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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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gepackten Rucksack neben der Tür. »Willst du verreisen?«
    »Ich wollte. Aber …«
    Katinka musste sich zusammenreißen, um dem Kitzeln in ihren Augenwinkeln nicht nachzugeben. Britta merkte trotzdem was. Während Katinka die vergangenen zwei Tage Revue passieren ließ, goss Britta Kaffee in zwei Tassen und stellte Milch auf den Herd. Sie quirlte die heiße Milch zu Schaum und setzte ihren Kaffeetassen eine weiße Kapuze auf.
    Katinka dachte später, dass Britta vor allem eines perfekt beherrschte: die Kunst des Zuhörens. Anders als die meisten Leute steuerte Britta nicht nach jedem dritten Satz eine eigene passende oder unpassende Meinung bei oder begann mit Parallelitäten aus ihrem eigenen Leben. Sie gab nicht einmal Hintergrundsignale. Kein ›hm‹, ›ach ja‹, nichts, was die Konzentration ihres Gesprächspartners stören könnte. Dennoch merkte man ihr die ungeteilte Aufmerksamkeit an. Vielleicht war das die ultimative Voraussetzung für den Beruf der Journalistin. Zuhören.
    »Und weißt du, was das Unverständlichste ist? In ihrem Häuschen gibt’s nicht mal Bücher. Keine Briefe. Keine Zeitschriften.«
    »Wenn Dani sich so von der Welt abwendet, um kreativ zu sein, ist das wahrscheinlich ganz normal.«
    »Kontoauszüge hat jeder«, sagte Katinka. »Und Online-Banking kann sie nicht machen, sie hat keinen Computer.«
    Britta schleckte den Milchschaum von ihrem Cappuccino.
    »Sie könnte doch anderswo noch eine Bleibe haben.«
    Katinka wurde heiß. Daran hatte sie nicht gedacht. Ich denke überhaupt nicht mehr logisch, ich bin komplett durchgedreht, dachte sie.
    »Es klang so, als sei sie umgezogen.«
    »Kann sie ja sein. Aber man kann seine Bücher, Möbel und so weiter auch einlagern. Beispielsweise in einem gemieteten Container. Oder bei Verwandten.«
    »Ich frage mich gerade, ob Dani Verwandte hat.«
    »Einen Bruder«, schlug Britta vor. »Sagtest du das nicht?«
    »Ja«, murmelte Katinka. Livio Zanini. Der Name war ungewöhnlich genug. »Wenn sie zu ihrem Bruder abgehauen ist, dann braucht sie mich nicht anrufen und um Hilfe flehen!« Katinka hieb mit der Faust auf den Tisch, dass ihre Tasse ein paar Zentimeter wegsprang.
    Britta schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Es muss ja nicht ihr Bruder sein, der sie bedroht. Und wird sie überhaupt von einem Menschen bedroht? Sie könnte doch in einer anderen Gefahr sein.«
    »In welcher denn!« Katinka spürte Zorn aufflammen. Der starke Kaffee traf auf Schokolade, Radler und Bratwurst. Das Ganze umwickelt von Sauerkraut. Ihr war speiübel.
    »Sie hat ›hilf mir‹ gesagt«, erläuterte Britta geduldig. »›Hilf mir‹. Aber du hast es sofort als direkte Bedrohung interpretiert. Könnte es nicht sein, dass sie selbst etwas Schlimmes gemacht hat und jetzt nicht weiß, wie sie da rauskommt? O.k., ich weiß, das willst du nicht hören«, sagte Britta gelassen, als Katinkas wütende Blicke sie trafen. »Schreib es trotzdem auf. Nur so als Gedanke. Könnte auch sein, dass sie entdeckt hat, unheilbar krank zu sein oder so.«
    »Aber das Spezialschloss. Das Panzerglas. Wer hat so was schon? Gefährdete Politiker, Prominente mit viel Geld.«
    »Genau. Sie hat viel Geld.«
    Katinka schob ihre Kaffeetasse ans unterste Ende des Tisches. Ihr Magen revoltierte. Sie setzte den Wasserkocher wieder in Betrieb und suchte im Vorratsschrank nach Kamillentee. Ein paar Beutel steckten noch in der Schachtel.
    »Ist dir nicht gut?«
    »Nein.«
    Britta stand auf, strich durch Katinkas kurzes Haar und sagte:
    »In deinem Kopf kugeln zu viele Gedanken herum. Du musst alle abschalten. Vergiss sie.«
    Katinka fuhr herum.
    »Das kann ich nicht!«, schrie sie. »Stell dir vor, ich hätte dich angerufen. ›Britta, hilf mir.‹ Was würdest du tun, hm? Ins Kino gehen? Mit einem Typ schlafen, der zehn Jahre jünger ist?«
    Sie nahm die Brille ab, pfefferte sie auf das Büffet und rieb sich die Augen.
    »Nein.« Britta griff nach der Brille, klappte die Bügel ein und legte das Gestell außer Reichweite. »Ich würde alles tun, um den Kopf freizukriegen, damit ich dir umso effektiver helfen könnte.«
    Britta schob Katinka zu einem Stuhl, drückte sie darauf nieder und begann, ihren Nacken zu massieren. »Woher wusstest du das eigentlich mit dem Typen?«
    Katinka runzelte die Stirn. Britta kannte sie genau. Sie wusste, dass Katinkas Wut innerhalb von Sekunden zu verrauchen pflegte. Vor Britta brauchte sie sich wegen ihres Ausbruchs nicht zu entschuldigen. Die Massage tat gut.
    »Was

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