Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
Vom Netzwerk:
geworden«, sagte Jana. »Meine Freundin ist sie geblieben. Wir beraten uns. Wir kritisieren unsere Arbeiten gegenseitig. So soll das auch sein. Manche Künstler spinnen herum, qualmen sich mit Marihuana zu und stinken nach Dope. Aber eben nicht alle. Sehen Sie sich doch mal an, wie Dani arbeitet. Die ist diszipliniert wie eine Abteilungsleiterin. Morgens aufstehen, kurzer Blick in die Zeitung, dann los ins Atelier. Arbeiten. Mittagspause, weiterarbeiten. So wird was draus.«
    »Macht Booz das auch so?«
    Jana lächelte. »Nein. Er hat einen anderen Rhythmus.«
    »Und Sie?«
    Jana zuckte die Achseln.
    »Sie und Dani und Livio…«, fragte Katinka behutsam. »Das gibt es kein zweites Mal, nicht wahr?«
    Jana sah Katinka ganz offen an.
    »Nein«, sagte sie.
    »Bitte helfen Sie mir«, sagte Katinka. »Dani ist verschwunden. Sie hat mich angerufen und mich um Hilfe gebeten, aber das Gespräch wurde unterbrochen. Ich habe Angst, dass ihr etwas passiert sein könnte.«
    »Ich weiß nicht, wo sie steckt«, sagte Jana.
    »Dani hätte kein Interesse gehabt, hier in Holzhof mitzuarbeiten, oder?«, fragte Katinka. »So habe ich es doch richtig verstanden.«
    »Nein. Sie hat immer allein gearbeitet. Den Anrufbeantworter zwischen sich und die Welt geschaltet.«
    »Und York? Wie kommt der ins Spiel?«
    Janas Gesicht verdunkelte sich. Sie schüttelte eine neue Zigarette aus der Schachtel.
    »Ich möchte Booz nicht in den Rücken fallen«, sagte sie. »Aber ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich mich für York als Teilnehmer hier entschieden hätte.«
    »Wen hätten Sie denn genommen?«
    Jana zögerte. »Jedenfalls nicht York.«
    »Warum nicht?«
    »Es gibt bessere.«
    »Sie haben also nicht mitentschieden? Booz macht das alleine?«
    »Er ist der Projektleiter.«
    »Und wie nennt sich das Projekt?«, versuchte Ka-tinka es wieder.
    »Kein Kommentar.«
    »York Schlingenberger … kennt er Dani? Kannte er Livio?«
    »Der ist ganz neu zu uns gestoßen«, antwortete Jana mürrisch. »Er wollte hier bei Booz mitmachen. Booz hält ihn für genial. Was weiß ich.«
    »Kennen Sie Freunde von Dani, Leute, bei denen sie unterkriechen könnte?«
    »Es gibt so ein Künstlerinnen-Netzwerk. Ich gebe Ihnen die Telefonnummern. Dani war dort Mitglied.«
    Jana ging zurück in den Stall und kam mit einem Kärtchen zurück.
    »Hier.«
    »Danke.« Katinka steckte das Kärtchen ein. »Gibt es denn weitere Verwandte? Ich weiß, dass die Eltern Zanini vor einigen Jahren verstorben sind.«
    Jana schüttelte den Kopf.
    »Livio hat mir erzählt, dass nur ihr Vater Geschwister hatte, einen Bruder, der in Kanada lebt.«
    »Kanada?«
    »Er und Livios Vater haben sich als junge Männer gestritten und nie wieder voneinander gehört. So behauptete es Livio. Bei der Beerdigung der Eltern war er jedenfalls nicht dabei und auch sonst keiner aus der Familie.«
    Katinka legte ihre Visitenkarte neben die Kaffeemaschine und sagte: »Wenn Sie irgendwas von Dani hören, dann rufen Sie mich an. Auch wenn Ihnen noch eine Idee kommt, wo sie sich vielleicht aufhält.«
    Katinka verabschiedete sich und trat ins Freie. Als sie schon am Teich vorbei war, rief Jana ihr nach: »Ich hätte eine Frau genommen!«
    Kaum im Auto, rief Katinka die Nummern an, die Jana aufgeschrieben hatte. Sie erreichte drei der vier Frauen aus dem Netzwerk. Alle kannten Dani, hatten aber keine Ahnung, wo sie steckte. Zwei wussten von dem Haus, das sie sich gekauft hatte. Sie hatten wie selbstverständlich angenommen, dass Dani den Sommer dort in Abgeschiedenheit verbringen würde und sich auch nicht gewundert, dass sie sich nicht meldete.
    Schwermütig von dem neuerlichen Misserfolg stieß Katinka auf dem engen Weg zurück und wendete an der Gabelung. Erneuter Regen setzte ein, als sie das Ortsschild von Bamberg passierte.
     
    Kurz vor zwölf Uhr mittags bekam Katinka die gewünschten Daten von Sabine Kerschensteiner übermittelt. Sie kritzelte alles auf einen ihrer Zettel:
    1. Käfer, Oldenburger Kennzeichen, Halter Gernot Rogge, Student. Gestohlen gemeldet am 6.6.2004. Sportplatz Bug.
    2. Käfer, Mannheimer Kennzeichen, Halterin Elisabeth Männel, Vertreterin für Klimaanlagen. Gestohlen gemeldet am 9.6.2004. Parkplatz Moosstraße/Ecke Armeestraße.
    3. Käfer, Erfurter Kennzeichen, Halter Thomas Furtner, Komponist. Gestohlen gemeldet am 12.6.2004. Parkpalette Heinrichsdamm.
    » Ich nehme an, dass es keine Zeugen gibt?«, fragte Katinka. »Keinen Nachbarn oder sonst jemanden, der gesehen hat, wie

Weitere Kostenlose Bücher