Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
Vom Netzwerk:
sie ihn anstarrte. Mit dem Blick eines Straßenräubers im Amphetaminrausch, der einem die Klinge an den Hals hält und sämtliches Bargeld fordert.
    «Und worüber willst du mit Herlov sprechen, kannst du mir das bitte mal erklären? Das ist doch nicht dein Ernst. Und das Schlimmste ist, ich kann nicht mal behaupten, dass ich überrascht wäre.»
    Er hätte vorher anrufen sollen. Das wurde ihm jetzt klar. Elisabeth hatte lange Geduld mit ihm gezeigt, aber jetzt hatte er den Bogen so weit überspannt, dass er gerissen war.
    «Elisabeth!» Die Stimme kam aus der Küche. «Ich glaub, der brennt an. Es raucht schon.»
    «Kannst du ihn nicht einfach wenden?» Sie drehte sich zur Küche.
    «Das hab ich versucht.» Er streckte den Kopf in den Flur. «Kannst du mir nicht helfen?»
    Mit energischen Schritten stürmte sie in die Küche. Anton folgte ihr in ruhigerem Tempo.
    Während Elisabeth Herlovs verunglückten Pfannkuchen rettete, gab der gelassene Investor Anton zu verstehen, dass er sich setzen sollte. Herlov nahm auf dem Stuhl gegenüber Platz.
    «Sie haben also nicht Elisabeth im Visier, sondern mich», sagte er leise und lächelte verschmitzt. Er schien Anton zu durchschauen. Dass das lediglich ein Vorwand für einen Kontrollbesuch war.
    Anton trommelte mit fünf Fingern auf die Tischplatte. «Nicht direkt im Visier», antwortete er.
    «Wissen Sie was, Anton …» Er stockte. Dachte nach. Dann setzte er erneut an: «Wie redet man einen wie Sie an? Anton? Brekke? Anton Brekke?»
    «Jetzt haben Sie gleich dreimal richtig geraten.»
    «Tja», Herlov Langgaard grinste, «wo waren wir stehengeblieben?» Er formte mit den Händen zwei Waagschalen. «Mir ist ja klar, dass Ihnen das hier nicht sonderlich behagt. Mir ist wichtig, dass Sie wissen …»
    Wie sehr ich Elisabeth liebe und dass sie und Alexander es gut bei mir haben werden.
    Anton begann zu dämmern, warum weder der Inlandsgeheimdienst noch die Wirtschaftsfahnder bei Herlov Langgaard irgendetwas von Interesse entdeckt hatten. Der Mann war einfach viel zu durchschaubar, als dass er es wagen würde, sich außerhalb der gesellschaftlichen Regeln und Normen zu bewegen.
    «… dass Elisabeth und ich uns sehr lieben. Und Alexander geht es so weit blendend. Und wir beide haben jetzt auch einen guten Einstieg gefunden, finden Sie nicht?»
    «Mmh.»
    Haben wir das?
    Elisabeth stellte drei Anderthalbliterflaschen verschiedener Limonaden auf den Tisch. Klapperte im Schrank und kam mit vier Gläsern zurück.
    «Du bekommst auch ein Glas», sagte sie sauer, «sonst trinkst du womöglich direkt aus der Flasche.»
    Sowohl Herlov als auch Anton zuckten zusammen, als sie das vierte Glas vor Anton auf den Tisch knallte. Herlov blickte sie verwundert an. Offenbar lernte er gerade eine neue Seite an ihr kennen.
    «Gibt’s bald Essen?», ertönte eine Stimme aus dem Flur.
    Drei Sekunden später stürmte Alexander in die Küche. Weiße Jogginghose, blaues T-Shirt. Die braunen Haare lugten unter einer roten Red-Sox-Kappe hervor. Er stellte sich neben seine Mutter und sah zu, wie sie den letzten Rest Pfannkuchenteig in die Pfanne goss. Seinen Vater am Küchentisch hatte er noch nicht bemerkt.
    «Jetzt dreht der Sheriff seine Runden auch in Ullern», sagte Anton und rutschte mitsamt Stuhl schräg weg vom Tisch.
    Alexander drehte sich auf der Stelle um. «Papa!» Er lief auf ihn zu. «Was machst du denn hier?»
    «Ich wollte mal sehen, wie es euch geht. Herlov hat dir hoffentlich das schönste Zimmer gegeben?»
    «Ja», erwiderte Alexander und strahlte, «du musst es dir mal anschauen. Es ist riesengroß.»
    «Du kannst es mir nach dem Essen zeigen.»
    Alexander zog den Stuhl neben seinem Vater heraus und setzte sich. «Hier gibt es sogar ein eigenes Kino.»
    Herlov räusperte sich. Als wäre ihm die Situation unangenehm. «Kein richtiges Kino, aber ein Filmzimmer.»
    «Ich gehe davon aus, dass ich dort meinen eigenen Sitzplatz bekomme?»
    Sein Sohn nickte. Dann sagte er eifrig: «Weißt du, warum Männer so schwer Augenkontakt halten können?»
    «Nein …?», erwiderte Anton und wartete auf die Pointe.
    «Weil Busen keine Augen haben.»
    Anton gluckste. Sein Sohn lachte frech. Herlov stimmte mit einem affektierten Wiehern in das Gelächter ein. Elisabeth sah ihn an und sagte sauer: «Du
brauchst
überhaupt nicht zu lachen, Herlov. Das ist nicht lustig.»
    «Der war gut», sagte Anton. «Weißt du, wieso Orkane immer Frauennamen haben?»
    «Nein? Wieso?»
    Er sah seinen Sohn mit ernster

Weitere Kostenlose Bücher