Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
Kitzbüheler Seilbahnen sein Mobiltelefon aushändigte, warf Emma einen Blick in Richtung Gipfel. Schneefall und Sturm wurden immer stärker. Die Bergstation und der sich entfernende Bergewagen waren nur noch undeutliche Schemen in einem Meer aus Weiß. Es gab keinerlei Anzeichen, als würde sich das Unwetter demnächst abschwächen.
Sebastian knurrte und blickte verärgert auf das Display des Smartphones. „Kein Netz“, sagte er. „Wer hat noch ein Handy dabei?“
Sofort kramten mehrere Fahrgäste nach ihren Mobiltelefonen.
„Irgendeines wird ja hoffentlich eine Verbindung zustande bringen.“
Emma faltete die Hände in ihrem Schoß. Sie war außer Samantha die Einzige, die kein eigenes Mobiltelefon dabei hatte. Aus gutem Grund. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass diese technischen Geräte vor allem zwei Dinge taten: unglaublich auf die Nerven gehen, und nicht funktionieren, wenn man sie wirklich brauchte.
Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Talstation
Samstag, 6. Januar, 10:57 Uhr
Fluchend nahm Benjamin den Feldstecher von den Augen. Der einsetzende Schneefall verbarg den Blick auf die Seilbahnstütze. Er hatte gerade noch erkennen können, wie Natascha auf das Fahrrad gestiegen war.
Ihm gefiel nicht, dass der Sturm wieder zugelegt hatte. Oben am Berg musste er noch heftiger toben. Es waren bestimmt wieder Orkanböen dabei. Unruhig marschierte Benjamin auf und ab. Kurz entschlossen griff er nach seinem Mobiltelefon und wählte Nataschas Nummer. Keine Verbindung. Er versuchte es bei Jürgen, mit dem gleichen Ergebnis. Abermals fluchend wählte er die Zentrale an. Wieder nichts.
Das sah nicht gut aus. Er deaktivierte sein Mobiltelefon, schaltete es wieder ein und wählte den Notruf. Auf diese Weise wurde automatisch das stärkste Netz verwendet. Wenigstens theoretisch. Es vergingen zehn geschlagene Sekunden, ohne dass eine Verbindung zustande kam, dann erschien die Meldung
Kein Netz verfügbar
am Display.
Benjamin stieß pfeifend die Luft aus. Nach dem Stromnetz war nun auch der Mobilfunk zusammengebrochen. Sein Blick streifte die Anzeige des Windmessgeräts. Einhundertacht Stundenkilometer.
Benjamin setzte sich an das Funkgerät. Glücklicherweise verfügten die Bergewagen über einen eigenen Anschluss. Auch waren die eingesetzten Geräte stärker und robuster als der Mobilfunk.
Ein Klicken in der Leitung; die Bestätigung, dass der Anruf durchgekommen war. Niemand meldete sich. Er versuchte es ein zweites Mal. Erneut bloß statisches Rauschen.
Das gibt’s doch nicht!
Benjamin funkte den zweiten Bergewagen an, der sich einige hundert Meter von der Talstation entfernt der nächsten Kabine näherte. Ibrahim meldete sich sofort.
„Ja?“, erklang seine Stimme, verzerrt durch starkes Knistern und Knacken in der Leitung.
„Benjamin hier. Wie sieht es mit dem Wind aus?“
„Ziemlich stark, wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Kommen nur langsam voran. Fühlt sich so an, als wären wir auf einem Schiff, das …“
Ein gedämpftes Würgen erklang, gefolgt von einer derben Verwünschung.
„Maximilian hat sich erbrochen“, sagte Ibrahim, und das erste Mal schien seine Laune gesunken zu sein. „Ich weiß nicht, ob …“
„Ihr kehrt sofort um“, sagte Benjamin nachdrücklich. „Das ist ein Befehl!“
Flughafen München, Sicherheitszentrale
Samstag, 6. Januar, 11:00 Uhr
„Sie müssen das Chaos entschuldigen“, sagte der junge Techniker und zog eine Grimasse. „Aber der Orkan verlangt uns einiges ab. Trümmer auf den Rollwegen, zerstörte Plakatwände, ein Kleinflugzeug wurde umgeworfen; dazu Hunderte entnervte Fluggäste, die auf ihre verspäteten Maschinen warten.“
„Kein Problem“, meinte Bernhard. „Mein Büro sieht schlimmer aus.“
Der Bedienstete lachte und führte sie an einen leeren Computerarbeitsplatz. „Ich lade nur schnell die Daten der Überwachungskameras herunter. Wann, sagten Sie, soll das gewesen sein?“
„Mittwoch, kurz vor elf Uhr Vormittag.“
Die Finger des Technikers flogen über die Tastatur. „So, das müsste es sein“, sagte er. „Auf dem Parkgelände haben wir zwei Kameras. Ich beginne mit der ersten um zehn Uhr fünfundvierzig.“
Auf dem Bildschirm zeigten sich die wenig spektakulären Aufnahmen der ersten Überwachungskamera. Zu erkennen war ein Großteil der Parkfläche samt Einfahrt. Mehrere Fahrzeuge manövrierten auf den Abstellplatz, hielten an, Personen stiegen aus und verließen das Gelände.
„Halt“, sagte Bernhard. „Gehen Sie ein
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