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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Hardo und stapelte die leeren Teller übereinander. »Dann kommen Sie auch auf eine Idee. Niemand verschwindet einfach so. In den allermeisten Fällen geben die Personen Hinweise, wo man sie finden kann.«
    Katinka stand auf.
    »Sie haben recht. Ich bin furchtbar k. o. Ich fahre nach Hause und lege mich hin. Vielleicht kommt mir die erlösende Einsicht im Schlaf.«
    Sie brachten Geschirr und Bierkrüge an die Theke zurück und gingen schweigend zu ihren Autos. Als Katinka den Zündschlüssel drehte, orgelte der Anlasser ein paar Mal und verstummte. Der Motor regte sich nicht. Sie versuchte es wieder. Ein drittes Mal. Gab Gas. Scheißkarre, dachte Katinka. Lass mich nicht im Stich, nicht wenn Hardo danebensteht und drauf und dran ist, das Kavalierskostüm anzuziehen.
    »Ihr Anlasser«, rief Hardo. Durch das geschlossene Fenster klang seine Stimme dumpf.
    Der Motor begann zu brummen. Katinka kurbelte das Fenster runter.
    »Ich habe ihn überzeugt.«
    »Der Wagen muss in die Werkstatt.«
    »Da kommt er mehr oder weniger gerade her.«
    »Passen Sie auf sich auf. Und melden Sie sich, wenn Sie was von Ihrer Freundin hören.«
    Katinka winkte ihm zu und stieß zurück. Mit einem vollmundigen Hupen verabschiedete sie sich. Als sie den Parkplatz verließ, wirbelte sie eine braune Staubwolke auf. Viel zu schnell fuhr sie zur Autobahnauffahrt.
    Der Wagen donnerte mit Höchstgeschwindigkeit von 140 über die Autobahn. Katinka angelte nach ihrem Handy und rief Britta an. Britta, ihr persönlicher Haken in der Steilwand.
    Anrufbeantworter.
    »Britta, bitte ruf mich sofort zurück. Es ist wichtig.«
    Katinka warf das Handy auf den Beifahrersitz. Checkte im Rückspiegel, ob Hardo hinter ihr war. Sie telefonierte im Auto immer ohne Freisprechanlage.
    Zu Hause stellte sie den Fiesta im Anwohnerbereich ab und stürmte in die Wohnung. Sie erneuerte Vishnus Katzenstreu und stellte ihm Futter hin. Bewaffnet mit einer Tasse extra starken Kaffees, einem Notizblock und einem Stift setzte sie sich wenig später an den Küchentisch und schrieb in einem Rutsch auf, woran sie sich aus dem Gespräch mit Dani erinnerte.
    Bildhauerin , schrieb sie. Eigenes Haus. Refugium. Will bis Ende September bleiben.
    Sie nahm einen Schluck Kaffee und hoffte, ihr Magen würde es ihr nicht übel nehmen. Das Handy klingelte. Katinka hechtete sich auf das Telefon, stieß die Tasse um und beobachtete, wie sich der Notizblock mit der braunen Flüssigkeit vollsaugte.
    »Scheibenkleister.«
    »Katinka?«
    »Ach, Britta!«
    »Du hast Glück. Ich bin gerade nach Hause gekommen. Was gibt es denn so Wichtiges?«
    Katinka suchte nach einem Wischlappen.
    »Sorry, aber ich … bin völlig neben der Mütze.« Sie drückte das Tuch in die Kaffeelache und räusperte sich verzweifelt.
    »Soll ich vorbeikommen?«
    »Kannst du?«
    »Kein Problem. Bin gleich da.«
    Dankbar drückte Katinka die Aus-Taste. Sie warf den durchweichten Block weg, setzte neuen Kaffee auf und suchte sich ein unberührtes Notizbuch. Anschließend schrieb sie noch einmal das Gleiche auf:
    Bildhauerin . Eigenes Haus. Refugium. Will bis Ende September bleiben.
    Während das Wasser zu brodeln begann, notierte sie:
    Ausstellungen in Kiew, Warschau, Berlin. Thema ›Frau‹. Eltern vor vier Jahren gestorben, Neuanfang.
    Sie stand auf, stellte sich ans Fenster, hielt nach Britta Ausschau, klopfte ungeduldig gegen die Scheiben. Dann brühte sie den Kaffee auf, schraubte die Thermoskanne zu. Schrieb im Stehen dazu:
    Neues Motto: Mensch-Kontur-Natur. Viel Geld verdient. Nächste Ausstellung in Straßburg.
    » Viel Geld verdient«, murmelte sie vor sich hin. Sie drückte die Kurzwahl zu Toms Handy, erreichte aber nur die Mailbox. Sie hinterließ keine Nachricht. Beinahe wäre sie auf Vishnu getreten, der maunzend um ihre Beine strich. Sie kraulte ihm die roten Streifen, bevor sie sich wieder an den Tisch setzte.
    Schmutz der Welt , schrieb sie in das Notizbuch. Sie kannte niemanden, der mit dieser Begründung keine Zeitung las und keine Nachrichten ansah. Sich nicht vom Schmutz der Welt ablenken lassen, so ähnlich hatte Dani es formuliert.
    Fehlendes Auto. Welches, schrieb sie. Es ist ein Loch im Jahr .
    Es klingelte. Katinka spurtete zur Tür. Sie fiel Britta um den Hals.
    »Mensch Meier, Katinka, was ist passiert?« Britta machte sich los. Ihr schwarzes Haar kräuselte sich vor Nässe.
    »Regnet’s wieder?«, wollte Katinka wissen.
    »Mistwetter. Wenn das noch ein Sommer wird …« Britta deutete auf den

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