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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Lederschürze, ein schmutziges T-Shirt. Seine Haare standen wie Draht in alle Richtungen davon. Erste graue Strähnen nisteten darin.
    »Katinka Palfy«, stellte Katinka sich vor.
    »Ich bin Booz.«
    »Nur Booz?«
    Er wischte sich die Hände am T-Shirt ab. Metallsplitterchen glitzerten im Sonnenlicht.
    »Wir wollen doch alle ein anderes Leben, oder?« Er lachte. »Nein, im Ernst. Wir Künstler schmücken uns mit unseren Namen wie mit unseren Werken. Ich heiße Arian Booz, aber mein Nachname ist meine Marke.«
    »Also, hallo Booz«, sagte Katinka und gab ihm die Hand. Sie war rau wie Schmirgelpapier.
    »Und Sie? Wollen Sie etwas kaufen?«
    »Ich wollte mich mal umsehen«, sagte Katinka. »Was … erschaffen Sie hier eigentlich?«
    Booz lachte. In seinen Augen glomm eine Leidenschaft, die seiner ganzen Erscheinung etwas Strahlendes verlieh.
    »Sie drücken sich clever aus, Katinka Palfy«, sagte er. »Ich frage mich nur, wie Sie überhaupt von unserer Existenz gehört haben. Denn wir versuchen, in dieser Stille und Weltferne zu arbeiten.«
    »Ich störe also!«
    »Ach, egal, kommen Sie. Ich wollte eben sowieso einen Tee trinken.«
    Er führte Katinka ins Haupthaus.
    »Verkäuflich ist natürlich nur ein Teil unserer Werke«, erklärte er. »Wir tanken Inspiration. Ein einziges Opus ist ausreichend für den ganzen Sommer. Auch nur eine einzige Idee. Wobei niemand etwas dagegen hat, wenn mehr rauskommt.«
    Fasziniert folgte Katinka ihm ins Haus. Die Wände waren nur roh verputzt, die Leitungen über Putz verlegt. An manchen Stellen flatterten die Reste alter Tapeten. Farbkleckse und festgetretene Metall- und Farbpartikel machten den Holzboden unansehnlich. Eine enge Holztreppe führte in den ersten Stock. Booz ging daran vorbei und betrat eine imposante Wohnküche. Ein alter Holzherd bullerte in der Ecke und verbreitete wohlige Wärme. Am anderen Eck thronte ein Kachelofen. Eine ausladende Eckbank umgab einen Tisch, der sicher einige Jahre mehr auf dem Buckel hatte als Katinka und Booz zusammen. Essensreste, Bierflaschen, Werkzeuge und eine ausgeschlachtete Wanduhr warteten auf Besuch. Unter den Fenstern war ein Bücherregal eingebaut worden. Es platzte aus allen Nähten. Katinka stellte sich an den Herd.
    »Schön haben Sie es hier.«
    »Ja. Das ist Leben.« Mit glänzenden Augen legte Booz Holz nach. »Brauchen Sie was Trockenes zum Anziehen?«
    »Nicht nötig.«
    Unbeeindruckt nahm Booz eine graue Sweatjacke von einem Haken und warf sie Katinka zu.
    »Dieses Haus ist ein Traum, aber es ist eiskalt. Und wir haben keine Heizung. Nur diese beiden herrlichen Öfen.«
    »Aber Sie arbeiten in den Stallgebäuden?«, fragte Katinka und schlüpfte dankbar in die Jacke. Sie roch nach Holzfeuer und nach etwas Süßem. Nach einem Hauch von Shit.
    »Sicher. Wir betreiben ja eine eher … platzintensive Kunst.«
    Booz setzte Wasser in einem altmodischen Teekessel auf. Katinka sah zur Tür. Eine blasse, junge Frau mit blonden Ponyfransen stand bewegungslos da und blickte zu ihnen herein.
    »Komm schon rein, Jana. Darf ich vorstellen: Meine Verlobte Jana Dorell. Jana, das ist Katinka Palfy.«
    Jana suchte sich eine saubere Tasse, füllte sie mit Leitungswasser und schien auf die Fortsetzung der Geschichte zu warten. In ihren Jeans, dem dicken Pulli und einer auffallenden Halskette aus vielen kleinen silbernen Schmetterlingen sah sie wie eine Mischung aus Landwirtin und Hippie aus.
    »Jana macht Installationen«, sagte Booz. »Also keine Objekte, die käuflich sind. Sie verkauft Erlebnisse.« Er hantierte mit einer Teedose.
    »Aha«, sagte Katinka. Sie hatte keine Vorstellung, was Booz meinte.
    »Leider können wir Ihnen momentan nichts zeigen«, sagte Jana. »Alles ist in der Entwicklung. Aber Sie können sich natürlich in den Verteiler eintragen. Dann bekommen Sie eine E-Mail, sobald neue Ausstellungen oder Happenings stattfinden.«
    Happenings, dachte Katinka. Was bitte ist ein Happening?
    Jana Dorell strich sich die Haare aus der Stirn und wandte sich an Booz. »Du hast das gestern nicht mitgekriegt. Aber der Paketdienst hat die neue Gipslieferung vorbeigebracht.«
    »Na endlich«, sagte Booz und nickte zufrieden. »Ich schaue mir nachher alles an.«
    Jana stellte ihre Tasse ab und ging.
    »Was ist denn ein Happening?«
    Booz goss das sprudelnde Wasser in die Teekanne.
    »Sie kennen sich gar nicht aus mit unserem Metier, oder?«
    »Wenig.«
    »Was machen Sie denn?«
    »Ich bin Journalistin«, log Katinka. Wenigstens eine

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