ist gewissermaßen eine Druckkammer, die mit dem Element Erbium gefüllt ist und die Funktion eines Mini-Teilchenbeschleunigers hat.
    Für mich hatte das alles etwas wunderbar Poetisches; es war die ultimative Verquickung der unergründlichen Geheimnisse der digitalen Welt mit den noch unergründlicheren Geheimnissen der Ozeane, nur wie durch einen Zerrspiegel betrachtet: Trotz der enormen Entfernungen, die diese Kabel überbrückten, waren sie spindeldürr. Es war fast nichts dran an ihnen. Die Kabel durchquerten ganze Ozeane, tauchten dann mit unglaublicher Zielgenauigkeit wieder auf und dockten an den betonierten Mauern eines Revisionsschachtes unweit des Strandes an – einer Konstruktion sehr viel menschlicheren Maßstabs. Ich stellte mir die Kabel wie Aufzüge zum Mond vor, transparente Fäden, die sich im Unendlichen verlieren. Mit ihren kontinentalen

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