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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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einige wenige schillernde Momente teilten und dann wieder auseinandergingen. Ihnen gehörten ein paar eingezäunte Erinnerungen an die Kindheit. Ihre Gemeinsamkeiten stammten aus der Vergangenheit.
    Jemand muss sich um Danis Beerdigung kümmern, sobald die Polizei die Leiche freigibt, dachte Katinka. Sie hatte das undeutliche Gefühl, dass sie diejenige sein würde, die Dani auf ihrem letzten irdischen Gang begleitete. Der Zettel hinter dem Keilrahmen machte sie nachdenklich. Es ist ein Loch im Jahr. Was meinte Dani mit ›Loch im Jahr‹? Wenn ich mich täuschen würde, dachte Katinka, wenn Dani keine Plagiierung vorzuwerfen wäre, dann wäre ich glücklicher.
    Sie versuchte es mit Hardos Handynummer. Mailbox. Der Anschluss in seinem Büro schrillte ins Leere. Aufgebracht schleuderte sie das Handy auf Danis Bett. Spielte den gestrigen Abend vor sich ab wie einen Film. Setzte Gwendolyn als Mörderin ein. Eine frustrierte Künstlerin, die eine andere, bessere, erfolgreichere umbrachte. Das Motiv konnte Rache sein. Als hätte Gwendolyn keine anderen Lösungen gesehen. Mit diesen Zeitungsausschnitten in Händen hätte sie Dani womöglich eine Klage anhängen können. Katinka hatte keine Ahnung, ob der juristische Weg in solchen Fällen Erfolg verhieß. Wahrscheinlich war die Beweislage zu dünn. Vielleicht wusste Gwendolyn auch gar nicht, dass sich hier Informationsmaterial über sie und ihren fruchtlosen künstlerischen Lebensweg befand.
    Das Handy schrillte. Hardo, hoffte Katinka.
    »Palfy?«
    »Frau Palfy, Riegl hier. Haben Sie was zum Mitschreiben?«
    »Moment.«
    Katinka rannte in die Küche und suchte ihr Notizpapier aus dem Rucksack.
    »Sie hatten recht. Petra Stein besitzt einen Wagen mit Bamberger Kennzeichen.«
    Floriane Riegl gab die Nummer durch. Sie endete mit einer Schnapszahl: vier Vieren. Floriane konnte Katinka auch bestätigen, dass es sich um einen Golf, Baujahr 1982 handelte. Petra Stein war seit drei Monaten in einer Wohnung in der Concordiastraße in Bamberg gemeldet.
    »Danke, Frau Riegl«, rief Katinka. Die Buchstaben hopsten hektisch übers Papier. »Sie haben mir wirklich geholfen.«
    »Grüßen Sie Hardo«, sagte Floriane.
    Katinka warf sich den Rucksack über die Schulter, packte den Karton und verließ das Haus. Der Regen fiel ganz fein, wie ein nasser Vorhang. Unruhig sah sie sich um, als sie abschloss, Danis Schlüssel in der Hosentasche verstaute und zum Auto ging. Die Kiste mit den Dokumenten landete im Kofferraum.
    Sie warf sich hinter das Steuer, legte das Handy auf dem Beifahrersitz bereit und schnallte sich an. Das Holster drückte. Entnervt löste sie den Gurt und warf es hinter ihrem Sitz auf den Boden. Die schwere Waffe fiel mit einem satten Klonk auf den Boden.
    Sie startete den Motor. Er versuchte es mit seiner üblichen Verweigerungstaktik. Katinka hieb wütend mit der Hand auf das Armaturenbrett und trat das Gas durch.
    Als sie über den einsamen Weg rollte, schaltete sie das Radio an. Der Verkehrsfunk meldete Stau auf der A 73 zwischen Erlangen Nord und Möhrendorf. Es war 16 Uhr 57, Mittwoch, der 16. Juni 2004.
     
    Auf der Fahrt wählte sie x-mal Hardos Nummern. Schließlich hinterließ sie auf seiner Mailbox mehrere ziemlich lange und zerfahrene Nachrichten über das, was sie herausgefunden hatte. Als sie in Bamberg Süd abfuhr, fiel ihr noch etwas ein.
    »Bitte lassen Sie überprüfen, ob der Wagen, den diese Zeugin gestern Abend vor meiner Tür gesehen hat, ein giftgrüner Golf älteren Baujahres war«, sagte sie. »Der gehört Gwendolyn, also Petra Stein, wohnhaft in der Concordiastraße.« Sie gab das Kennzeichen an und legte wieder auf. Ich habe noch gar nicht mit York gesprochen, fiel ihr ein. Einfach keine Zeit gefunden.
    Das Telefonieren ohne Freisprechanlage, der zunehmende Regen und die scheppernden Geräusche aus dem Motor lenkten sie ab. Sonst hätte sie den Wagen bemerken können, der ihr seit geraumer Zeit folgte.
    Sie parkte verbotenerweise im Anwohnerbereich an der Nonnenbrücke und rannte die engen Gassen am Studentenwohnheim und Hotel Nepomuk vorbei. Als sie über die Holzbrücke lief, wo das Prasseln des Regens sich mit dem Lärm der Turbinen vermischte, fiel ihr ein, dass sie ihre Pistole nicht bei sich hatte.
    Die Molitorgasse lag grau und heruntergekommen vor ihr. Vor kurzem hatte man hier einen der erdolchten VWs gefunden. Das unregelmäßige Kopfsteinpflaster war glatt vom Regen. Sie rannte die steile Gasse hinauf und griff nach ihrem Handy, um es

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