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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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auf.
    Straßburg war Fehlanzeige. Ihr war nicht klar, weshalb Dani Wert darauf legte, das Thema erst später öffentlich zu machen. Diese Verweigerungstaktik schien ihr kontraproduktiv. Vermutlich hoffte Dani, durch häppchenweises Zufüttern regelmäßiges Interesse bei den Medien zu wecken.
    Katinka gab im Internet Danis Namen ein und fand eine Reihe von Verweisen zu den Ausstellungen in Kiew, Warschau und Berlin. Die Warschauer Seiten waren ausschließlich in polnischer Sprache. Sie versuchte es zuerst in Berlin. Der Anrufbeantworter gab in säuerlicher Stimmlage die Geschäftszeiten bekannt. Sie hinterließ Namen und Telefonnummer und bat um dringenden Rückruf. Dann fasste sie sich ein Herz und rief in Kiew an. Nach zweimaligem Klingeln meldete sich ein Anrufbeantworter, der zuerst auf Ukrainisch, dann auf Englisch weitere Kontaktnummern ansagte und anschließend die Öffnungszeiten des dazugehörigen Museums. Katinka notierte sich alles. Sie musste dreimal wählen, um sämtliche Nummern abschreiben zu können, sprach eine kurze Nachricht auf Englisch mit ihrem Namen auf das Band und der dringenden Bitte, zurückgerufen zu werden.
    Als sie in Warschau anrief, läutete das Telefon ins Leere.
    Sie warf den Bleistift auf den Tisch, schob die Kaffeetasse weg und stand auf. Sie würde etwas essen müssen. Am liebsten hätte sie sich schlafen gelegt. Stattdessen suchte sie ihre Joggingschuhe heraus und rüstete sich für einen kurzen Lauf.
    Sie quälte sich wie nie. Die Luft war angenehm kühl, als sie am Kanal entlanglief, die Wolken ließen ab und zu Sonnenstrahlen durch. Auf den Wellen glitzerten irisierende Lichter. Katinka rannte viel zu schnell. An ihrem Keuchen merkte sie, dass sie sich zurücknehmen musste. Sie reduzierte das Tempo. In ihrem Kopf klopfte ein gemeiner Schmerz. Sie bekam Seitenstechen. Achte auf deinen Atem, befahl sie sich. Sie lief so langsam sie konnte und wurde prompt von einem anderen Läufer überholt. Nach zwanzig Minuten musste sie aufgeben. Sie ging im Schritttempo weiter, nahm die Brille ab und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    ›Katinka! Hilf mir!‹
    Danis Hilferuf hallte in ihrem Kopf.
    »Scheiße!«, schrie Katinka und trat gegen eine Bank. Der Turnschuh dämpfte den Schlag. Zwei Frauen mit Skistöcken starrten sie an, während sie im Walking-Rhythmus vorbeistelzten.
    Katinka ging langsam nach Hause. Sie war durstig und erschöpft. In der Wohnung legte sie sich auf den Boden, bis ihr Herzschlag sich beruhigt hatte. Sie kontrollierte ihr Spiegelbild: Es hatte stumpfe, müde Augen und rote Lidränder. Später duschte sie. Das heiße Wasser, das auf ihren Rücken prasselte, brachte die ersehnte Entspannung. Sie zog sich an und versuchte erneut ihr Glück. Ganz von selbst tippten ihre Finger seine Nummer ein.
    »Katinka! Ich wollte mich gerade bei dir melden.«
    »Warum hast du gestern nicht zurückgerufen?«
    »Ich war hundemüde.« Seine Stimme klang leer und resigniert. Katinka beschloss, nicht darauf herumzureiten.
    »Wie geht es ihr?«
    »Keine Veränderung.« Tom seufzte. »Wir sind ratlos.«
    Er schilderte die langen, müden Stunden in der Klinik. Die schwammigen Aussagen der Ärzte regten ihn auf.
    »Können die Sesselfurzer nicht einfach sagen, sie haben keine Ahnung? Sie erzählen dir alle möglichen Details, mit denen du gar nichts anfangen kannst. Verlieren sich in Ausflüchten. Sie machen’s genauso wie ich, wenn ein Programm bei einem Kunden nicht läuft. Ich lüge das Blaue vom Himmel herunter und täusche mit Fachausdrücken, bis ich den Fehler habe. Aber ich finde ihn wenigstens.«
    »Wenn du willst, komme ich nach Berlin.«
    »Nicht nötig.« Es hörte sich an, als sei ihm alles andere recht, nur nicht das. »Wir müssen hier Verschiedenes klären. Dann komme ich zurück, vielleicht die Woche noch.«
    »Was müsst ihr denn klären?«
    »Eine Menge«, gab Tom knapp Auskunft. »Unter uns. Und dann haben wir zu bestimmen, was mit meiner Mutter geschehen soll, wenn die im Krankenhaus sie nicht mehr haben wollen.«
    »Erzählst du mir …«
    »Verdammt, lass mich in Ruhe damit, Katinka! Das ist meine ganz private Zwickmühle«, rief Tom. Er beruhigte sich sofort. Sein Ton verlor die Schärfe. »Entschuldige. Ich bin … durcheinander. Unter Druck. Wir reden, wenn ich klarer sehe, ja?«
    Katinka bemühte sich, die Kränkung nicht hören zu lassen.
    »Gut. Ruf bitte wieder an. Egal wann. Ich liebe dich.«
    Als sie auflegte, hatte sie für Momente die Vision, das

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