Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
das Beste.“
Ein eisiger Hauch wanderte Nataschas schmerzenden Körper hinab.
Nicht mein Bein
, dachte sie verzweifelt.
Ich habe die richtige Entscheidung getroffen, ganz bestimmt. Bitte, lasst mir mein Bein!
Seilbahn GmbH Kitzbühel, Besprechungsraum
Samstag, 6. Januar, 14:10 Uhr
„Unmöglich“, sagte Thorsten, der Mitarbeiter der Seilbahnfirma, und schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe noch nie von einem solchen Fall gehört.“
„Wir haben die Bestätigung durch die Techniker“, meinte Franz gelassen. „Dazu kommen die Beobachtungen der Fahrgäste.“
„Trotzdem. Das Blitzschutzsystem der Seilbahnstütze erfüllt die höchsten Sicherheitsstandards. Selbst wenn eine starke Entladung direkt in die Metallkonstruktion einschlägt, müsste sie gefahrlos zum Erdboden abgeleitet werden.“
„Müsste“, sagte Franz und ließ seinen Laserpointer zwischen den Fingern kreisen. „Offensichtlich hat der Schutz versagt.“
„Ich begreife nicht, wie sich das Stahlseil so stark erhitzen konnte, dass es mit dem Metall der Stütze verschmilzt“, spann Thorsten seinen Gedanken weiter. „Es gibt zwar Berichte über solche Phänomene, aber stets bezogen auf nicht geerdete Metallgegenstände. In unserem Fall …“
„Wichtig ist momentan nicht das Warum“, unterbrach ihn Franz, „sondern die Frage, ob wir etwas dagegen unternehmen können. Laut den Seilbahntechnikern ist das Zugseil nur mithilfe von Schneidbrennern zu lösen. Ein Einsatz auf der Mastspitze ist angesichts der momentanen Wetterlage nicht möglich. Darüber hinaus wäre das Zugseil selbst im Fall eines Erfolgs beschädigt und müsste umfangreiche Untersuchungen durchlaufen. Ein weiterer Betrieb ist daher nicht zulässig.“ Franz ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er hinzufügte: „Nach Information der Techniker wurden die Lautsprecher in mehreren Kabinen beschädigt, vermutlich auch in Nummer vierzehn. Möglicherweise ein Resultat des Blitzschlags. Das bedeutet, wir können keine Durchsagen machen. Unsere Hoffnungen liegen also in einer raschen Reparatur des Bergewagens und einer Besserung der Wettersituation.“
„Was ist mit den anderen Bergewagen?“, erkundigte sich einer der Feuerwehrmänner. „Können wir die nicht verwenden?“
Franz schüttelte den Kopf. „Es gibt am Berg- und Talseil zwei Maschinen, das ist richtig. Aufgrund ihrer Konstruktionsweise können sich die Fahrzeuge aber nicht bergauf bewegen beziehungsweise bergab schleppen. Das bedeutet, die Wagen in der Talstation sind nur für den unteren Seilbereich verwendbar. Das zweite Fahrzeug in der Bergstation könnte zwar theoretisch auf das andere Seil gesetzt werden, dies wäre aber mit einem hohen logistischen und zeitlichen Aufwand verbunden. Die Reparatur des beschädigten Bergewagens geht mit Sicherheit schneller.“
„Eine Möglichkeit zum Abseilen aus der Gondel gibt es nicht, oder?“
„Nein. Abgesehen davon, dass diese Rettungsmaßnahme aus so großer Höhe nicht erlaubt ist, fehlen in der Kabine die entsprechende Ausrüstung und das geschulte Personal. Und auch diese Alternative wäre durch den orkanartigen Sturm nicht durchführbar.“
Franz wandte sich an Andreas. „Herr Stamberger, vielleicht wäre jetzt ein günstiger Zeitpunkt, uns über die aktuelle Wetterentwicklung zu informieren.“
„Gern.“ Andreas erhob sich und startete die vorbereitete Präsentation. „Orkantief Christa, wie es offiziell benannt wurde, befindet sich inzwischen an der deutsch-polnischen Grenze. Obwohl wir die heftigsten Böen hinter uns haben, bleibt es ausgesprochen windig. Grund dafür ist eine von Christa eingeleitete, massive Nordströmung, die reichlich feuchte Luftmassen an die Alpen transportiert. Vermutlich wird es die kommenden sechsunddreißig Stunden durchgehend schneien – und das teilweise stark. Bis morgen Nachmittag rechne ich hier in Kitzbühel mit fünfzig Zentimeter Neuschnee, in Lagen über tausendfünfhundert Meter dürften es achtzig Zentimeter oder mehr werden.“
Andreas zeigte zwei anschauliche Karten, auf denen die erwarteten Neuschneesummen zu erkennen waren. „Der Sturm wird auf den Bergen auch in den kommenden Stunden zeitweise Orkanstärke erreichen. In Mittelgebirgslagen sind nach wie vor Böen um einhundertvierzig Kilometer pro Stunde möglich. Was die Lawinengefahr angeht, rechne ich damit, dass der Lawinenwarndienst spätestens im Laufe des morgigen Tages die höchste Warnstufe ausgibt.“
„Eine Frage zum Sturm“, warf
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