Kälteeinbruch (German Edition)
Schoß. Er nahm Torp das Mikro aus der Hand.
«Ole Kval hier. Bitte um Waffenerlaubnis.»
«Verstanden», antwortete der Polizist in der Einsatzzentrale. «Melde mich wieder bei euch.»
Kval beugte sich nach vorn und streifte die Weste über. Während er die Klettverschlüsse an den Seiten schloss, sagte er: «Egal, was passiert, Torp, du verlässt den Wagen nicht ohne Weste. Okay?»
Torp nickte. Raste an der einzigen Moschee der Stadt vorbei. Der Passat holte den Hyundai immer weiter ein. Torp folgte ihm in den Bryggeriveien, am Busbahnhof vorbei und bog an der Kreuzung nach links.
Das Polizeiauto kam immer näher. Es lag jetzt kaum mehr als einen Häuserblock hinter ihm. An der Kreuzung bog Bernandas nach rechts ab, dann fuhr er geradeaus durch den nächsten Kreisverkehr. Hupte, als ein Fußgänger beinahe unter seinem Wagen gelandet wäre. Mit beiden Händen hielt er das Lenkrad fest.
Bernandas kannte nur zwei Straßen. Ursprünglich hatte er geplant, die Straße nach Skjærhalden zu nehmen, doch dann war er im Kreisverkehr in den Fiat gekracht. Darum hatte er sich weiter geradeaus gehalten. Zum Glück. Richtung Inseln abzuhauen wäre Wahnsinn gewesen. Er musste Abstand zu den Bullen gewinnen. Er bog nach rechts auf den Riksvei 110 . Ein paar hundert Meter vor sich konnte er den Verkehrskreisel erkennen, wo ihm der Fiat in die Quere gekommen war. Der stand noch immer da. Die wenigen Autos, die dort unterwegs waren, fuhren langsam daran vorbei. Schaulustige hatten einen kleinen Stau verursacht.
Bernandas zog den Wagen auf die entgegenkommende Fahrbahn. Manövrierte ihn über den Mittelstreifen und rammte ein Postauto. Mähte ein Schild um. Das weiße Dreieck mit dem roten Rand donnerte auf seine Windschutzscheibe und rutschte über die Motorhaube auf die Straße. Mit dieser selbstmörderischen Aktion hatte er ein paar Sekunden gewonnen. Das Polizeiauto wurde von der Schlange der Schaulustigen aufgehalten.
«Hier ist Sierra vier null», sagte Torp, während er den Wagen einhändig aus dem Kreisverkehr steuerte. «Kann die Streife am Brückenkopf eine Nagelsperre auslegen? Der Verdächtige ist jetzt in diese Richtung unterwegs. Sperrt die eine Fahrbahn mit dem Auto ab und legt die Sperre auf die andere, aber beeilt euch. In einer halben Minute ist es zu spät.»
Es knisterte. Eine Männerstimme bestätigte Torps Meldung.
«Hier ist null zwei an alle an der Verfolgungsjagd beteiligten Einheiten: Waffenerlaubnis für Pistole und MP 5 wurde erteilt. Null zwei, Ende.»
«Wo ist der Schlüssel für die Waffenbox?», wollte Kval wissen.
«In meiner Hosentasche», antwortete Torp kurz.
Der Hyundai lag nun circa hundert Meter vor ihnen.
«Gib her.»
Torp ließ das Lenkrad mit der einen Hand los und steckte sie in die Tasche. Kramte nach dem Schlüssel. Zog ihn heraus. Reichte ihn Kval, der schon wieder halb auf dem Rücksitz war.
Sie hatten seinen Plan durchschaut. Das Polizeiauto sperrte die Straße so ab, dass er nicht falsch herum durch den Kreisverkehr fahren konnte. Er fuhr auf die äußere Fahrspur. Entdeckte die Nagelsperre gerade noch rechtzeitig, um das Lenkrad herumzureißen und das Auto in die Bushaltebucht zu lenken. Das Heck geriet ins Schlingern und rutschte auf die Nagelsperre. Der linke Hinterreifen explodierte. Bevor er das Auto wieder unter Kontrolle bringen konnte, zeigte die Schnauze bereits in eine Straße, die unmittelbar nach einem Zebrastreifen zweispurig wurde. Im Spiegel sah er das Polizeiauto, das ihn durchs Zentrum verfolgt hatte. Es verlangsamte sein Tempo und bog in die Bushaltebucht. Dann verschwand es aus dem Spiegel, tauchte aber einen Moment später wieder darin auf. Die Straße verlief immer geradeaus. Mit inzwischen achtzig Stundenkilometern polterte der Wagen über eine Bodenschwelle, die Bernandas übersehen hatte. Durch die Wucht des Aufpralls wurde er aus dem Sitz gehoben und fiel unsanft wieder zurück. Das Auto schwenkte zur Seite.
Torp war sich sicher, dass es krachen würde. Bis sein Fahrer die Kontrolle zurückgewonnen hatte, schlingerte das Auto auf der Fahrbahn hin und her.
«Was machst du denn da?», fragte Torp und sah Kval an, der ihre beiden Dienstwaffen im Schoß hatte.
«Ich spare dir ein paar lebenswichtige Sekunden», erwiderte Kval und nahm das Magazin heraus. Um zu kontrollieren, dass es voll war, drückte er den Daumen auf die oberste Kugel. Dann schob er es wieder in die Pistole. Lud durch und entsicherte die Waffe. «Jetzt
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