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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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schnell genug Platz machte. Endlich wechselte der Wagen die Spur. Beim Überholen warf Kval dem Fahrer einen strengen Blick zu.
    Als Magnus Torp von der E 6 abfuhr, schwenkten die Suchscheinwerfer eines Polizeihubschraubers über die Baumkronen. Polizeifahrzeuge unterschiedlicher Größe parkten kreuz und quer auf der schmalen Straße zum Schotterwerk. Torp stellte die Sirene ab, ließ das Blaulicht jedoch weiterblinken, während er den glatten Hang hinauffuhr.
    Vor dem Absperrband, das ein Quadrat von circa vierzig auf vierzig Metern umgab, hielt er an. In der Mitte des Feldes stand ein viereckiges, weißes Zelt. Unmittelbar neben der weißen Zeltplane parkte ein schwarzer SUV . Neun Kriminaltechniker in weißen Overalls arbeiteten über das Gelände verteilt. Zwei standen im Zelt, ein weiterer fotografierte das Erdreich direkt davor. Im Zelt waren zwei Laken zu sehen, die jemand auf der Erde ausgebreitet hatte. Ein großes und ein kleines.
    «Was ist denn hier passiert …», fragte Torp ungläubig, als sie sich dem Zelt näherten.
    Statt einer Antwort beschleunigte Kval seine Schritte.
    Die Nachricht, die Kval direkt vom Einsatzleiter des Polizeireviers Sarpsborg erhalten hatte, lautete, im Schotterwerk beim Eidet-Tunnel seien zwei ermordete Personen aufgefunden worden. Ein Erwachsener und ein Kind. Aus dem halben Gesicht, das von dem Erwachsenen noch übrig war, schloss der Einsatzleiter, dass es sich bei dem Mann um einen Osteuropäer handelte. Möglicherweise um Bernandas Mielkos.
    Ole Kval ging im Zelt in die Hocke. Hob das weiße Laken an einer Ecke an und zog es beiseite. Torp sah den entstellten Kopf. Die halbe Nase wurde gegen die rechte Wange gedrückt. Der Rest war zusammen mit der linken Gehirnhälfte des Mannes pulverisiert worden.
    «Verdammt!», rief Kval aus und richtete sich auf. Er ballte die Fäuste und boxte in die Luft.
    «Ist er das etwa?»
    «Sieht der vielleicht so aus? Sieht der wie unser Mann aus?» Kval war beinahe lila im Gesicht. Auf seinem Hals zeichnete sich ein hellroter Kreis ab.
    Torp trat einen Schritt zurück. Wartete ab, bis Kval sich wieder gefangen hatte. Der Polizeikommissar biss sich auf die Lippe und sah zu Torp, der schweigend dastand.
    Kval holte tief Luft. Gefasst ging er neben dem zweiten Laken in die Hocke, das in Wirklichkeit genauso groß war wie das andere, jedoch aufgrund der Leiche darunter kleiner wirkte. Einer der Techniker hatte das zerschossene Gesicht schon wieder abgedeckt. Kval streckte Daumen und Zeigefinger wie eine Klammer aus. Näherte sich der Ecke des Lakens. Dann hielt er inne. Starrte ausdruckslos zu Boden.
    Torp wusste, was er dachte: Hätten sie bloß früher überprüft, ob Viggo Holm eventuell Grundstücke geerbt hat, hätte das hier verhindert werden können.
    Kval unternahm einen neuen Versuch. Packte die Ecke und zog langsam daran. Torp konnte nichts sehen. Kval verdeckte ihm mit dem Laken die Sicht. Dann legte er es vorsichtig wieder ab, als wollte er den kleinen Körper nicht wecken. Er blieb hocken. Fuhr sich mit der Hand über Kinn und Mund.
    «Kval», sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen.
    Torp drehte sich um. Der Revierleiter. Er blieb bei Torp stehen. Kval kam aus dem Zelt.
    «Was um Himmels willen ist hier passiert?» Während er sprach, drehte der Revierleiter den Kopf nach rechts und wieder nach links. Er trat einen Schritt zur Seite und schaute in das Zelt.
    «Alles deutet darauf hin, dass in dem Lieferwagen Kinder geschmuggelt wurden und Viggo Holm der geplante Empfänger war und dass der Typ dort», Kval zeigte auf das Zelt, «sie dann für ihn übernommen hat. Irgendwas ist jedenfalls schiefgelaufen.»
    «Mhm. Grauenhaft. Wie alt?»
    «Ich tippe mal auf zwölf oder so. Haben Sie den versteckten Laderaum im Lieferwagen gesehen?»
    «Ja.»
    «Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass dadrin nur ein Kind geschmuggelt worden sein soll.»
    «Irgendwelche Hinweise, die etwas anderes vermuten lassen?»
    «Na ja … der Platz im Wagen? Warum nur ein Kind schmuggeln, wenn der Platz für mehrere reicht?»
    «Und falls es tatsächlich mehrere waren, wo sollten die Ihrer Ansicht nach jetzt sein?»
    «Wir sind noch immer auf der Suche nach Bernandas Mielkos.»
    «Wieso? Ist er das nicht?»
    Kval schüttelte den Kopf. «Mielkos muss die beiden getötet haben.» Kval sah zu dem weißen Zelt. Seine Gesichtszüge wurden hart. Als kostete es ihn größte Mühe, seine Wut nicht zu zeigen.
    «Okay, okay.» Der Chef befeuchtete seine Lippen. Kratzte

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