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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Sie hatte die Arme fest um den Oberkörper geschlungen.
    »Ich brauche was Warmes. Wollen Sie auch einen Kaffee?«
    Katinka folgte ihr in den Vorraum. Jana füllte Wasser in ihre Kaffeemaschine und gab großzügig Kaffeepulver in den Filter. Während die Maschine fauchte, griff sie nach der Zigarettenschachtel.
    »Was haben Sie da im Teich gemacht?«, fragte Katinka.
    Jana hockte sich auf die Bank unter den Sattelböcken und bot Katinka mit einer unwirschen Kopfbewegung Platz an. Sie zog die Knie hoch und umklammerte sie mit den Armen. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie das Feuerzeug nicht bedienen konnte. Katinka nahm es ihr aus den Händen. Sie waren eiskalt. Die Flamme beleuchtete Janas blasses Gesicht.
    »Kein Kommentar. Aber ich habe mir schon gedacht, dass Sie sich nicht abwimmeln lassen«, sagte sie schließlich.
    Katinka wartete ab.
    »Sie kennen doch Livio Zanini, nehme ich an?«, fragte Jana.
    »Danis Bruder? Kennen ist wohl zuviel gesagt.«
    »Ich war mit ihm zusammen. Einige Jahre. Schon fast wie verheiratet.«
    In ihren Augen leuchtete unerwartete Wärme auf. Sie rauchte. Die Kaffeemaschine spuckte den letzten Tropfen Wasser in den Filter.
    »Anfang des Jahres starb er.«
    Katinka zuckte zusammen. Schlagartig sah sie den Gauguin in Danis Schlafzimmer vor sich. ›Der Geist der Toten begleitet dich.‹
    »Wie ist das passiert?«, fragte sie.
    Jana legte die angerauchte Zigarette in den Aschenbecher und zerrte die Kaffeekanne von der Heizplatte. Sie goss zwei Tassen voll und schob eine angebrochene Tüte H-Milch zu Katinka hinüber.
    »Bedienen Sie sich. Er war ein begeisterter Bergsteiger und Skifahrer. Jeden Winter musste er mindestens zweimal in die Alpen fahren und über die Pisten rasen. Sein Ausgleich zur Kunst, wie er sagte.«
    Katinka probierte von dem Kaffee. Er war so stark wie ein dreifacher Espresso.
    »Er meinte, das Waghalsige würde ihn inspirieren«, fuhr Jana fort. »Nahm die schwierigsten Pisten, oft fegte er den Berg im Tiefschnee runter. Im Sommer gingen wir auch zusammen klettern. Er lachte sich über mich kaputt, weil ich nicht so waghalsig war. Warf mir vor, übervorsichtig zu sein. ›Meine Übervorsichtige‹, neckte er mich.« Jana machte ein paar hektische Züge. »Letzten Winter war die Inspiration dann ein bisschen zu heftig. Er jagte über einen Überhang, kam aus der Spur, wurde von seinem eigenen Schwung zur Seite geschleudert, durchschlug das Fangnetz und stürzte in den Abgrund.«
    Jana drückte ihre Zigarette aus und zündete die nächste an. Katinka musste ihr das Feuerzeug halten. Gierig sog Jana den Rauch ein. Sie griff nach der Kaffeetasse und wärmte sich die Finger.
    »Dani und Livio und ich waren ein ganz besonderes Team. Er war Bildhauer, wie Dani. Aber begabter. Sie hat es ohne Umschweife zugegeben. Livio arbeitete mehr aus dem Bauch raus.« Jana trank einen Schluck Kaffee und wischte sich über die Augen. »Nahm einfach sein Material und sein Werkzeug und fing an. Auf diese Weise schaffte er ganz andere Formen. Etwas Besonderes. Nicht so vom Kopf her.«
    »Dani und Livio machten die Skulpturen, und Sie nutzten sie für Ihre Installationen?«, fragte Katinka.
    »Genau. Es lief wahnsinnig gut. Dani hatte immer auch ihre eigenen Ausstellungen. Livio nicht so. Er verkaufte wenige Plastiken an gut betuchte Leute. Sammler. Wenn man einen von denen an der Angel hat, gibt der den Tipp an seine Kollegen weiter. Da gab es schon einige erklärte Fans, die auf echte Zaninis standen.« Jana lachte traurig auf. »Dann sieht man den Tod, und plötzlich ist es, als sei man zehn Kilo schwerer. Als schleppte man die Last in seinem eigenen Körper herum.«
    Katinka blies sich die Ponys aus dem Gesicht. Die Trauer in dem kleinen Raum und der beißende Zigarettenrauch brannten auf ihrer Haut.
    »Jetzt sind Sie mit Booz zusammen.«
    Jana drückte die Zigarette aus und schob angewidert den Aschenbecher beiseite.
    »Ich liebe Booz«, sagte sie schlicht.
    Die Liebe war in ihren Augen nicht zu sehen. Kein warmes Glänzen flammte auf, wie vorhin, als sie von Livio sprach.
    »Das hier«, sie holte mit dem Arm aus, »ist meine Rettung. Ich will nicht untergehen. Dani kann alleine auf sich gestellt arbeiten. Ich schaffe das nicht. Ich brauche eine Familie!«
    Tränen krochen über ihre Wangen. Sie trank ihren Kaffee aus und stellte die Tasse mit einem lauten Klack auf den Tisch. »Jetzt wissen Sie alles, oder?«
    »Wie ist Ihr Verhältnis zu Dani?«
    »Sie ist beinahe meine Schwägerin

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