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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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Schnee, um einen besseren Halt zu haben. Verlagerte sein ganzes Gewicht nach vorn auf den wie festbetoniert stehenden Fuß.
    «Mach bloß langsam», warnte Kval von oben. «Es ist spiegelglatt.»
    «Ja, ja», wehrte Torp ab. «Ich hab einen Gleichgewichtssinn wie eine Bergziege.»
    Torp hatte seinen Satz gerade beendet, als sein vermeintlich standsicherer Fuß unter ihm wegrutschte. Er schlug mit dem Gesicht auf dem nackten Felsen auf und schrie vor Schmerz.
    Kval fluchte. «Alles okay?»
    Torp blickte auf und rieb sich die Wange. «Ich hab mir bestimmt den Schädel gebrochen.»
    «Hör bloß auf», lachte Kval und richtete seine Taschenlampe auf ihn. «Du hast nicht mal Nasenbluten.»
    «Mir ist schwindlig.»
    «Herrgott noch mal», sagte Kval, bevor er sich umdrehte und weiterstapfte.
    «Jetzt wart doch mal», rief Torp und krabbelte auf allen vieren über die Kuppe. Er stand auf, klopfte sich den Schnee ab und sah zu, dass er hinter Kval herkam, der bereits zwanzig Meter Vorsprung hatte. «Hallo? Wartest du vielleicht mal?», rief er.
    Er holte Kval ein. «Bloß weil er nicht dabei ist, brauchst du dich jetzt nicht wie Anton aufzuführen», bemerkte Torp verärgert.
    Kval lachte leise. «Reiß dich zusammen, Magnus. Wenn Anton nicht darauf bestanden hätte, dich ins Team zu holen, würde ich jetzt mutterseelenallein hier rumstiefeln.»
    «Würdest du nicht.»
    «Und wieso nicht?»
    «Ich war schließlich derjenige, der das mit der Hütte rausgefunden hat», sagte er nicht ohne Stolz.
    «Das stimmt.» Kval lächelte ihn anerkennend an.
    Sie stapften an vier weiteren Hütten vorbei. Keine von ihnen schien seit dem Sommer besucht worden zu sein. Je weiter sie kamen, desto schärfer blies der Wind von vorn.
    «Wie geht’s deinem Kiefer?»
    «Tut weh», antwortete Torp. «Außerdem bin ich klatschnass und mir ist kalt.»
    «Ich hab ja gesagt, dass du vorsichtig sein sollst. Du hast doch gesehen, wie mühelos ich die Stelle hochgekommen bin.» Kval blieb stehen. Nahm die Taschenlampe hoch, die er bis jetzt vor sich auf den Boden gerichtet hatte. «Siehst du das?»
    Kval leuchtete mit der Taschenlampe zwischen die Bäume.
    Torp konnte eine rote Wand erkennen. «Ist sie das?»
    «Du hast gesagt, sie sei rot.»
    «Ja, die Tante von der Kommune hat das behauptet. Sie war im Sommer bestimmt öfter zum Wandern hier.»
    Kval schaltete die Taschenlampe aus. Sie verließen den Pfad und bahnten sich einen Weg zwischen den Bäumen hindurch.
    «Vielleicht sollten wir die Einsatzzentrale anrufen und eine Waffenerlaubnis einholen?» Torp konnte hören, wie ängstlich seine Stimme klang. «Oder vielleicht sollten wir zuerst nachsehen, ob es Spuren menschlicher Aktivität gibt?»
    «Ja.»
    Der Schnee reichte ihnen bis zu den Waden. Kval machte zwei Schritte vorwärts. Torp folgte ihm. Am Rande des Vierecks, das den Vorplatz der Hütte bildete, gingen sie in die Hocke. Schon jetzt konnten sie erkennen, dass erst kürzlich jemand hier gewesen war. Der Schnee vor der Treppe war plattgetrampelt. Die Fenster waren dunkel. Torp spitzte die Ohren, hörte jedoch nur das Heulen des Windes und das Rauschen der Bäume.
    Ohne Vorwarnung stand Kval auf. Steuerte auf die Hütte zu. Stellte sich unter eins der Fenster. Legte das Ohr an die Wand und verharrte in dieser Stellung. Nach einer Weile winkte er Torp herbei.
    In der Hütte verschafften sie sich einen raschen Überblick. Der Ölofen war angeschlossen. Kleine Papierfiguren, Konservendosen und drei halbvolle Gläser standen auf dem Wohnzimmertisch.
    «Hier ist erst vor kurzem jemand gewesen», stellte Kval fest.
    «Ja. Aber wer? Holm oder Mielkos?»
    «Vielleicht beide.» Kval deutete auf die drei Gläser. «Mit einem Kind. Oder Bernandas Mielkos mit zwei Kindern.»
    Torp durchquerte das Wohnzimmer. Direkt unter dem Fenster war der Teppich umgeschlagen. Daneben befand sich eine viereckige Platte, die in den Boden eingelassen war. Torp nahm sie hoch und leuchtete mit der Taschenlampe nach unten.
     
    Der schalldichte Raum hatte Kval so sehr mitgenommen, dass er jetzt auf der Vorderseite der Hütte über dem Treppengeländer hing und sich erbrach. Auch Torp hatte Ekel verspürt. Es war offensichtlich, was dort unten stattgefunden hatte. Die Kuscheltiere. Das Spielzeug. Das Kamerastativ in der Ecke.
    «Ruf die Spurensicherung an», sagte Kval und fischte eine Packung Zigaretten aus der Jackentasche.
    Torp holte sein Handy heraus. Das Signal war schwach. Er machte ein paar Schritte. Probierte es

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