Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
Vom Netzwerk:
drei oder vier Minuten, nur dass Kval nicht mehr auf der Treppe stand.
    Geduckt schlich Torp an der Nordwand entlang und versuchte etwas zu hören. Das Heulen und der Wind waren zurückgekehrt. Vielleicht waren sie schon lange wieder da, er bemerkte sie jedoch erst jetzt. Er stieg die Treppe hoch. Hielt sich dicht am Geländer. Die Tür stand offen. Er richtete sich auf. Schlich sich seitwärts an der Wand im Flur entlang. Bog um die Ecke zum Wohnzimmer.
    Dort stand er. Hielt eine Gipsplatte in der Hand, starrte sie an. Er hatte Torp noch nicht gesehen, schien jedoch zu spüren, dass er nicht mehr allein war. Dann sagte er: «Was für ein kranker, kranker Mann, dieser Viggo Holm.» Kval hielt die Gipsplatte hoch. «Guck dir die Wand über dem Sofa an.»
    Torp sah zu der Wand. Sechs Gipsplatten hingen dort in einer Reihe. Der siebte Platz, ganz rechts, gehörte der Platte, die Kval in der Hand hielt. In der Mitte der Platten befanden sich die Abdrücke von Händen. Auf den ersten drei Platten waren kleine Kinderhände. Die restlichen Abdrücke schienen von Jugendlichen zu stammen. Alle mit roten Initialen in der unteren rechten Ecke.
    «Auf der zweiten von links», fuhr Kval fort, «steht N-L-J.»
    Nils L. Jahr, dachte Torp.
    «Hast du nicht gehört, wie ich gerufen habe?»
    Kval sah ihn an. «Nein? Was war denn?»
    «Da draußen wimmelt es von Fußspuren.»
    «Was?»
    «Ja, in der ganzen Umgebung. Glaubst du, er hat uns kommen sehen?»
    «
Frische
Spuren?»
    Sie gingen hinaus. Kval warf seine Zigarette weg und folgte Torp, der sich nun zügig bewegte. Torp hatte nicht damit gerechnet, dass der erschöpfte Polizist sein Tempo würde halten können, doch er blieb die ganze Zeit direkt hinter ihm.
    «Die hier sind nicht frisch», stellte Kval fest, «aber das spielt keine Rolle.» Er schob sich eine neue Zigarette zwischen die Zähne. «Im Moment nicht.» Zündete sie an. Nahm einen Lungenzug. «Wir wissen beide, was mit dem Kind oder den Kindern passieren sollte und vielleicht noch passiert. Der Mann muss gestoppt werden.» Neuer Zug. Er behielt den Rauch einen Moment in der Lunge, bevor er ihn in Richtung Meer blies. «Hör zu. Du fährst schnell zurück nach Sarpsborg. Such die Quittung raus, die die Techniker im Lieferwagen gefunden haben. Ich glaub, die war von der Shell-Tankstelle am Svinesund-Park. Darauf steht Datum und Uhrzeit. Notier dir beides, fahr sofort zu der Tankstelle und lass dir die entsprechenden Bilder der Überwachungskamera zeigen. Wir geben jetzt eine Fahndung mit Name und Foto raus.»

Kapitel 49
    Magnus Torp hatte die Wohnsiedlung in Skjærhalden gerade hinter sich gelassen, als Polizeikommissar Ole Kval anrief und ihn aufforderte, wieder umzukehren und ihn mitzunehmen.
    Es ließen sich keine Kriminaltechniker auftreiben. Sämtliche Kräfte, über die die Präsidentin der Polizeidirektion Østfold verfügte, waren vor zehn Minuten zu einem Einsatz gerufen worden. Kval hatte augenblicklich die Polizei in Hvaler angerufen und die gegenwärtige Situation geschildert. Zwanzig Minuten später war der Dorfpolizist vor Ort, und die beiden konnten los. Der örtliche Polizeichef wollte den Tatort sichern und die Stellung halten, bis die Spurensicherung irgendwann im Laufe des nächsten Vormittags eintraf.
    Als Torp und Kval wieder in den Wagen stiegen, nachdem sie sich Kopien der Überwachungsbilder von der Shell-Tankstelle besorgt hatten, in der Bernandas Mielkos eingekauft hatte, erfuhren sie auch, weshalb sämtliche Kriminaltechniker den Freitagabend nicht im Kreise ihrer Familie verbringen konnten.
    Magnus Torp hatte das mobile Blaulicht aufs Dach des Passats gesetzt – und die Sirene eingeschaltet. Auf der E 6 hatte er sich konstant auf der linken Spur gehalten, während die Fahrzeuge vor ihm nach rechts auswichen. Mehrere Male überschritt ihre Geschwindigkeit die Grenze des Vertretbaren, weshalb Torp herunterbremste. Sofort forderte Ole Kval ihn auf, das Pedal voll durchzutreten.
    Sie kamen am Quality Hotel vorbei. Torp fragte, ob Kval nicht Anton anrufen wolle, doch der winkte lustlos ab.
    «Lass den mal machen. Irgendwie ist es ja auch in Ordnung, wenn der Fall von der hiesigen Polizei aufgeklärt wird.» Kval zwinkerte ihm zu. «Von dir und mir. Das kommt gut an oben, verstehst du? Wer hätte das gedacht, wo du noch so jung bist.»
    «Oben? Bei Anton?»
    Ole Kval seufzte. «Bei der Polizeipräsidentin …»
    Torp nickte zufrieden und blieb hinter einem Auto hängen, das dem Passat nicht

Weitere Kostenlose Bücher