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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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sich am Kopf. «Bis sich etwas anderes herausstellt, gehen wir von einem Kind aus, und zwar von diesem hier.» Er deutete auf das Zelt. «Okay?»
    Kvals Gesicht verfinsterte sich. «Was sagen Sie da?»
    «Die ganze Sache ist sowieso schon aus dem Ruder gelaufen. Verstehen Sie? Machen wir es nicht unnötig kompliziert, indem wir
mutmaßen
, dass sich vielleicht noch mehr Kinder in dem Wagen befunden haben könnten. Stoppen Sie diesen Mielkos. Das ist Ihr Job.»
    «Wir werden die Fingerabdrücke des Jungen mit denen aus dem Lieferwagen vergleichen. Sie werden übereinstimmen, das kann ich Ihnen garantieren. Die Spurensicherung hat von den Fingerabdrücken eines Erwachsenen und von mindestens einem Kind gesprochen.»
    «Ich will jetzt keine Diskussion, Kval. Auf dem Weg hierher habe ich mit der Polizeipräsidentin telefoniert, die wiederum gerade mit dem Justizminister gesprochen hatte. Verstehen Sie? Im Moment sind aller Augen auf uns gerichtet. Und solange wir keine weiteren Kinder finden, gibt es nur dieses eine.»
    «Leck mich am Arsch.» Kval spuckte die Worte förmlich aus und ging zu seinem Wagen.
    Torp nickte dem Revierleiter höflich zu und folgte Kval.
    «Ich halt es hier nicht länger aus», zischte Kval. Er stapfte energisch über die gefrorene Erde. Setzte sich in den Wagen und sagte: «Fahr los.»
    Torp nahm wieder Kurs auf das Polizeirevier. Er sah, wie Kval das Handy herausholte und eine Nummer wählte. Dann starrte er auf das Display, bis sich am anderen Ende jemand meldete.
    «Darf man fragen, was du so treibst? … Ach ja? Was für eine Spur?» Kval schüttelte den Kopf. «Hier wird man sich bald wundern, wo du abgeblieben bist, was soll ich dann sagen? Dass du einer Spur nachgehst, über die du nichts verraten willst? … Ja, ja, ja. Kannst du nicht einfach wieder nach Sarpsborg kommen? … Du bist schon da?» Kval war gereizt. «Warum siehst du eigentlich nicht, was alle sehen? Jetzt hat er noch zwei umgebracht … Ja, zwei.» Kval berichtete vom Schotterwerk. Er drehte sich zu Torp. «Ja, der sitzt neben mir … Kann ich was ausrichten? … Dann eben nicht.»
    Kval beendete das Gespräch und sah Torp verwundert an. «Ich glaube, der hat jetzt völlig den Verstand verloren. Du sollst ihn jedenfalls anrufen, sobald du zu Hause bist.»
    «Und warum?», fragte Torp.
    «Das wollte er nicht sagen.»

Kapitel 50
    «Ready Freddie!», rief Anton im Chor mit Roger Taylor, John Deacon und Brian May seinem Spiegelbild zu und versuchte dabei, zu Queens
Crazy Little Thing Called Love
ein Lufttrommelsolo hinzulegen. Er betrachtete sich eine Weile. Vielleicht sollte er sich von Torp ein paar Trainingstipps geben lassen. Seit zehn Jahren nahm er sich an Silvester vor, etwas für seine Form zu tun. Januar, dachte er. Im Januar ist Schluss. Und diesmal wirklich. Keine weiteren fadenscheinigen Ausflüchte. Er musste zusehen, dass er ein wenig Masse machte. Zumindest sollte wieder erkennbar sein, wo sein Brustkorb endete und der Bauch begann. Nicht wie jetzt, wo alles ineinander überging.
    Er fuhr sich mit der rechten Hand über das Gesicht. Die Bartstoppeln waren frisch getrimmt. Auf einen Millimeter. Die blonden Haare hatte er mit Wasser nach hinten gekämmt. Das einzige Oberhemd, das er dabeihatte, lag auf dem Bett bereit. In den zwei Jahren, die es vernachlässigt im Seitenfach seiner Reisetasche gesteckt hatte, hatte es erstaunlich gut die Form bewahrt. Er zog es über. Ließ es über die Jeans hängen. Knöpfte es zu, sparte aber die beiden untersten und den obersten Knopf aus. Ein letzter Blick in den Spiegel. Vor seiner Fahrt nach Oslo hätte er sich genauso viel Mühe geben sollen, anstatt mit vier Millimeter langen Stoppeln und einem verstrubbelten, undefinierbaren Mopp auf dem Kopf aufzuschlagen. Er nahm dreitausend Kronen aus dem Kulturbeutel, schnappte sich Handy und Schlüsselkarte und verließ das Zimmer. Er war schon vier Minuten zu spät. Auf der Treppe meldete sein Handy den Eingang einer SMS . Anton las sie im Gehen:
Wie sieht’s aus? Sollen wir dir in den nächsten Tagen bei Goldschmied Ambjørnsen ein Weihnachtsgeschenk aussuchen? Mama und ich verreisen bald. Gran Canaria wartet. Melde dich, sonst musst du dich bis nächstes Jahr gedulden, was aber nicht heißt, dass du dann ein doppelt so teures Geschenk bekommst. Enttäuscht? He he. Papa.
    Anton blieb am Fuß der Treppe stehen. Schickte seinem Vater eine Antwort, in der er erklärte, dass er sich im Moment nicht festlegen könne, sich aber

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