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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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Kitzbühel, Wohnung Gerbergasse
Samstag, 6. Januar, 18:15 Uhr
    Es klopfte an der Eingangstür. Ächzend erhob sich Franz vom Sofa und schlurfte in den Vorraum. Es konnte sich nur um Martina von nebenan handeln, eine geschwätzige ältere Dame, die schon gestern angedroht hatte, ihn am Wochenende heimsuchen zu wollen. Franz würde ihr mitteilen, dass es ihm nicht gutging. Krank genug sah er ja aus. Er bereitete sich nicht die Mühe, durch den Türspion zu blicken, verinnerlichte seinen missmutigen Gesichtsausdruck und riss die Tür auf.
    Davor stand Stefanie.
    Franz war viel zu perplex, um eine Begrüßung zu murmeln; oder, noch besser, ein:
verschwinde!
Er stand bloß da und starrte Stefanie an. Sogar seine Hände vergaßen zu beben.
    „Darf ich hereinkommen?“, fragte sie. Ihr Gesichtsausdruck war nichtssagend, aber in ihren dunklen Rehaugen funkelte es verdächtig. Womöglich amüsierte sie sich köstlich über seine unverhüllte Fassungslosigkeit.
    Nein!
, dachte Franz. „Ja“, sagte er und zog die Tür auf.
    Stefanie trat ein und entledigte sich ihrer Jacke und der schneeverkrusteten Stiefel. Franz marschierte ins Wohnzimmer zurück. Dabei bemühte er sich, feste und selbstsichere Schritte zu setzen. Ganz gelang es ihm nicht. Er ließ sich auf dem Sofa nieder und wartete, bis Stefanie vor ihm auf einem Stuhl Platz genommen hatte.
    „Also?“, sagte er, als seine ehemalige Freundin nicht von sich aus das Wort ergriff. „War meine Zusammenstellung nicht ausreichend?“
    „Doch, doch“, versicherte Stefanie. „Deshalb bin ich nicht gekommen. Ich wollte von dir wissen, wo ich meinen Bruder finden kann. Telefonisch habe ich ihn nicht erreicht, obwohl er schon daheim sein müsste.“
    Ojemine
, dachte Franz.
Jetzt heißt es Augen zu und durch!
„Ich weiß zwar, wo sich dein Bruder befindet“, gab Franz zu. „Aber die Antwort wird dir nicht gefallen.“
    Stefanie kniff die Augen zusammen. „Franz, wenn du irgendetwas …“
    „Nein, nein“, wandte er rasch ein. „Das ist es nicht. Aber … Nun, er sitzt in der Gondel fest.“
    Stefanie blinzelte. Für einen Augenblick hielt sie Franz’ Aussage wohl für einen Scherz. Als sie erkannte, dass dem nicht so war, wich das Blut aus ihren Wangen. „Du meinst“, flüsterte sie, „Sebastian ist einer von den Passagieren?“
    „Ja.“
    „Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Sein Name stand nicht auf der Liste, die du mir geschickt hast.“
    „Ich wollte nicht, dass du dir unnötig Sorgen machst.“
    „Unnötig?“ Stefanie stieß ein kehliges Lachen aus. „Das soll wohl ein Witz sein!“
    Franz schwieg.
    „Weißt du was?“ Ihre Augen schimmerten hell. Eine glitzernde Träne rollte ihre rechte Wange hinab. „Ich habe gedacht, wir könnten uns aussprechen, ehrlich miteinander sein. Aber irgendwie funktioniert das nicht. Hat noch nie funktioniert. Ich wollte unsere gemeinsamen Erlebnisse und Empfindungen aufarbeiten. Aber jetzt habe ich keine Lust mehr dazu. Ich sage dir einfach, was passiert ist. Als du mich vor drei Jahren halbtot geschlagen hast“, Franz lief ein eisiger Schauer den Rücken hinab, „hast du nicht nur mich verletzt.“
    „Wie meinst du das?“
    „Ich war schwanger, Franz. Durch dich habe ich unser Kind verloren.“

Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Kabine 14
Samstag, 6. Januar, 18:20 Uhr
    Emma fand, dass die Kälte durchaus erträglich war. Klar, mit einer Wohlfühlsauna konnte man das Innere der Kabine nicht vergleichen, aber die aktuelle Temperatur musste doch über der Null-Grad-Marke liegen. Ein deutliches Indiz hierfür war der verbliebene Schnee in Sebastians Schihelm. Er war zum Teil geschmolzen. Durch die Luftlöcher an der Außenseite des Helms fielen immer wieder dicke Tropfen auf den Wellblechboden. Dazu kam, dass die Fenster der Gondel an einigen Stellen feucht, und nicht eisig beschlagen waren.
    Matteo hatte vermutet, dass die Körperwärme der zwölf Insassen ausreichte, um die Temperatur in der Gondel auf einige Plusgrade zu heben. Emma war zuerst skeptisch gewesen, aber jetzt musste sie zugeben, dass die Erklärung plausibel klang.
    „Wir sollten den Schnee umfüllen, bevor er zergangen ist“, sagte Sebastian. „Mein Helm ist nicht ganz dicht.“
    „Hier ist einiges nicht dicht“, murmelte Matteo; allerdings so leise, dass ihn nur Emma verstand.
    „Ich habe eine Plastiktüte im Rucksack“, sagte Raphael. „Die können wir verwenden.“
    Gesagt, getan. Als die Aufgabe erledigt war, breitete sich

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