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Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Titel: Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blum
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Kosten sind, über Dinge wie Callcenter nachzudenken. Und schon schnellt die Nachfrage in die Höhe.«
    Unterseekabel verbinden Menschen – zuallererst in den reichen Ländern –, doch stets ist ihnen dabei die Erde im Weg. Bei der Festlegung der Route eines Seekabels gilt es wirtschaftliche, geopolitische und topographische Untiefen zu umschiffen. Aufgrund der Erdkrümmung verläuft die kürzeste Strecke zwischen Japan und den USA zum Beispiel sehr weit nördlich, in einem Bogen parallel zur Küste Alaskas, und endet bei Seattle. Aber Los Angeles ist traditionell der größere Nutzer von Übertragungskapazitäten, weshalb frühere Kabel weiter nach Süden abdrifteten. Mit dem TGN -Pacific-Kabel löste Tyco das Problem auf die teure Art: Man verlegte einfach zwei Kabel, eines nach Seattle und eines nach Los Angeles.
    Verkompliziert werden diese geographischen Fragen durch das Interesse an einer möglichst kurzen »Laufzeit«. Mit diesem Begriff bezeichnen Netzwerktechniker die Zeit, die eine Information benötigt, um das andere Ende eines Kabels zu erreichen. Früher war das eine Größe, die nur für das Kerngeschäft von Telefongesellschaften eine Rolle spielte, nämlich wenn es darum ging, unnatürliche Verzögerungen beim Telefonieren zu vermeiden. Aufgrund der Anforderungen des automatisierten Handels, bei dem Computer Kapital daraus schlagen, Börsennachrichten eine Millisekunde früher zu erhalten als andere, ist es neuerdings jedoch die Finanzbranche, die von der Frage der Laufzeit regelrecht besessen ist. Da die Geschwindigkeit, mit der Licht in einem Kabel unterwegs ist, konstant ist, spielt die Länge des Kabels die entscheidende Rolle. Tatas Route von Singapur nach Japan verläuft direkter als die der Konkurrenten, und deshalb kann das Unternehmen auch die schnellste Verbindung nach Indien anbieten. Doch das Transatlantikkabel von Tata ist frustrierend langsam. Tyco verlegte es seinerzeit zu einer Landestation in New Jersey, unweit des Hauptfirmensitzes. Im Vergleich zu Transatlantikkabeln, die in Long Island anlanden, waren London und New York auf dieser Route dreihundert Kilometer weiter voneinander entfernt, weil die Bits erst einmal die Küste hinunter und wieder hinauf nach New York flitzen mussten. Damals dachte kein Mensch, dass das etwas ausmachen könnte. »Jetzt bekomme ich bei Meetings ständig vorgehalten, dass wir im Vergleich zur Konkurrenz eine Millisekunde langsamer sind«, sagte Cooper und rieb sich die Augenbraue. Für 2012 hat das kleine Unternehmen Hibernia Atlantic angekündigt, das erste neue Transatlantikkabel seit zehn Jahren zu verlegen. Das völlig neu entwickelte Kabel soll das schnellste aller Zeiten werden.
    Ebenso wichtig ist die Geographie auf der Mikroebene. Spezialschiffe vermessen den Meeresboden, um entscheiden zu können, ob die Route um einen unterseeischen Berg herum oder über ihn hinweg verlaufen soll – so ähnlich wie bei der Planung einer Eisenbahntrasse, nur ohne die Möglichkeit, Tunnel zu bauen. Um das Risiko von Schäden durch schleifende Anker zu minimieren, werden wichtige Schifffahrtsrouten sorgsam gemieden. Denn wenn ein Kabel ausfällt, muss ein Reparaturschiff entsandt werden, um beide Enden mithilfe von Haken an die Oberfläche zu holen und miteinander zu verspleißen – eine teure, zeitaufwendige Geschichte. Gelegentlich kommt es auch zu dramatischeren Situationen.
    Von wenigen Ausnahmen abgesehen, verlaufen sämtliche Kabel zwischen Japan und dem asiatischen Festland durch die Luzonstraße südlich von Taiwan. Warum das so ist, zeigt ein Blick auf die Karte: Eine Route südlich der Philippinen wäre ein zu großer Umweg – was die Kosten und die Laufzeit in die Höhe treiben würde. Und die Formosastraße zwischen Taiwan und China ist gefährlich seicht; dort wäre die Gefahr zu groß, dass ein Kabel von Fischern beschädigt wird. Bleibt die Luzonstraße, deren nördlichster Arm, die Bashistraße, mit einer Tiefe von bis zu viertausend Metern als perfekte Kabeltrasse erschien.
    Zumindest bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag 2006, als es kurz nach 20 Uhr Ortszeit südlich von Taiwan zu einem Erdbeben mit einer Stärke von 7,1 auf der Richterskala kam. Die Folge waren schwere unterseeische Erdrutsche, bei denen sieben von neun in der Straße verlegten Seekabeln durchtrennt wurden, teilweise an mehreren Stellen. Damit gingen auf einen Schlag Übertragungskapazitäten von mehr als 600 Gigabit verloren, so dass Taiwan, Hongkong, China und der größte

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