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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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Frauen Kurven besaßen. Wenn er sie anfasste, wollte er nicht das Gefühl haben, dass sie bei einer unbedachten Bewegung zerbrechen könnten.
    Andreas trat auf der Stelle. Glücklicherweise hatten sie unten im Tal nicht nur Lawinenpiepser, sondern auch Schneeschuhe erhalten, die sie nach dem Erreichen ihres Ziels anlegten. Ohne diese Hilfsmittel wären sie bis zu den Hüften im Schnee versunken. Auch so reichte das weiße Pulver bis zu den Knien. Hier das Gleichgewicht zu verlieren konnte gefährlich sein, besonders wenn man mit dem Kopf voran im Tiefschnee versank.
    Andreas blinzelte den Hang empor. Seine offiziell getätigte Aussage war, dass er mitkommen wollte, um die Lawinengefahr zu beurteilen. Doch je länger er darüber nachdachte, Schneeprofile zu erstellen und Gleitversuche zu starten, desto weniger konnte er sich dafür begeistern. Außerdem war es eine Tatsache, dass weder Schneeprofil noch Rutschblock die Lawinengefahr eines Hanges mit ausreichender Genauigkeit beurteilen konnten. Dafür war der Schneedeckenaufbau zu inhomogen.
    Aber was sollte er sonst tun?
    Andreas linste zu Stefanie hinüber.
    Wieso eigentlich nicht. Mehr als dass sie ihm einen Korb verpasste, konnte nicht geschehen.
    *
    Franz beäugte seine ehemalige Freundin von der Seite. Unglaublich, wie wenig sie sich verändert hatte. Ihre Mimik, ihr Gehabe, ihre Bewegungen; und natürlich ihr Aussehen. Franz gewann den Eindruck, dass Stefanie die vergangenen drei Jahre in einem Jungbrunnen verbracht hatte. Gleichzeitig musste er selbst in ein heimtückisches Zeitloch gefallen sein, das ihm die dreifache Lebenszeit aufbürdete. Er blickte zu Boden. Es war zu spät. Alles war zu spät.
    Franz fühlte, wie seine Hände zitterten. Nicht aufgrund der Kälte. Leichtsinnigerweise waren seine Medikamente im Büro geblieben. Das war dumm und passte so gar nicht zu seiner sonstigen Umsicht. Die tiefen Temperaturen bereiteten seinem Körper zunehmend Schwierigkeiten. Franz spürte, wie sich seine Gliedmaßen versteiften. Er musste erhebliche Kraft und Energie darauf verwenden, sein Gleichgewicht zu wahren. Wie es um seine Gesichtsmimik stand, wollte er lieber nicht wissen.
    Franz wandte sich ab und blickte in Richtung der Saukaser-Hochalm, die einige hundert Meter entfernt unterhalb des Pengelsteiner Berggrats lag. Zwar gab es in diese Richtung nichts zu sehen außer Schnee, Schnee und nochmals Schnee, aber so blieb ihm wenigstens ein Anblick erspart: Andreas und Stefanie, die miteinander flirteten; so intensiv, dass in Franz’ Gedanken die Frage aufstieg, weshalb sich der Schnee des gesamten Berghangs nicht in kochendes Wasser verwandelte.

Seilbahn GmbH Kitzbühel, Parkfläche vor dem Hauptgebäude
Sonntag, 7. Januar, 09:28 Uhr
    „Ach du Schande!“ Anna riss die Augen weit auf. „Das bedeutet also, Martin Albers ist nicht der Mörder.“
    „Nein“, entgegnete Bernhard. „Höchst unwahrscheinlich. Er ist Privatdetektiv, ein ziemlich guter sogar. Habe ihn mal kennengelernt. Ich glaube, er heißt in Wirklichkeit Ilmar. Bin davon überzeugt, dass er es war, der bei dem Taxifahrer Erkundigungen eingezogen hat. Manchmal imitiert er Eigenschaften des Mörders – weshalb auch immer. Deshalb ist er in die Person des Priesters geschlüpft. Er muss es auch gewesen sein, den die alte Dame in Kitzbühel gesehen hat.“
    „Aber wie konnte sie ihn mit dem Fahrer des Wagens verwechseln?“
    „Vielleicht, weil Ilmar nach ihm eingetroffen ist“, vermutete Bernhard. „Könnte mir vorstellen, dass er das Fahrzeug mit einem Peilsender ausgestattet hat. Und was die Frau angeht: Sie ist ja nicht mehr die Jüngste. Laut ihrer Aussage hat sich der Fahrer des Wagens von ihr wegbewegt; die Grünanlage, bei der sie sich aufgehalten hat, liegt aber rund dreißig Meter von dem Abstellplatz des Fahrzeugs entfernt. Aus dieser Entfernung ist es unmöglich, eine Augenfarbe zu erkennen, selbst wenn sie auffällig ist. Falls meine These korrekt ist, würden auch die Beschreibungen der Rezeptionistinnen Sinn ergeben. Wie auch immer. Jetzt müssen wir die Frage klären, wie wir weiter vorgehen.“
    „Ich … ich weiß nicht.“ Anna schüttelte verwirrt den Kopf. Bernhards Erkenntnisse hatten ihr Weltbild auf den Kopf gestellt. Wenigstens das Bild, das sie vom Mörder hatte.
    „Ich schlage vor, wir warten trotzdem ab, bis Ilmar hier eintrifft“, meinte Bernhard. „Vielleicht kooperiert er mit uns. Außerdem müssen wir erfahren, weshalb er sich in der Kabine aufgehalten hat.

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